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DOI: 10.1055/s-0031-1291558
Ektopeptidasen – Von der Forschung in die Klinik[*]
Ectopeptidases – from Research to Clinical ApplicationAuthors
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Publication History
Publication Date:
09 January 2012 (online)
Zusammenfassung
Kombinierte Aktivitätshemmung der Ektopeptidasen DP IV und APN führt zur Modulation zellulärer Funktionen von Immun- bzw. Hautzellen, die therapeutisch genutzt werden kann. Daraus wurde das Therapiekonzept der „Peptidase-targeted Immunoregulation“ (PETIR™) entwickelt und patentiert, das zur lokalen Behandlung der Psoriasis bereits geprüft wird; eine Phase-II-Studie bei Akne ist beantragt.
Abstract
Combined Inhibition of ectopeptidases DP IV and APN modulates functional activities in immune and skin cells, possibly representing a new target for therapy. On this basis the concept of “peptidase-targeted immunoregulation” (PETIR™) has been developed and patented, to be examined for local therapy in psoriasis; another phase II-study is presently considered for acne.
Einleitung
In der Regulation von Wachstums- und Differenzierungsprozessen verschiedener Organe spielen Ektopeptidasen ([Abb. 1]) eine entscheidende Rolle, so vor allem im Darm, den Lymphozyten und in den Hautzellen [1]. Die Ektopeptidasen Dipeptidylpeptidase IV (DP IV/CD26) und Aminopeptidase N (APN/CD13) zeigen eine vom Aktivierungszustand verschiedener Zelltypen abhängige Expression und sind in die Regulation der Proliferation und Zytokinproduktion aktivierter Immunzellen einbezogen ([Abb. 1]). Damit kommen sie als Zielstruktur für die therapeutische Modulation entzündlicher Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen infrage.


Ektopeptidasen: Zur Therapie von Hauterkrankungen
Die im Vortrag wiedergegebene zusammenfassende Übersicht vorangegangener Arbeiten spiegelt die Ergebnisse wider, die die Expression und Funktion dieser beiden Enzyme einschließlich ihrer in den letzten Jahren neu entdeckten Strukturhomologe auf Keratinozyten, Sebozyten und Fibroblasten der Haut betreffen. Eine Evaluation dieser Ektopeptidasen als mögliche therapeutische Targets zur Behandlung von häufigen und bisher oft nur unbefriedigend therapierbaren Hauterkrankungen wird diskutiert. Als typische dermatologische Krankheitsbilder, die mit einer veränderten Proliferation und Differenzierung sowie Aktivierung dieser Zellen einhergehen, standen hier im Wesentlichen die Akne [2], Keloide [3] sowie chronisch-entzündliche Dermatosen wie die Psoriasis [1] [4] im Fokus unserer Untersuchungen.
Die erhobenen Daten demonstrieren im Besonderen, dass die DP IV und APN sowie ihre strukturverwandten Enzyme differenziell auf o. g. Hautzellen exprimiert werden und dass Inhibitoren dieser Ektopeptidasen tiefgreifend in basale zelluläre Funktionen dieser Zellen wie Proliferation, Differenzierung und inflammatorische Prozesse eingreifen können. Die Hemmung der Aktivität dieser Aminopeptidasen repräsentiert somit ein neues, innovatives Therapieprinzip, welches offenbar partiell die Potenz hat, den pathologischen Zustand selektiver zu modulieren als unerwünscht den Normalzustand.
Bisher lässt sich nicht mit abschließender Sicherheit sagen, welche der strukturverwandten anderen Enzyme der DP IV- und APN-Familie an der Modulation der zellulären Funktionen mitbeteiligt sind. Als alternative Targets sind hier insbesondere die intrazellulär gelegenen Enzyme Dipeptidylpeptidase-8 und -9 (DP8/9) sowie die zytosolische Alanyl-Aminopeptidase (cAAP) zu berücksichtigen. Nach bisherigen Ergebnissen kristallisiert sich die Erkenntnis heraus, dass die Hemmung zumindest der DP IV-Enzymaktivität kein entscheidender Faktor ist, wohl aber die Interaktion mit einer zweiten Bindungsstelle, der „central pore binding site“ [5], die für die zelluläre DP IV nachgewiesen werden konnte. Es deutet darüber hinaus vieles darauf hin, dass diese Fragen für jeden untersuchten Zelltyp unterschiedlich beantwortet werden müssen.
Die in dieser Arbeit erhobenen Daten zur Beeinflussung verschiedener dermatologischer Krankheitsbilder und der dafür relevanten Zelltypen in vitro und in vivo durch Ektopeptidaseinhibitoren werden im Folgenden tabellarisch zusammengefasst ([Tab. 1] und [Tab. 2]).
|
Proliferation |
Zytokine |
Andere Funktionen |
Tiermodelle |
Therapie-Relevanz für |
|
|
SZ 95-Sebozyten |
↓↓ |
IL-1RA↑ (Protein/mRNA) |
Lipidproduktion, Differenzierung |
Hamster |
Akne |
|
Keratinozyten |
↓↓ |
IL-1RA↑ (Protein/mRNA) |
Toll-like-Rezeptor-2/4-Expression ↓ |
Mausschwanz: Differenzierung ↑ |
Akne, Psoriasis |
|
P. acnes-stimulierte T-Zellen |
↓↓↓ |
IL-2 ↓ |
Akne |
||
|
Fibroblasten (normale Haut- und Keloidfibroblasten) |
↓ |
TGF-β1 ↓↓ |
Kollagen- und Matrix-Produktion, |
Mausmodell der dermalen Hautfibrose: Dermisdicke ↓ |
Fibrose, Keloide, Vernarbung |
Ausblick
Insgesamt zeigt sich, dass die kombinierte Hemmung der DP IV- und APN-Enzymaktivitäten synergistische sowie komplementäre Effekte auf die therapeutische Modulation der zellulären Funktionen von Immun- bzw. Hautzellen bewirkt, was letzlich zur Entwicklung eines neuen, inzwischen patentierten Therapieprinzips namens „Peptidase-targeted Immunoregulation“ (PETIR™) führte ([Abb. 2]). Dieses zielt unter anderem auf die Wiederherstellung des immunologischen Gleichgewichtes durch parallele Hemmung der T-Zellaktivierung und Induktion immunosuppressiver Mechanismen ab, wie z. B. die Produktion von TGF-β1 und die Aktivierung regulatorischer T-Zellen. Diese Effekte konnten auch von anderen Arbeitsgruppen in verschiedenen T-Zell-basierten Tiermodellen, wie der Experimentellen Autoimmunen Enzephalomyelitis (EAE) sowie einem Xenotransplantationsmodell der Psoriasis, dem AGR-129 Modell, eindrucksvoll bestätigt werden.
Auf der Grundlage dieser präklinischen Arbeiten läuft derzeit, nach erfolgreichem Abschluss der Phase-I-Studie für die topische Applikation des ersten entwickelten dualen PETIR™-Inhibitors IP10.C8 im Jahre 2008, eine Phase-II-Studie (ClinicalTrials.gov Identifier: NCT00824980) für die topische Psoriasistherapie; eine weitere Phase-II-Studie für die Indikation Akne ist beantragt.


* Nach einem Vortrag gehalten in der wissenschaftlichen Sitzung anlässlich des 75. Geburtstags von Herrn Prof. Dr. Dr. h. c. C. E. Orfanos, 11. Jahressymposion der Berliner Stiftung für Dermatologie am 2. 7. 2011 in Berlin.
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Literatur
- 1 Thielitz A, Ansorge S, Bank U et al. The ectopeptidases dipeptidyl peptidase IV (DP IV) and aminopeptidase N (APN) and their related enzymes as possible targets in the treatment of skin diseases. Front Biosci 2008; 13: 2364-2375
- 2 Thielitz A, Reinhold D, Vetter R et al. Inhibitors of Dipeptidyl Peptidase IV and Aminopeptidase N Target Major Pathogenetic Steps in Acne Initiation. J Invest Dermatol 2007; 127: 1042-1051
- 3 Thielitz A, Vetter R, Schultze B et al. Inhibitors of Dipeptidyl Peptidase IV-Like Activity Mediate Antifibrotic Effects in Normal and Keloid-Derived Skin Fibroblasts. J Invest Dermatol 2008; 128: 855-866
- 4 Thielitz A, Bukowska A, Wolke C et al. Identification of extra- and intracellular aminopeptidases as new targets to modulate keratinocyte growth and differentiation. Biochem Biophys Res Commun 2004; 321: 795-801
- 5 Ansorge S, Nordhoff K, Bank U et al. Novel aspects of cellular action of dipeptidyl peptidase IV/CD26. Biol Chem 2011; 392: 153-168
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Literatur
- 1 Thielitz A, Ansorge S, Bank U et al. The ectopeptidases dipeptidyl peptidase IV (DP IV) and aminopeptidase N (APN) and their related enzymes as possible targets in the treatment of skin diseases. Front Biosci 2008; 13: 2364-2375
- 2 Thielitz A, Reinhold D, Vetter R et al. Inhibitors of Dipeptidyl Peptidase IV and Aminopeptidase N Target Major Pathogenetic Steps in Acne Initiation. J Invest Dermatol 2007; 127: 1042-1051
- 3 Thielitz A, Vetter R, Schultze B et al. Inhibitors of Dipeptidyl Peptidase IV-Like Activity Mediate Antifibrotic Effects in Normal and Keloid-Derived Skin Fibroblasts. J Invest Dermatol 2008; 128: 855-866
- 4 Thielitz A, Bukowska A, Wolke C et al. Identification of extra- and intracellular aminopeptidases as new targets to modulate keratinocyte growth and differentiation. Biochem Biophys Res Commun 2004; 321: 795-801
- 5 Ansorge S, Nordhoff K, Bank U et al. Novel aspects of cellular action of dipeptidyl peptidase IV/CD26. Biol Chem 2011; 392: 153-168




