Der Klinikarzt 2011; 40(3): 156
DOI: 10.1055/s-0031-1276688
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Weniger Lokalrezidive – Strahlentherapie verhindert Rückfälle bei Rektumkarzinom

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Publication Date:
18 April 2011 (online)

 
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Erhalten Patienten mit Rektumkarzinom vor der Operation eine Strahlentherapie, sinkt die Rückfallrate deutlich. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) anlässlich einer Studie aus den Niederlanden hin. Durch eine präoperative Strahlentherapie verringerte sich die Wahrscheinlichkeit, dass der Tumor wiederkehrt, um mehr als die Hälfte.

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Verzicht auf Strahlentherapie durch verbesserte OP-Technik?

Krebsoperationen im unteren Abschnitt des Darms, dem Rektum oder Mastdarm, sind technisch schwierig. Lange Zeit kam es bei fast jedem zweiten Patienten zu einem Lokalrezidiv. "Eine Strahlentherapie war deshalb fester Bestandteil der Behandlung", berichtet DEGRO-Präsidentin Prof. Rita Engenhart-Cabillic, Direktorin der Abteilung für Strahlentherapie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg. In den letzten Jahren hat sich die Operationstechnik deutlich verbessert. Bei der totalen mesorektalen Exzision (TME) entfernen die Chirurgen mit dem Rektum auch das umgebende Gewebe, in das der Tumor als erstes eindringt. "Die TME hat die Gefahr von Lokalrezidiven deutlich gesenkt. Vor diesem Hintergrund war unklar, ob eine Strahlentherapie überhaupt noch notwendig ist", so Engenhart-Cabillic.

Diese Frage war Gegenstand einer niederländischen Studie, an der fast 1900 Patienten teilnahmen [1]. Die Ergebnisse wurden Ende 2010 auf der Jahrestagung der American Society for Radiation Oncology (ASTRO) vorgestellt. Nur jeder zweite Patient erhielt vor der Operation eine Strahlentherapie. Durchschnittlich 11 Jahre nach der Operation war es ohne Bestrahlung bei 11,1 % der Patienten zu einem Lokalrezidiv gekommen. Mit einer Strahlentherapie sank die Rate auf 5,1 %. "Die Ergebnisse zeigen, dass eine Bestrahlung vor der Operation fester Bestandteil der Therapie bei Rektumkarzinom sein sollte", betont Engenhart-Cabillic. Selbst wenn die Pathologen im Randbereich des entfernten Rektums keine Tumorzellen mehr nachweisen konnten, wurde die Häufigkeit von Lokalrezidiven deutlich verringert. Bei diesen Patienten verbesserte die Strahlentherapie auch die Überlebenschancen.

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Studie ergibt: Strahlentherapie fördert Erhalt der Lebensqualität

In fortgeschrittenen Stadien des Rektumkarzinoms kann die Strahlentherapie das Leben jedoch nicht verlängern. "Das Schicksal vieler Patienten wird von Fernmetastasen bestimmt, die sich bereits zum Operationszeitpunkt gebildet haben", erläutert die DEGRO-Präsidentin. Doch auch diesen Patienten nutze die Strahlentherapie, da jeder Rückfall im Beckenbereich die Behandlungsmöglichkeiten einschränke und starke Schmerzen verursache. Die Strahlentherapie leistet hier einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Lebensqualität.

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Literatur

  • 1 Marijnen C A, Gijn W van, Nagtegaal I D, et al. The TME trial after a median follow-up of 11 years. 52nd Annual ASTRO Meeting.  Int J Radiat Oncol Biol Phys. 2010;  78 (Suppl.) S1
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Literatur

  • 1 Marijnen C A, Gijn W van, Nagtegaal I D, et al. The TME trial after a median follow-up of 11 years. 52nd Annual ASTRO Meeting.  Int J Radiat Oncol Biol Phys. 2010;  78 (Suppl.) S1