physiopraxis 2011; 9(3): 14
DOI: 10.1055/s-0031-1275424
physiowissenschaft

Beinvenenthrombose – Physiotherapie erhöht Embolierisiko nicht

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Publikationsdatum:
18. März 2011 (online)

 
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    Werden Patienten mit einer Beinvenenthrombose physiotherapeutisch behandelt, scheint sich dadurch das Risiko einer Lungenembolie nicht zu erhöhen.

    Das ist das Ergebnis einer Kohortenstudie von Dr. Christian Musselmann und seinem Forscherteam des Medical Park St. Hubertus in Bad Wiessee. Über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren nahmen insgesamt 416 Probanden an der Studie teil, die entweder an einer isolierten Muskelvenenthrombose, einer Unterschenkelvenenthrombose oder einer proximalen Thrombose litten. Zu Beginn definierten die Forscher verbindliche Standards für die Rehabilitation: Patienten mit einer Thrombose der tiefen Beinvenen wurden mit Heparin und Marcumar antikoaguliert und bekamen Kompressionsstrümpfe. In den ersten vier Wochen nach Diagnosestellung waren Weichteiltechniken, Manuelle Lymphdrainage und Massage an der betroffenen Extremität verboten. Danach gaben die Ärzte die Physiotherapie allmählich frei. Hatten die Probanden eine Muskelvenenthrombose, gab es von vornherein keine Einschränkungen: Sie bekamen lediglich eine verlängerte Thromboseprophylaxe, zehn Tage lang Heparin und für drei Monate Kompressionsstrümpfe. Aktive Physiotherapie und Physiotherapie im Bewegungsbad waren in diesem Zeitraum erlaubt. Insgesamt erkrankte im Verlauf der Rehabilitation nur eine Patientin mit Unterschenkelvenenthrombose an einer symptomatischen Lungenembolie.

    Dr. Musselmann und sein Team konnten keine Hinweise dafür finden, dass eine aktive Physiotherapie die Häufigkeit von Lungenembolien bei Patienten mit Venenthrombosen der unterschiedlichsten Art erhöhen. Jedoch bemerken die Autoren kritisch, dass sie die Probanden erst dann auf eine Embolie diagnostisch abgeklärt hatten, wenn ein klinischer Verdacht vorlag.

    giro

    Phys Med Rehab Kuror 2010; 20: 213–216