Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2011; 18(05): 248-249
DOI: 10.1055/s-0031-1293131
DFR-Mitteilungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

14. DFR-Jahrestagung, 16. und 17. September 2011 – Gelungene Veranstaltung in Fulda

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. Oktober 2011 (online)

 
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Abb. 1 Angenehme Atmosphäre, fachkompetente Teilnehmer und interessante Themen auf hohem Niveau, u. a. vorgestellt von …
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Abb. 2 Rosemarie Mazzola, "Knifflige reisemedizinische Beratungsfälle", …
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Abb. 3 Michael Keunecke, "Tod im Ausland", …
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Abb. 4 Ulrich Klinsing moderiert Podiumsdiskussion "Ärztlich begleitetes Reisen", …
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Abb. 5 Stefan Leutzbach "Entwicklungsstand und Perspektiven für Bilddiagnostik in Entwicklungsländern" sowie …
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Abb. 6 Walter Mautsch und Stefan Eßer "Zahngesundheit für alle".
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Abb. 7 Gelungenes Rahmenprogramm: Gemeinsames Essen …
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Abb. 8 … und Rundgang durch das neue und das barocke Fulda mit einem sehr langen Ausklang im Tagungshotel.

Der kollegiale Charakter unserer Jahrestagung wurde schon beim Begrüßungsimbiss zu Beginn deutlich. An allen Tischen vor dem Tagungsraum trafen sich reisemedizinisch aktive Kolleginnen und Kollegen zum Wiedersehen und Erfahrungsaustausch.

Pünktlich um 13 Uhr am Freitag begrüßte unser Vorsitzender Ulrich Klinsing die Teilnehmer offiziell und eröffnete die 14. Jahrestagung unserer Fachgesellschaft, die in diesem Jahr in Fulda stattfand.

Praxis der reisemedizinischen Beratung

Vorstandsmitglied Rosemarie Mazzola moderierte in gewohnt routinierter Weise den traditionell ersten Programmpunkt "Knifflige reisemedizinische Beratungsfälle". Sie startete mit eigenen Fällen: Eine Schülerin mit erheblichen Vorerkrankungen und in immunsuppressiver Behandlung wollte nach Burkina Faso reisen und sich entsprechend impfen lassen. Ein weiterer Fall führte vor Augen, dass Hepatitis E nicht nur in Asien, sondern auch durch den Genuss von Wildschwein im Kaiserstuhl erworben werden kann.

Jürgen Mutschler aus Calw im Schwarzwald berichtete über eine ungewöhnliche Reaktion nach Impfung gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis und FSME sowie das methodische Problem, Impfreaktionen medizinisch und psychologisch zu beurteilen.

Christine Wehrhahn von der Almeda Assistance in München berichtete über die Repatriierung einer jungen bosnischen Studentin aus Nigeria nach einem Busunfall mit schwersten Gesichtsverletzungen und Armamputation. Der Fall zeigte sehr drastisch und nachhaltig, wie notwendig eine seriöse, suffiziente Auslandskrankenversicherung ist.

Stefan Eßer von International SOS Central Europe informierte anhand von Beispielen und Bildern aus Guinea über mögliche Probleme für Unternehmen in Ländern ohne brauchbare medizinische Infrastruktur. Sind Firmen in Afrika aktiv, sollte die medizinische Betreuung der Geschäftsreisenden sorgfältig geplant werden.

Das Thema "Tod im Ausland" erläuterte anschaulich Michael Keunecke, Bestatter und Thanatopraktiker aus Wesel. Er erklärte, wie ein Sterbefall im europäischen oder außereuropäischen Ausland betreut werden kann. Dabei stellte er auch die humanitäre Hilfsorganisation "Death Care Embalmingteam Germany" vor, die Rücktransporte von Toten international organisiert. Interessant waren auch die modernen Methoden der Thanatopraxis zur ästhetischen Rekonstruktion von Leichen, die er mit vielen Bildern vorstellte.


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Podiumsdiskussion

Bereits im Vorfeld gab es kontroverse Diskussionen zum Thema "Ärztlich begleitete Reisen". Entsprechend angeregt verlief die Podiumsdiskussion. Dort sollten offene Fragen zu Haftung, Dokumentation und Logistik von Medikamenten diskutiert werden. Ulrich Klinsing moderierte das Podium mit Reisemediziner Willy Herget und Heike Trümpener von Tour Vital und Dieter Werner von Mediplus Reisen. Offen blieben dabei vor allem Fragen nach Qualifikationsstandards und medizinischer Assistance bei schweren Erkrankungen oder Unfällen während der Reise. Die Reiseveranstalter verweisen hier auf die Auslandskrankenversicherung der Reisenden und sehen sich nicht in der Verantwortung.

Ein Stadtrundgang durch das neue und durch das barocke Fulda mit Michaelskirche und Dom rundeten den Tag mit einem herrlichen Spätsommerabend ab, bevor er bei südamerikanischen Fleischspießen und gutem Rotwein noch sehr lange ausklang.


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Besondere Themen der Reisemedizin

Dennoch wurde am Samstagmorgen pünktlich wieder begonnen. Den Anfangsvortrag hielt Stefan Leutzbach aus Bad Säckingen, der mit viel Engagement und sehr anschaulich "Entwicklungsstand und Perspektiven für Bilddiagnostik in Entwicklungsländern" präsentierte. Sein Resumée, was Radiologie in Entwicklungsländern leisten kann, fiel eher pessimistisch aus. Die neue Hilfsorganisation "Radiologists without Borders" soll mittelfristig Abhilfe schaffen und bild-gebende Diagnostik in Entwicklungsländern verbessern.

Ein Thema aus dem Nachbargebiet Zahnheilkunde brachte uns Walter Mautsch aus Aachen nahe, indem er über "Zahn-gesundheit für alle – Anspruch und Wirklichkeit auf internationaler Ebene" referierte und sein eigenes zahnmedizinisches Hilfsprojekt in Peru vorstellte.

Der neue Impfstoff, eingeführt vor knapp 2 Jahren, hatte das Interesse am Thema "Epidemiologie der Japanischen Enzephalitis in der Lokalbevölkerung und bei Reisenden" ansteigen lassen. Matthias Niedrig vom Berliner Robert Koch-Institut zeigte die geografische Verbreitung und die Risikoverteilung dieser Viruserkrankung und relativierte die Impf-indikation gegenüber industriellen Marketingmaßnahmen.

Großes Interesse zeigten die Teilnehmer an der "Übersicht über die Assistancemedizin und die Arbeit des Fachausschusses Assistancemedizin". Der Fachausschuss war vor 2 Jahren auf Anregung des Vorstands gegründet worden und hat seitdem bereits in vielen Sitzungen begonnen, die Assistancemedizin als Teil der Reisemedizin darzustellen, eine Definition zu erarbeiten und ein Curriculum für die Fortbildung aufzustellen. Stefan Eßer von International SOS referierte dies und moderierte die folgenden Vorträge dazu. Klaus Schäfer vom ADAC in München stellte in einem ausgesprochen kurzweiligen Vortrag die Komplexität des Themas "Notwendige Infrastruktur zum Betreiben einer Assistancezentrale" dar. Christine Wehrhahn von der Almeda zeigte, dass "Basisalgorithmen in der Assistancemedizin" bereits im Fachausschuss in ersten Ansätzen entwickelt worden sind. Wolfram Tannhäuser von MOS Medical informierte anhand seiner eigenen Erfahrungen zum Thema "Übersicht über Assistancemedizin in Deutschland". Der Fachausschuss wird weiterhin regelmäßig über seine Arbeit berichten.


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Aktuelle reisemedizinische Themen

"Reisethrombose, Epidemiologie und Prophylaxe" ist ein Dauerbrenner in der reisemedizinischen Beratung vor Langstreckenflügen. Hierzu gibt es inzwischen Konsensusempfehlungen, die Jürgen Ringwald aus Erlangen präsentierte: ASS wird kaum noch empfohlen. Unterschenkelkompressionsstrümpfe sind zurzeit in den meisten Risikofällen das empfohlene Mittel der Wahl. Orale Antikoagulanzien, die die niedermolekularen Heparine ablösen sollen, werden ausgesprochen teuer sein und sind zunächst für andere Indikationen vorgesehen.

Die Missionsärztliche Klinik in Würzburg unterstützt beratend "Reisen mit HIV-Infektion". Marco H. Schulze berichtete darüber sehr einfühlsam und zeigte auf, dass – spezielles ärztliches Fachwissen vorausgesetzt – auch HIV-Infizierte reisen können und sollen.

"Nebenwirkungen von und Kontraindikationen für Impfungen" geben immer wieder Anlass zu langen, ausgedehnten Diskussionen unter Reisemedizinern, Sigrid Ley-Köllstadt vom Deutschen Grünen Kreuz aus Marburg war hier eine erfahrene, hochkompetente Ansprechpartnerin.

Den spannenden Abschluss bildete ein Übersichtsvortrag über das "Verhalten in erdbeben- und tsunamigefährdeten Gebieten". Peter Bormann vom GeoForschungsZentrum Potsdam präsentierte den auch nach eineinhalb Tagen Jahres-tagung immer noch aufmerksam zuhörenden Teilnehmern dazu viele, ausgesprochen eindrucksvolle Bilder.

Der Dank aller Teilnehmer für eine gelungene Jahrestagung geht ganz besonders an Burkhard Rieke für die Planung und Organisation des wissenschaftlichen Programms sowie an Ingrid Bergmann und ihre Tochter Christina Kerscher für die wie immer perfekte Vorbereitung der Jahrestagung und die liebevolle Betreuung in Fulda.

Stefan Eßer
Vorstand Deutsche Fachgesellschaft Reisemedizin


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Abb. 1 Angenehme Atmosphäre, fachkompetente Teilnehmer und interessante Themen auf hohem Niveau, u. a. vorgestellt von …
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Abb. 2 Rosemarie Mazzola, "Knifflige reisemedizinische Beratungsfälle", …
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Abb. 3 Michael Keunecke, "Tod im Ausland", …
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Abb. 4 Ulrich Klinsing moderiert Podiumsdiskussion "Ärztlich begleitetes Reisen", …
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Abb. 5 Stefan Leutzbach "Entwicklungsstand und Perspektiven für Bilddiagnostik in Entwicklungsländern" sowie …
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Abb. 6 Walter Mautsch und Stefan Eßer "Zahngesundheit für alle".
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Abb. 7 Gelungenes Rahmenprogramm: Gemeinsames Essen …
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Abb. 8 … und Rundgang durch das neue und das barocke Fulda mit einem sehr langen Ausklang im Tagungshotel.