Am 22. Oktober 1995 wurde in Hamburg anlässlich der 1. Europäischen Konferenz für
Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (ECTIH 1995) die Föderation der Europäischen
Fachgesellschaften für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (FESTMIH) gegründet,
http://www.festmih.eu . Im Oktober 1997 schreiben 2 der Gründungsväter, R. Korte und D. Le Ray, im European
Journal of Tropical Medicine & International Health (TMIH) ein Editorial mit dem Titel
"The Role of the Federation of European Societies for Tropical Medicine and International
Health" [1 ]. TMIH, http://www.tmih.com , war 1996 aus dem Zusammenschluss mehrerer europäische tropenmedizinischer Fachzeitschriften
hervorgegangen. 2008 wird der Delegierte der DTG zum FESTMIH-Sekretär gewählt, 2010
zum FESTMIH-Präsidenten. 13 europäische Fachgesellschaften sind heute aktiv in der
Föderation engagiert:
AT: Österreichische Gesellschaft für Tropenmedizin und Parasitologie
BE: Belgium Society of Tropical Medicine
CH: Swiss Society of Tropical Medicine and Parasitology
CZ: Společnost tropického a cestovního lékařství
DE: Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit
DK: Dansk Selskab for Tropemedicin & International Sundhed
ES: Sociedad Española de Medicina Tropical y Salud Internacional
FI: Suomalainen seura International Health
FR: Société de Pathologie Exotique
IT: Società Italiana di Medicina Tropicale
NL: Nederlandse Vereniging voor Tropische Geneeskunde
NO: Norwegian Forum for Global Health Research
UK: Royal Society of Tropical Medicine and Hygiene
Seit der ECTMIH 1995 haben 5 weitere Europäische Konferenzen stattgefunden, in Liverpool,
Lissabon, Marseille, Amsterdam und Verona. Das Programm der ECTMIH 2009 in Verona
mit pdf-Dateien der Präsentationen ist unter http://www.festmih.eu zu finden. Vom 3.–6. Oktober 2011 wird die 7. ECTMIH in Barcelona ausgerichtet, http://www.ectmihbarcelona2011.org .
Wie in Verona werden auch in Barcelona verbindende Kongresselemente einen besonders
prominenten Platz einnehmen:
FESTMIH Member Societies at ECTMIH (Workshops)
European Commissions at ECTMIH (Hearing und Diskussion der Rahmenprogramme europäischer
Forschung)
TMIH at ECTMIH (Roundtable mit Fachzeitschriftseditoren und Autoren)
NGOs at ECTMIH
International Organizations at ECTMIH
Viele europäischen akademische Einrichtungen und Gesellschaften für Tropenmedizin
blicken auf eine lange Tradition zurück, haben über ein Jahrhundert Erfahrungen gesammelt
und gelernt, haben Fortschritte in Richtung "true partnerships" [2 ] erzielt und besitzen das Potenzial neue Wege in der globalen Kooperation zu beschreiten.
Die Bezeichnung "Tropenmedizin" hat sich bisher allen Versuchen widersetzt, durch
einen "zeitgemäßeren" Begriff ersetzt zu werden. Viele Institute und Fachgesellschaften
haben "Internationale Gesundheit" zu ihren Namen hinzugefügt, um den die "Tropen"
überschreitenden Aufgabenstellungen Rechnung zu tragen. Die Schwierigkeit, das Tätigkeitsfeld
dieser Institute und Gesellschaften in einen Begriff zu gießen, hat tiefere, konzeptionelle
Gründe. "Tropenmedizin & Internationale Gesundheit" versucht bis heute der Fragmentierung
des wissenschaftlichen Zugangs zu "Gesundheit" zu entgehen und einen holistischen
Ansatz zu vertreten. Dies spiegelt sich in den Forschungsagenden der Tropeninstitute,
und neuerlich, "Global Health Centers" wider, wie auch in den Programmen der tropenmedizinischen
Fachgesellschaften und deren Konferenzen, wie der ECTMIH. Die Themen umspannen das
Feld der "Gesundheit" von der Molekularbiologie und Epidemiologie über die Klinik
der Erkrankungen, Verhaltenswissenschaften, Gesundheitsökonomie und operationellen
Forschung bis zu den Zusammenhängen zwischen Klimawandel und Gesundheit.
Einer der Gründe, "Gesundheit" holistisch zu sehen und zu erforschen, liegt in der
Notwendigkeit, dass arme Länder (sog. LICs, low-income countries) gar keine andere
Wahl haben. Es ist zu erwarten, dass wir in den reichen Ländern in nächster Zeit einen
Reimport dieses Ansatzes erleben werden.
Die akademischen Einrichtungen und Fachgesellschaften für Tropenmedizin und Internationale
Gesundheit haben etwas anzubieten in der Erkennung, Behandlung und Prävention globaler
Gesundheitsprobleme, der Lehre und der Forschung.
In der hochmobilen globalen Gesellschaft sind viele Infektionserkrankungen "Allgemeingut"
geworden und können nur als solches wirksam bekämpft werden. Armutserkrankungen –
zumeist "Neglected Diseases" – erhalten nach wie vor bei weitem nicht die Aufmerksamkeit,
die sie verdienen – aus rationalen wie aus humanitären Gründen. Eine Verbesserung
wird nur zu erzielen sein, wenn die nächsten Generationen stärker als bisher sensibilisiert
und in der Disziplin "Tropenmedizin & Internationale Gesundheit" ausgebildet werden.
Das TropEd-Netzwerk, http://www.troped.org , ist ein ausgezeichnetes Beispiel einer europäischen multinationalen Initiative der
Postgraduiertenausbildung, zu der auch mehrere deutsche Institute beitragen. Der systematische
Einzug des Themengebiets "Tropenmedizin & Internationale Gesundheit"/"Global Health"
in die studentische Lehre ist erst noch zu realisieren. Ein weiteres Beispiel einer
europäischen Initiative im Bereich "Global Health" ist die European Academic Global
Health Alliance (EAGHA), http://www.eagha.org [3 ]. FESTMIH gehört zu den Gründungsmitgliedern dieser Initiative und der FSTMIH-Präsident
ist Mitglied des Steering Committees.
Die Voraussetzungen für eine umfängliche Implementierung der "Tropenmedizin & Internationale
Gesundheit"-Konzepte sind vorhanden. Um erfolgreich zu sein, bedarf es jedoch des
Zusammenschlusses. Seit 1996 hat Europa mit der FESTMIH eine Plattform auf der Fachgesellschaftsebene.
Es ist erfreulich zu sehen, dass inzwischen 13 europäische Fachgesellschaften dort
zusammengeschlossen sind, eine gemeinsame Fachzeitschrift TMIH und einen gemeinsamen
Kongress ECTMIH nutzen. Der Tätigkeitsbericht 2009–2010 ist am 8. April 2011 von der
DTG-Geschäftsstelle an alle Mitglieder verschickt worden. Der Plan für die nächsten
Jahre ist:
FESTMIH weiter zu einer aktiven europäische Plattform auszubauen und damit
die europäischen Fachgesellschaften für Tropenmedizin & Internationale Gesundheit
inhaltlich und strategisch verstärkt zu unterstützen
für die FESTMIH-Mitglieder ein lebendiges Forum für Information, Gedankenaustausch
und Unterstützung von Initiativen zu bieten
die ECTMIH weiter regelmäßig als ein international attraktives Ereignis unsers Fachgebietes
durchzuführen
Lobbying für einen Ausbau der Forschungsförderung unseres Fachgebietes auf der Ebene
der Europäischen Kommission (Rahmenprogramme) zu intensivieren
europäische Konzepte für die Gesundheitsversorgung in hochmobilen Gesellschaften zu
fördern
gemeinsam mit anderen europäischen Initiativen (insbesondere Trop Ed und EAGHA) Konzepte
für die studentische und Postgraduiertenlehre zu entwickeln.
Um die anspruchsvollen Ziele zu erreichen, sind wir bestrebt ein FESTMIH-Sekretariat
aufzubauen. Die Mittel hierfür wollen wir mit Hilfe von Fundraising-Aktionen und Mitgliederbeiträgen
einwerben. Die meisten FESTMIH-Mitgliedergesellschaften haben bereits einer Erhöhung
der Beiträge von 1 auf 5 Euro zugestimmt.
ECTMIH 2011 in Barcelona, zu der wir Sie herzlich einladen, wird ein weiterer Meilenstein
unserer gemeinsamen Arbeit für die Verbesserung der globalen Gesundheit werden.
Prof. Dr. Thomas Junghanss, Heidelberg Präsident FESTMIH