Balint Journal 2012; 13(2): 58
DOI: 10.1055/s-0031-1284050
Leserbrief

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R. Suske: Wenn Krankheit zum profitablen Begleiter wird. Krankheitsgewinn und Chronifizierung – das psychosoziale Malignom

Balint 2011;12:109–115R. Elsenbruch1
  • 1Klinik am Hellweg GmbH
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Publication Date:
11 June 2012 (online)

Sehr geehrte Damen und Herren,

zunächst bedanke ich mich für den sehr mutigen Artikel über „Krankheit als profitabler Begleiter“. In der heutigen Zeit macht sich ja jeder verdächtig, der nicht nur Fördern sondern auch Fordern will. Und wenn in einem Fallbeispiel der „skrupellose Kranke mit einem gezielt antisozialen Verhalten“ geschildert wird, liegt es im Trend der Zeit, diesen Menschen eben wegen des antisozialen Verhaltens strafrechtlich zu exkulpieren. Psychoanalytisch wird hier ein „schwerwiegender Über Ich Defekt“ diagnostiziert. Da sich das berufliche Scheitern an mehreren beruflichen Stellen gezeigt hat, der Patient externalisiert sein eigenes Unvermögen als „mobbing“, liegen sogar die medizinische Voraussetzungen für eine Erwerbsunfähigkeitsrente vor. Und es ist nur Konsequent, wenn viele analytisch orientierte Psychotherapeuten erst dann eine Analyse oder Therapie für sinnvoll halten, wenn die Erwerbsunfähigkeitsrente dauerhaft genehmigt ist. Wer an diesen Verhältnissen etwas ändern will, wird schnell zum Totengräber des Sozialstaates stilisiert. Hier das „bedingungslose Grundeinkommen“ einführen zu wollen ist meines Erachtens eine Kapitulation vor diesem Problem.

Letztendlich kann niemand wollen, den Rechtsstaat abzuschaffen. Dann werden wir aber damit leben müssen, das es gegen jede Ablehnung eines Leistungsbezuges eine Klagemöglichkeit gibt. Am Ende einer Prozessflut steht dann die Diagnose „Querulantenwahn (Michael Kohlhaas-Syndrom)“ und damit bestehen dann letztendlich doch die Voraussetzungen für eine dauerhafte Erwerbsunfähigkeitsrente. Die Kosten der Prozesse sind dann letzendlich höher als die Kosten für die Rente. Eine Lösungsmöglichkeit für dieses Problem sehe ich auch nicht, würde aber hier auch eine Diskussion anregen.

Mit freundlichen Grüßen
Roland Elsenbruch

R. Elsenbruch

Klinik am Hellweg GmbH

Bismarckstr. 2

59505 Bad Sassendorf

Email: roland.elsenbruch@email.de

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