Für die Prävention von Übelkeit und Erbrechen brauchen Patienten eine maßgeschneiderte
Therapie, die sich an dem emetogenen Potenzial der jeweiligen Chemotherapie orientiert.
Hierfür steht heute eine ganze Reihe von Medikamenten zur Verfügung, die leitliniengerecht
eingesetzt werden sollten.
Übelkeit und Erbrechen von vornherein verhindern
Übelkeit und Erbrechen sind ganz entscheidende Faktoren für die Lebensqualität von
Krebspatienten unter einer Chemotherapie, so Prof. Richard J. Gralla aus New York,
USA. Ziel der antiemetischen Begleittherapie ist es heute, diese Nebenwirkungen von
vornherein zu verhindern. Eine "Bedarfstherapie" mache daher wenig Sinn und führe
dazu, dass Patienten unnötig leiden müssen. Auch in allen internationalen Leitlinien
wird von einer Bedarfstherapie abgeraten, wenn der Vorteil der Prävention in Studien
nachgewiesen wurde.
An erster Stelle müsse das emotogene Potenzial der jeweiligen Chemotherapie abgeschätzt
werden, sagte Dr. Karin Jordan aus Halle-Wittenberg. Dabei sollte man sich immer auf
entsprechende Tabellen und nicht auf das Bauchgefühl verlassen, so die Onkologin.
Ausschlaggebend ist bei Kombinationstherapien immer die Substanz mit der höchsten
Emetogenität.
Bei hoher Emetogenität Dreifachkombination
Bei hoher Emetogenität (> 90 %) wie z. B. unter Cisplatin sollte zur Prävention der
akuten Emesis vor der Chemotherapie ein 5-HT3-Rezeptorantagonist plus 12 mg Dexamethason plus 125 mg Aprepitant p.o. (Emend®) gegeben
werden. Zum Schutz vor der verzögerten Emesis wird dann über weitere 2 Tage Dexamethason
(8 mg 2x tägl.) und Aprepitant (80 mg) verabreicht. Neu ist, dass alternativ zur oralen
Therapie prophylaktisch am Tag Eins der Chemotherapie auch 150 mg Fos-Aprepitant i.v.
(Ivemend®) verabreicht werden kann - die weitere orale Gabe von Aprepitant kann dann
entfallen und es wird in den Folgetagen nur noch Dexamethason gegeben. Durch dieses
Vorgehen werde das Therapieschema deutlich vereinfacht.
Häufig wird in der Praxis vergessen, dass auch orale Chemotherapeutika ein hohes emetogenes
Potenzial haben können, erinnerte Jordan. Als Beispiel nannte die Onkologin Procarbazin,
das z. B. im Rahmen des BEACOPPesk-Schemas (Bleomycin, Etoposide, Doxorubicin, Cyclophosphamid,
Vincristin, Procarbazin, Prednison) bei fortgeschrittenem M. Hodgkin eingesetzt wird.
Hier ist ein individualisiertes antiemitisches Therapieschema erforderlich, bei dem
die Dauer der Procarbazingabe über mehrere Tage auch bei der Antiemese berücksichtigt
werden muss.
Maria Weiß, Berlin
Quelle: Satellitensymposium "Chemotherapy-induced Nausea and Vomiting: New insights"
im Rahmen des 2. ASORS-Jahreskongress "Supportive Therapie und Rehabilitation bei
Krebs: State of the Art 2011", am 5. März 2011 in Berlin. Veranstalter: MSD SHARP
& DOHME GmbH, Haar