Nach dem ersten Workshop dieser Art, der im März 2010 in Bremen stattgefunden hatte,
organisierte die Sprechergruppe des Netzwerks "Steuerungs- und Anreizsysteme für eine
moderne psychiatrische Versorgung" im Vorfeld des DGPPN- Kongresses nun eine zweite
Tagung in Potsdam. Ziel war die Bündelung von alternativen Impulsen und Ideen zur
Veränderung des gültigen Finanzierungssystems und des aktuell in Entwicklung befindlichen
Entgeltsystems für Psychiatrie und Psychotherapie nach §17d KHG.
Erneut trafen sich ca. 50 interessierte Tagungsteilnehmer: ärztliche Kollegen und
Kolleginnen aus Kliniken und Praxen, Geschäftsführungen, Psychiatrieerfahrene sowie
Vertreter von Kostenträgern, Politik und MDK. Aufbauend auf Impulsreferaten sollten
in kleinen Diskussionsrunden Erfahrungen, Sichtweisen und Visionen zu Versorgungsmodellen
mit alternativen Anreizen zur Leistungserbringung in Psychiatrie und Psychotherapie
ausgetauscht werden.
In den Impulsreferaten wurden Modelle integrierter Versorgung durch Thomas Ruprecht
(TK, Hamburg), Jürgen Gallinat und den Vertreter eines nervenärztlich initiierten
Versorgungsnetzes, Jürgen Mönter, (beide Berlin) vorgestellt. Jürgen Malzahn (Berlin)
stellte den Tagungsteilnehmern die Sichtweise des AOK-Bundesverbandes zur Verfügung
und Jurand Daszkowski verbreiterte das Spektrum der Informationsgrundlagen um die
Wünsche der Psychiatrieerfahrenen..
So konnten die Teilnehmer auf der Basis eines inhaltlich breit gefächerten Vormittagsprogramms
am Nachmittag in kleinen Runden Gedanken über Steuerungs- und Anreizsysteme in größeren
Ballungsräumen austauschen (Moderation Martin Heinze), Modelle des Regionalen Psychiatriebudgets
(Moderation Arno Deister) oder der Integrierten Versorgung nach §140 SGB V (Moderation
Bettina Wilms) diskutieren oder über Vereinbarungen zur sektorübergreifenden Versorgung
mit einzelnen Kostenträgern nachdenken (Moderation Christian Kieser).
Nachdem die Sprechergruppe des Netzwerks (A. Deister, Itzehoe; M. Heinze, Bremen;
Ch. Kieser, Potsdam; B. Wilms, Nordhausen) allen Teilnehmern vorab ein von dieser
Gruppe entworfenes Strategiepapier zugesandt hatte, sollte nach der Zusammenfassung
der Austauschrunden am Nachmittag die Diskussion über die inhaltliche Ausrichtung
dieses Textes die thematische Arbeit des Tages abschließen.
Bei aller Offenheit für die unterschiedlichen Versorgungsmodelle entstand Konsens
darüber, dass Anreize für die Erbringung von Einzelleistungen vorrangig betriebswirtschaftlich
motivierte Ausweitungen auf dieser Ebene nicht verhindern sondern eher befördern.
Das Bedürfnis der Kostenträger nach Transparenz und Überprüfbarkeit von erbrachten
Leistungen wurde unmissverständlich unterstützt; der Weg und die Form dahin, also
auch die Frage, ob denn eine Focussierung auf die Ergebnisqualität sinnvoll sei, wurde
kontrovers diskutiert. Angeknüpft an die Schlagworte "Regionale Verantwortung", "Gesundheitsförderung"
und "Orientierung zu Sekundär- und Tertiärprävention" unterstützten die Teilnehmer
schließlich den vorgelegten Entwurf des Strategiepapiers "Regionale Verantwortung
als Basis für ein zukunftsfähiges Entgeltsystem für die Psychiatrie und Psychotherapie".
In der Weiterentwicklung der Bemühungen um Alternativen zum derzeitig eingeschlagenen
Weg der Entwicklung eines neuen Entgeltsystems wurde jedoch auch deutlich, dass sich
weitere Präzisierungen des Strategiepapiers und der Aktivitäten des Netzwerks an den
Begriffen der Qualität und Qualitätssicherung orientieren müssen. Hierzu plant die
Sprechergruppe einen nächsten Workshop für den Mai 2011.
Für das Netzwerk "Steuerungs- und Anreizsysteme für eine moderne psychiatrische Versorgung".
Bettina Wilms, Nordhausen