Zentralbl Chir 2012; 137(1): 73-74
DOI: 10.1055/s-0031-1283916
Addendum
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Gallenblase / Gallenwege“ (Heft 1 / 2012), ein traditionelles Thema des „Zentralblatt für Chirurgie“ – Addendum zum Editorial

“Gallbladder / Biliary System” (Issue 1 / 2012), A Traditional Topic in the Journal “Zentralblatt für Chirurgie” – Addendum to the Editorial
F. Meyer
1   Universitätsklinikum Magdeburg A. ö. R., Klinik für Allgemein-, Viszeral- & Gefäßchirurgie, Magdeburg, Deutschland
,
H. Lippert
1   Universitätsklinikum Magdeburg A. ö. R., Klinik für Allgemein-, Viszeral- & Gefäßchirurgie, Magdeburg, Deutschland
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Publication Date:
16 February 2012 (online)

Die Fülle der in der Planung, organisatorischer Umsetzung (insbesondere mit den Manuskripteinladungen) und letztlich zu Buche stehenden breit gefächerten Artikel mit einem außerordentlich vielgestaltigen Themenspektrum zum Themenheft „Gallenblase / Gallenwege“ in allen Manuskriptkategorien veranlassen die Themenverantwortlichen, über ein Editorial hinausgehende Assoziationen und Reflexionen festzuhalten, die sich insbesondere dem im „Zentralblatt für Chirurgie“ gepflegten konzeptionellen Gedanken der Themenheftideen und -abfolge, natürlich auch mit spontan eingereichten Schriftbeiträgen (einschließlich ihrer Eingliederung in den Rahmen jüngerer als auch mittelfristig zurückliegender Manuskriptthemen), der Manuskriptauswahl und der Einladung namhafter Autoren widmen. Eine thematisch zwar wechselnde, aber durchaus stets verfolgte Grundkonzeption beabsichtigt, i) inhaltliche Wiederholungen in der Zeitschrift als auch im einzelnen Manuskriptexemplar / -thema zu vermeiden, ii) mit den aktuellen Artikeln an themenbezogene bzw. thematisch ähnliche Arbeiten dieser Zeitschrift anzuknüpfen, nicht zuletzt für eine eventuelle komplettierende Zitation, als auch iii) eine sinnvolle und anknüpfende Ergänzung von bereits publizierten Aspekten des Journals „Zentralbl Chir“ mit neuen Manuskripten / Artikeln zu erreichen und damit eine Kontinuität der Themenbehandlung und Wissensvermittlung noch besser, aktueller und kompetenter auszuweisen.

Der vorliegende „Kommentar“ (Unterkategorie der Manuskriptkategorie „Sonderbeitrag“) hat das Ziel, kompakt über den Rahmen eines „Editorials“ hinausgehende Aspekte des Themenheftes zu erläutern und teils singulären Bezug zu ausgewählten Artikeln des Themenheftes „Gallenblase / Gallenwege“ sowie zum historischen als auch aktuellen Gesamtzusammenhang im Schrifttum des „Zentralbl Chir“ herzustellen.

Im chirurgischen Fach spielen Aspekte der „Gallenblase“ eine vordergündige Rolle, was sich durch das Fallaufkommen der Steinerkrankung und dem daraus abgeleiteten immensen Versorgungsbedarf sowie dem Stellenwert in der frühen chirurgischen Basisausbildung [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9], heute eher laparoskopisch orientiert, zwangsläufig ergibt.

Die „Gallenwege“ bleiben eher dem erfahrenen Chirurgen vorbehalten, ob Choledocholithiasis (bei nur noch selten indizierter offen-chirurgischer Choledochusrevision), Manifestation und Konsequenzen der Inflammation (Cholangitis in ihren Ausprägungsfacetten – chirurgisch relevant insbesondere bei Komplikationen oder als Indikation bei primär-sklerosierender Pathomorphologie zur Organtransplantation) oder Tumorerkrankung.

Damit verkörpert dieses Themenfeld in fast symbolträchtiger Weise das breite OP-Spektrum der offenen und gut etablierten laparoskopischen, ja mittlerweile nicht mehr als exotisch betrachteten, SILS-basierten [10] [11] (ggf. sogar NOTES-geführten [12]) Allgemein- und Viszeralchirurgie als auch den individuellen Ausbildungsgang eines Allgemein- und Viszeralchirurgen von der elektiven Gallenblasenentfernung bis zur multiviszeralen Cholangiokarzinomresektion bzw. möglicherweise Lebertransplantation im Falle einer zugrundeliegenden LTx-relevanten Gallenwegserkrankung.

Dieser Umstand räumt „der Galle“ (klinisches Synonym für Gallenblase) einen besonderen Betrachtungsplatz ein, in diesem Zusammenhang natürlich eng assoziiert die Gallenwegserkrankungen schlechthin.

Es ist daher nur zu naheliegend, dass sich schon immer Artikelthemen um die „Galle“ im „Zentralblatt für Chirurgie“ rankten, wie i) an einer Reihe früherer Publikationen über die Jahre im Zusammenhang mit dem stets aktuellen und klinisch interessanten Thema sowohl für die Basis- als auch für die komplexe Chirurgie am Gallenwegssystem sowie ii) in Anbetracht erfolgter Richtlinienfestlegungen (Stichwort: intraoperative Cholangiografie) bzw. Paradigmenwechsel (laparoskopische Cholezystektomie) ablesbar ist. Ebenso Artikel jüngeren Datums widmen sich mit konstanter Häufigkeit den berichtenswerten Problemen im Zusammenhang mit der „Gallenblase“ / den „Gallenwegen“ [13] [14] [15] [16] [17] [18].

Das neue Themenheft „Gallenblase / Gallenwege“ setzt Akzente in vielfältiger Richtung.

Zunächst wird ein interessanter historischer Rückblick gegeben (Dannenberg et al.) mit Bezügen zu Karl Langenbuch (1. Gallenblasenentfernung) und Hans Kehr (1. biliodigestive Anastomose), wobei sich die erstmalige Anastomosierung zum 100. Mal jährt und willkommener Anlass für ein passendes Themenheft darstellt. Hervorzuheben ist der historische „Zentralbl-Chir“-Bezug mit entsprechenden spezifischen journalbezogenen Zitationen, der angestellt wurde. Untersetzt wird die historische Reminiszenz durch eine Kongressnachlese 2011 von Eder et al., wobei durch den Titel „Hans-Kehr-Symposium“ mit der selektiven gastroenterologisch-viszeralchirurgisch geprägten Themenwahl (2011: Gallenblase / Gallenwege // 2012 geplant: Magen) sowohl der Anspruch der gleichzeitig beabsichtigten Traditionspflege als auch der fächerübergreifenden Interdisziplinarität ausgedrückt wird.

In der üblichen Betrachtung (Epidemiologie – klinische Symptomatik – Diagnostik – Therapie – Outcome / Follow-up) kann sehr gut der Beitrag zu „Stellenwert der routinemäßigen präperativen Ösophagogastroduodenoskopie vor elektiver Cholezystektomie“ (Dimitriou et al.), ein „Dauerbrenner“ im klinischen Alltag, und als Originalarbeit (!) konzipiert, platziert werden.

Aktuell zur laufenden Diskussion passt die Originalarbeit von Hensel et al. „Vergleich zwischen transvaginaler und laparoskopischer Cholezystektiomie – eine retrospektive Fall-Kontroll-Studie“, wobei einschränkend zu sagen ist, dass es sich bei der transvaginalen CCE nicht um „Pure-NOTES“-Eingriffe, sondern periumbilikal mit einem Trokar assistierte Eingriffe handelt.

Sinnvoll ergänzt wird die Thematik durch Petridis et al., der mit „TULC – total umbilicale laparoskopische Cholezystektomie. Ein ökonomischer Ansatz in der narbenfreien Gallenblasenchirurgie“ auf die „SILS“ („single incision laparoscopic surgery“) Bezug nimmt, die als trendbestimmend hinsichtlich der Minimierung des operativen Traumas auf dem Weg zu NOTES anzusehen ist.

Immer wieder von vordergründigen Interesse sind Übersichten, die insbesondere durch ansprechende publizierte Fallzahlen der Autoren im Hintergrund brillieren können, so wie von Kissenkoetter et Witzigmann berichtet.

Spannend für den Chirurgen im Falle von möglichen oder manifesten Blutungskomplikationen oder potenziellen Gallefisteln ist die optionale Anwendung von „TachSil bei der Cholezystektomie“, wie von Schopf et al. umrissen.

Komplettiert werden die Beiträge durch zahlreiche, originelle Kasuistiken, die z. B. ausgewählte und seltene Fallkonstellationen wie das „schlecht differenzierte neuroendokrine kleinzellige Karzinom der Gallenblase“ (Benkel et al.) oder das „Benigne biliäre Zystadenom …“ der Gallenblase (Sendt et al.) bzw. „Gallenblasenagenesie – ist eine Operation vermeidbar?“ (Wagler et Kiehle) betreffen.

Es ist ein ansprechendes Themenheft entstanden, das die Brücke von historischem Rückblick über angezeigte systematische, klinisch relevante Übersicht und Originalarbeit bis hin zur interessierenden, sehr individuell geprägten Fallspezifik schlägt.

H. Lippert und F. Meyer