Im Leben jedes jungen Mediziners gibt es denkwürdige Momente, die er nie vergessen
wird. Einer ist sicher, wenn er zum ersten Mal eine Wunde zunähen darf. Bei mir spielte
sich dieses feierliche Ereignis so ab: Ich war Chirurgie-PJler und stand seit gefühlten
sechs Stunden am OP-Tisch. Plötzlich sprach der Oberarzt den entscheidenden Satz:
„Na, willste mal zunähen?“ Vor Schreck fielen mir fast die Haken aus den Händen, und
das in den Beinen versackte Blut schoss mir binnen Sekunden hoch in den Kopf. Als
mir die OP-Schwester dann den Nadelhalter reichte, konnte ich das Instrument vor Aufregung
kaum halten. Zwar gelang es mir wider Erwarten, die Wunde ganz manierlich zu verschließen,
und soweit ich mich erinnere, ist sie danach auch wirklich verheilt – aber angenehm
war die ganze Prozedur nicht. Weder für den netten 1. Assistenten, der mir mit einer
Engelsgeduld half und die ihm vom Oberarzt eingebrockte Suppe auslöffeln durfte, noch
für mich selbst, denn ich war auf diese Situation einfach mies vorbereitet. Damit
es Ihnen besser ergeht, lesen Sie unseren Artikel „Nähstunde für Weißkittel“ auf S. 34! Hier haben wir die Grundlagen des „Nähens & Knüpfens“ praxisnah für Sie aufbereitet.
Die epochalsten Ereignisse im Studium sind aber natürlich die Ärztlichen Prüfungen.
Ihrem Rang angemessen legen sich die Studierenden in den Vorbereitungsphasen darauf
besonders ins Zeug. Dass es manche dabei übertreiben, zeigt das Ergebnis einer Online-Umfrage,
die wir kürzlich durchgeführt haben: 36% der Teilnehmer gaben an, dass sie in der
heißen Lern-phase vor einem Examen über 10 Stunden pro Tag lernen – und das, obwohl
Lernexperten klar sagen, dass mehr als 7 Stunden nichts bringen. 30% der Medizinstudenten
stellen ihre Freizeitaktivitäten in den zwei Monaten vor der Prüfung praktisch vollständig
ein. 15% konsumieren Medikamente zur Leistungssteigerung oder Angstlösung. Kein Wunder,
dass sich viele Prüflinge nach dem Examen fühlen, als seien sie gerade aus einer Gruft
geklettert – sofern sie dazu noch in der Lage sind. Unsere Autorin Nele Camerer hat
im Gespräch mit Psychologen und Ernährungsexperten einen guten Plan entwickelt, wie
man in Prüfungsphasen trotz der großen Lernbelastung gesund bleiben kann. Ihre Tipps
finden Sie im Artikel „Finde deinen Rhythmus!“ auf S. 12.
Ein Tipp für höhere Semester: Mit Erscheinen dieses Heftes startet unsere PJ-Umfrage
2011, die wir dieses Mal in Kooperation mit der bvmd durchführen. Möchten Sie dazu
beitragen, dass sich die Qualität dieser wichtigsten Ausbildungsphase im Studium endlich
so darstellt, wie es sich gehört? Dann machen Sie mit! Infos auf S. 27 oder unter www.thieme.de/viamedici/medizinstudium/pj/umfrage11.html.
Einen Epoche machenden Sommer wünscht Ihnen
Ihr
Dieter Schmid
Dr. med. Dieter Schmid, Redaktionsleitung