Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2011; 18(04): 195
DOI: 10.1055/s-0031-1285956
DGMM-Mitteilungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

DGMM-Empfehlung für die arbeitsmedizinische Eignungsuntersuchung – Der Offshore-Arbeitsplatz im deutschen Seegebiet

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Publication Date:
15 August 2011 (online)

 
 

    Die Öl- und Gasplattformen in der Nordsee liegen nicht auf deutschem Hoheitsgebiet und finden daher bisher keine Berücksichtigung in den deutschen Arbeitsschutzregularien (Berufsgenossenschaftliche Grundsätze, Seemannsgesetz, Bergbauverordnung, Verordnung zur Arbeitsmedizinischen Vorsorge). Die medizinischen Versorgungsmöglichkeiten bei Offshore-Arbeitsplätzen sind deutlich eingeschränkt. Daraus ergeben sich besondere Anforderungen und Bedingungen für die Eignungsuntersuchung und Betreuung der Mitarbeiter/innen.

    In Großbritannien, Niederlande und Norwegen haben Betreiber von Offshore-Anlagen (bes. Gas- und Ölplattformen) entsprechende Regelwerke über die besonderen Anforderungen an die Arbeiter hinsichtlich physischer und psychischer Fitness und einen Katalog der medizinischen Eignungsuntersuchungen aufgestellt. Um den Arbeitnehmern einen reibungslosen Wechsel zwischen Anlagen oder Untersuchungsstellen zu gewährleisten, haben die Betreiber der genannten Länder eine gegenseitige Anerkennung ihrer Eignungs-Zertifikate im so genannten "Hardanger Abkommen" vereinbart.

    Die neuen Windenergie Offshore-Parks in deutschen Küstengewässern erfordern nun ebenfalls entsprechende Regelungen für den Gesundheitsschutz der Arbeitnehmer, die diese Anlagen im Hochseebereich errichten und warten. Die Deutsche Gesellschaft für Maritime Medizin e. V. konstituierte eine Arbeitsgruppe Offshore (U. Decker, K.-P. Faesecke, A.-J. Kremer, A. M. Preisser, U. Rogall), die – in Orientierung an die bereits bestehenden niederländischen, norwegischen und britischen Richtlinien – eine DGMM-Empfehlung für die Eignungsuntersuchung vor Tätigkeit auf deutschen Offshore-Anlagen erstellte.

    Eckpunkte der Empfehlung für die medizinischen Vorsorge- und Tauglichkeits-Untersuchungen sind:

    • Anforderungen Offshore-Arbeitsplätze (Schwerarbeit, Arbeit mit Absturzgefahr, extreme Witterungsbedingungen, Helikopter- und Bootstransport, Schichtarbeit, lange Abwesenheit von zu Hause, absolute Alkohol- und Drogenkarenz),

    • Hinweise zu speziellen körperlichen Anforderungen und Grenzen gesundheitlicher Eignung hinsichtlich Vorerkrankungen und chronischen Erkrankungen,

    • Detailliertes Programm für Anamnese und ärztliche Untersuchungen (Seh- und Hörtests, Ruhe- und Stress-EKG, Lungenfunktionsprüfung, erweiterte Laboruntersuchungen) je nach individueller Anforderung,

    • Regelungen für besondere Personengruppen: Kranführer, Küchenpersonal, Personal in der Rettung und Feuerbekämpfung und für Besucher,

    • Ausstellung des Eignungs-Zertifikats.

    Die Empfehlung steht auf der Seite der DGMM, http://www.maritimemedizin.de, in der Rubrik Publikationen/Leitlinien zum Download zur Verfügung.

    Die pdf-Datei enthält auch Anhänge mit Bestimmungen für besondere Personengruppen und Situationen, Fragebogen sowie Formulare.

    Dr. Alexandra M. Preisser, Hamburg,
    für die AG Offshore der DGMM
    alexandra.preisser@bgv.hamburg.de


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