In interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Radiologie und Kardiologie in Österreich
wurde 2007 ein klinischer Leitfaden für die Anwendung der kardialen MSCT veröffentlicht.
In der Aktualisierung soll sich nun die kontinuierliche klinische und technische Weiterentwicklung
widerspiegeln.
Zeitliche und räumliche Auflösung der CT haben sich erheblich verbessert, sodass eine
Abbildung der Koronararterien in weniger als 1 Sekunde in hoher diagnostischer Qualität
möglich geworden ist. Gleichzeitig hat sich die Strahlenbelastung reduziert und liegt
unter Anwendung der modernsten Gerätetechnologie im Bereich einer diagnostischen Katheterangiografie.
Ferner hat sich das Spektrum der Indikationen zur kardialen MSCT-Untersuchung erweitert,
z.B. in der Vorbereitung komplexer kardiologischer Interventionen. Darüber hinaus
schränken höhergradige Verkalkungen der Koronararterien die Untersuchungsqualität
weniger ein als bisher angenommen. Auch hat der Kalzium-Score nicht den erwarteten
Stellenwert in der individuellen Prognose der koronaren Herzerkrankung erreicht und
konnte sich nicht zu einer allgemein empfohlenen Screening-Methode entwickeln.
Das Update trägt auch der wachsenden Expertise der Radiologen und Kardiologen auf
dem Gebiet der nicht-invasiven kardiologischen Abklärung Rechnung und unterstreicht
die positive Entwicklung der Kooperation beider Fachgruppen. Qualität und Indikationsspektrum
der Herz-CT sowie fachliche Expertise und interdisziplinäre Kooperation haben zu einer
breiteren Anwendung geführt.
Kalzium-Scoring. Die Möglichkeit, im CT Kalk darzustellen, hat die Kalzium-Scoring-Untersuchung
schon früh in den Fokus der Primär- und Sekundärprophylaxe zur Früherkennnung von
Koronarsklerose und Prognoseeinschätzung gerückt. Eine generelle Empfehlung zum "Koronarkalkscreening"
kann jedoch aus derzeitiger Sicht nicht gegeben werden. Zusammenfassend stellt der
Leitfaden heraus, dass von einem Kalzium-Scoring vor allem asymptomatische Patienten
mit intermediärem Risikoprofil profitieren können.
MSCTA. Der Methode wurde eine hervorragende Eignung bescheinigt, um anatomische Fragen
wie Koronaranomalien, die Lage der Koronarien zu den großen Gefäßen oder den Zustand
von Bypässen zu beurteilen. Ein unauffälliger MSCTA-Befund schließt eine relevante
KHK mit hoher Wahrscheinlichkeit aus. Der Leitfaden fasst folgende hauptsächlichen
Anwendungsgebiete der MSCTA zusammen:
-
beim Aussschluss einer KHK bei Patienten mit niedrig bis intermediärer Vortestwahrscheinlichkeit,
atypischer Symptomatik und unklarem Ischämietest
-
als zusätzliche Informationsquelle bei Patienten mit bekannter KHK
-
Weitere Anwendungsmöglichkeiten, Kontraindikationen und Strategien zur Strahlenexposition
sind nach heutigem Stand dargestellt.
Der aktualisierte Leitfaden trägt die derzeit sinnvollen Anwendungen der MSCT bei
Patienten mit Verdacht auf oder bereits bekannter koronarer Herzkrankheit zusammen
und wurde evidenzbasiert erstellt. Ergänzungen oder Korrekturen beruhen auf einem
interdisziplinärem Konsensus.
Das Konsensuspapier wird in Kürze in der RöFo veröffentlicht.