Pneumologie 2011; 65(3): 132
DOI: 10.1055/s-0031-1275234
Pneumo-Fokus

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Tuberkulose – Neuer Impfstoff entwickelt

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Publication Date:
10 March 2011 (online)

 
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Ein neuer Impfstoff kann Tuberkulose vor und nach der Infektion bekämpfen. Wissenschaftler des Statens Serum Institut (SSI) in Dänemark gehen davon aus, dass er einen viel längeren Schutz bieten kann als derzeit möglich ist. Der neue Impfstoff, bisher nur an Tieren getestet, wurde erstmals in "Nature Medicine" vorgestellt (Aagaard et al. Nat Med 2011; 189–194, DOI: 10.1038/nm.2285).

Bei weniger als 5 % der Infizierten entstehen die Krankheitssymptome unmittelbar nach der Infektion. In mehr als 90 % der Fälle verändert Mycobacterium tuberculosis nach dem Eindringen in den Körper seine chemische Signatur und bleibt vorerst latent vorhanden. Bei rund 10 % wird es wieder nach Jahren oder Jahrzehnten aktiv und führt zu schweren Symptomen.

Impfungen wie die BCG-Impfung helfen nur, wenn sie vor dem Kontakt mit dem Krankheitserreger verabreicht werden. Eine Infektion wird nicht verhindert, sondern nur akute Symptome und das Ausbrechen. In ihrer latenten Form ist das Bakterium immun gegen den Impfstoff. Ist der neue Impfstoff bei Tests mit Menschen erfolgreich, sollte dieses Problem gelöst sein.

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Impfung wirkt bei aktiver und latenter Form

Der neue Impfstoff kombiniert Proteine, die eine Immunreaktion bei den aktiven und den latenten Formen des Mykobakteriums hervorrufen. Der leitende Wissenschaftler Peter Lawætz Andersen erklärte, es sei denkbar, ältere Kinder oder junge Erwachsene zu impfen und sie damit bis ins Erwachsenenalter zu schützen.

Tuberkulose kann zwar mit Antibiotika behandelt werden, allerdings sind diese Medikamente vor allem in Entwicklungsländern oft nicht leicht zugänglich. In diesen Ländern hätte der neue Impfstoff die größten Vorteile. Andersen betonte, dass man in solchen Regionen nicht mehr als die Hälfte der Bevölkerung behandeln könne. Es werde zum Beispiel angenommen, dass in Kapstadt mehr als 60 % der Menschen infiziert sind.

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