Der Klinikarzt 2011; 40(05): 265
DOI: 10.1055/s-0031-1280713
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Neues Wirkprinzip – Erster MOR-NRI erweitert die Optionen der Schmerztherapie

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Publication Date:
31 May 2011 (online)

 
 

Mit Tapentadol ist nach rund 25 Jahren erstmals wieder ein innovatives Wirkprinzip zur Behandlung chronischer Schmerzen verfügbar geworden. Das Analgetikum vereinigt nach Dr. Reinhard Sittl, Erlangen, 2 Wirkansätze in einem Medikament: Die Substanz wirkt als μ-Opioid-Rezeptor-Agonist (MOR) und zugleich als Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (NRI). Das bedingt eine den starken Opioiden bei entsprechender Dosierung vergleichbar gute Analgesie, bei jedoch deutlich weniger Nebenwirkungen. "Dies belegen die klinischen Studien, an denen mehr als 10 000 Patienten teilgenommen haben", erklärte der Schmerztherapeut bei einem Symposium.

Anhaltende Schmerzlinderung bei weniger Nebenwirkungen

Tapentadol vermittelt nach Sittl eine anhaltende Schmerzlinderung und hat zugleich deutlich weniger Nebenwirkungen als die üblicherweise sonst eingesetzten starken Opioide, wie unter anderem Vergleichsstudien zu Oxycodon dokumentieren. Sie zeigen nach Dr. Kai-Uwe Kern aus Wiesbaden, dass bei adäquater Analgesie unter dem neuen MOR-NRI rund 50 % weniger Patienten unter Erbrechen sowie unter Obstipation leiden und rund 40 % weniger unter Übelkeit und Juckreiz. "Dadurch kommt es zu einer deutlich geringeren Rate an nebenwirkungsbedingten Therapieabbrüchen", erläuterte der Mediziner in Wiesbaden.

Zudem ist nach seinen Worten eine routinemäßige Begleitmedikation mit Antiemetika in der Regel nicht erforderlich und auch die sonst notwendige medikamentöse Prophylaxe einer Obstipation kann bei der Behandlung mit dem MOR-NRI entfallen. Vielmehr sollten Antiemetika und Laxanzien nur bei Bedarf verordnet werden. Denn die Nebenwirkungsrate liegt nach Kern insgesamt nur knapp über dem Placeboniveau, was vor allem durch das etwas häufigere Auftreten von Mundtrockenheit bedingt ist.


Deutlich verbesserte Lebensqualität

Verglichen mit Oxycodon zeigte Tapentadol (Palexia® retard) in den Studien laut Sittl außerdem eine eindeutig verbesserte Lebensqualität. So waren die Antworten der Patienten im Lebensqualitäts-Fragebogen SF36 in 7 von 8 Bereichen unter Tapentadol günstiger als unter der Vergleichsmedikation.

Das neue Analgetikum eignet sich nach Sittl zur Behandlung schwerer nozizeptiver und auch neuropathischer Schmerzen. Der Wirkstoff bildet keine analgetisch aktiven Metabolite und wird nur gering über das Cytochrom P450-System metabolisiert. Das bedingt ein nur geringes Interaktionspotenzial, sodass der MOR-NRI gut mit anderen Medikamenten kombinierbar ist.

Christine Vetter, Köln

Quelle: Symposium "Therapie von chronischen, starken Schmerzen: Worauf kommt es an?" beim 117. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin am 2. Mai 2011 in Wiesbaden. Veranstalter: Grünenthal GmbH, Aachen.