physiopraxis 2011; 9(10): 60-67
DOI: 10.1055/s-0031-1293581
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Publication Date:
21 October 2011 (online)

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Namenswirrwarr – RLS oder Ekbom disease?!

„Für das Restless-Legs-Syndrom (RLS) wird künftig international die Bezeichnung ,Ekbom disease' gelten“ war kürzlich in einer Physiotherapie-Zeitschrift zu lesen. Doch ein Blick auf die angegebene Internetseite der US-amerikanischen RLS Foundation offenbart, dass die Foundation am 15. Januar 2011 lediglich beschlossen hat, eine Namensänderung in Gang zu bringen. Damals sollte der neue Name „Ekbom disease“ lauten. Doch diesen Einfall hat die Foundation bereits im März 2011 wieder verworfen, da dieser Begriff leicht mit dem Ekbom-Syndrom, einer psychischen Erkrankung, zu verwechseln sei. Inzwischen macht sich die Foundation für die Bezeichnung „Willis-Ekbom disease“ stark. Der englische Arzt Sir Thomas Willis hat 1672 zum ersten Mal von einem Beschwerdebild berichtet, das dem RLS entspricht. Der Neurologe Karl Axel Ekbom hat die Erkrankung 1945 umfassend beschrieben und gab ihr den bis heute gültigen Namen Restless-Legs-Syndrom. Zu allem Überfluss kursiert auch noch das „Witt-maack-Ekbom-Syndrom“ in der medizinischen Sprachlandschaft. Dieser Begriff führt jedoch laut der RLS Foundation auf die falsche Fährte: Theodor Wittmaack hat zwar 1861 das RLS beschrieben, allerdings als eine Form der Hysterie.

Ein neuer Name soll unter anderem deshalb her, da die bisherige Bezeichnung Rest-less-Legs-Syndrom nach neustem Kenntnisstand irreführend sei - auch Arme und Rumpf können laut RLS Foundation betroffen sein.

Nun hat sich zwar scheinbar ein passender Name gefunden, doch unklar ist, wie er in der medizinischen Welt ankommt. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Oertel, hat auf Anfrage von physiopraxis geantwortet: „Wir werden den Begriff RLS in Europa beibehalten.“ Eine Begründung nannte er keine.

giro und brk