Der Klinikarzt 2011; 40(08): 374
DOI: 10.1055/s-0031-1286564
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Metastasiertes Nierenzellkarzinom – Verbessertes progressionsfreies Überleben

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Publication Date:
22 August 2011 (online)

 
 

Die Einführung von Tyrosinkinaseinhibitoren brachte die Wende in der Therapie des metastasierten Nierenzellkarzinoms. Mit Pazopanib lässt sich das progressionsfreie Überleben verlängern, bei akzeptablem Nebenwirkungsprofil. Insbesondere Hand-Fuß-Syndrome sind selten.

11 000 bis 12 000 Patienten erkranken in Deutschland jedes Jahr an einem Nierenzellkarzinom. Es belegt damit nach dem Prostata- und dem Urothelkarzinom den dritten Platz der urologischen Krebserkrankungen. Über 50% werden zufällig entdeckt. Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung haben sich bereits bei jedem vierten Patienten Metastasen gebildet. Mit entsprechend schlechter Prognose. 1996 lag die 5-Jahres-Überlebensrate beim metastasierten Nierenzellkarzinom zwischen 0 und 13 %. Als Behandlungsoption stand lange Zeit nur die Immuntherapie mit Zytokinen zur Verfügung. Die Wende kam schließlich 2006 mit der Einführung von Tyrosinkinaseinhibitoren, die auf molekularer Ebene in die Tumorpathogenese eingreifen.

Verlängertes progressionsfreies Überleben

Der Multi-Tyrosinkinase-Inhibitor Pazopanib (Votrient®) wurde 2010 für die Erstlinientherapie des metastasierten Nierenzellkarzinoms in die europäischen und amerikanischen Leitlinien aufgenommen. Er konnte in einer Phase-III-Studie bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem und/oder metastasiertem überwiegend klarzelligem Nierenzellkarzinom (n = 435; ECOG-Performance-Status 0/1) das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) signifikant verlängern. In der Gesamt-population, die nicht vorbehandelte Patienten (n = 233) und Patienten nach Zytokinversagen (n = 202) erfasste, betrug die PFS in der Pazopanibgruppe 9,2 Monate gegenüber 4,2 Monaten unter Placebo. Bei therapienaiven Patienten lag sie bei 11,1 Monaten gegenüber 2,8 Monaten. Eine Subgruppenanalyse ergab, dass alle Behandlungsgruppen von Pazopanib profitieren, unabhängig von Geschlecht, Alter, ECOG-Status und MSKCC-Score.


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Grad 3/4 Hämatotoxizitäten minimal

Besonders betonte PD Dr. Margitta Retz vom Klinikum rechts der Isar in München, die minimalen Grad 3/4 Hämatotoxizitäten. "Außerdem wird im Praxisalltag nahezu kein Hand-Fuß-Syndrom beobachtet." Die Häufigkeit von Diarrhö, Hypertonie, Vomitus und Fatigue vom Grad 3 lag zwischen 2 und 4 %. Angesichts der neuen Therapieoptionen und der daraus resultierenden Sequenztherapie könne das metastasierte Nierenzellkarzinom durchaus als chronifizierte Erkrankung betrachtet werden, so Retz.

Dr. Beate Fessler, München

Quelle: Münchener Fachpresse-Workshop "Onkologie", München, 18. Mai 2011
(Sponsoren: AMGEN; GlaxoSmithKline, Mundipharma).


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