Z Orthop Unfall 2011; 149(2): 136
DOI: 10.1055/s-0031-1277604
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Oberflächenersatz – Mit Komplikationen ist zu rechnen

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Publication Date:
12 April 2011 (online)

 
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In der Literatur werden verschiedene Komplikationen nach der Versorgung mit einem Oberflächenersatz beschrieben. Hierbei ist die Schenkelhalsfraktur eine der häufigsten Komplikationen, gefolgt von avaskulären Nekrosen und einer in jüngster Zeit beschriebenen aseptischen lymphozytären vaskulären und assoziierten Läsion (ALVAL). Dennoch ist laut aktueller Studienlage bislang wenig zur Prävalenz von Komplikationen und deren Analyse bekannt.
Birmingham hip resurfacing: the prevalence of failure. J Bone Joint Surg Br. 2010; 92: 1344 – 1350

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Studiendesign

In der vorliegenden Arbeit wurden 5000 Birmingham-Oberflächenersatz-Implantate (BHR) und deren Komlikationen multizentrisch analysiert. Die BHR wurde an insgesamt 84 Krankenhäusern implantiert (141 Operateure). Die Versorgung erfolgte in 67 % bei männlichen und 33 % bei weiblichen Patienten mit einem mittleren Alter von 52,5 Jahren. Neben demografischen Daten wurden die Standzeit des Oberfächenersatzes (Kaplan-Meier-Überlebenskurve), sowie die Ursachen eines möglichen Versagens des Implantats analysiert.

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Ergebnisse

Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung 7,1 Jahre nach Implantation (0,2 – 11 Jahre) haben insgesamt 4524 Patienten (90,4 %) überlebt. 2,7 % der Patienten waren zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung verstorben und 3,1 % konnten nicht zu einer Befragung erreicht werden. Die restlichen Patienten (3,6 %) wurden revidiert. Hauptursachen waren:

  • Schenkelhalsfrakturen (1,1 %),

  • gefolgt von aseptischen Lockerungen der azetabulören Komponente (0,6 %),

  • Kollaps des Femurkopfs/avaskuläre Nekrose (0,6 %),

  • Lockerung der femoralen Komponente (0,4 %),

  • Infektion (0,3 %), Schmerzen bei ALVAL/Metallose (0,3 %),

  • Lockerung beider Komponenten (0,1 %),

  • Dislokation (0,1 %) und Fehlpositionierung der azetabulären Komponente (0,1 %).

  • In zwei Fällen war der Versagensgrund unbekannt.

Es zeigte sich eine signifikant höhere Prävalenz von Komplikationen bei Frauen (5,7 %). Ebenfalls wurden bei Frauen signifikant mehr Revisionen aufgrund Lockerungen der azetabulären Komponente, Dislokationen, Infektionen und Schmerzen/ALVAL/Metallosen durchgeführt. Die mittlere Zeit bis zum Versagen des Implantats betrug 2,9 Jahre, wobei Schenkelhalsfrakturen nach einer mittleren Zeit von 1,5 Jahren auftraten.

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Kommentar

Im Hinblick auf das große Interesse an den Ergebnissen bei der Versorgung mit Oberflächenersatz und der Vielzahl an Publikationen gab es bisher nur wenige Studien mit häufig nur geringeren Fallzahlen, die das Auftreten von Komplikationen analysiert haben. In dieser Studie konnte an einem großen Patientenkollektiv von 5000 Patienten eine Versagensanalyse bei Implantat (BHR) durchgeführt werden. Als Limitation dieser Studie ist jedoch das Fehlen einer radiologischen Analyse der Patienten zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung zu nennen. Dennoch zeigt diese Studie eindrücklich, dass bei der Versorgung mit einem Oberflächenersatz mit implantatspezifischen Komplikationen zu rechnen ist, die von dem Operateur eine entsprechende Patientenselektion und dezidierte Patientenaufklärung verlangt, um das Risiko der beschriebenen Komplikationen zu minimieren.

PD Dr. med. Fritz Thorey

PD Dr. med. Fritz Thorey
Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover

Email: fritz.thorey@ddh-gruppe.de

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Die Komplikationsrate ist bei Frauen signifikant höher (Foto: Jupiterimages).

 
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Die Komplikationsrate ist bei Frauen signifikant höher (Foto: Jupiterimages).