Ältere Klienten und ihre Therapeuten sollten sich vor einer Entlassung aus der Rehabilitation
über mögliche Risiken verständigen, um sowohl erwünschte als auch erforderliche Hilfen
zu ermitteln. Zu diesem Ergebnis gelangten die Ergotherapeutin Evelyne Durocher und
die Physiotherapeutin Barbara Gibson von der Universität Toronto in Kanada.
Am Beispiel des 87-jährigen Ladenbesitzers Herrn Schmidt stellten die Forscher ein
ethisches Dilemma vor und diskutierten mögliche Lösungsansätze. Der ethische Konflikt
trat im beschriebenen Fallbeispiel auf, da die Interessen des Klienten nicht mit der
Einschätzung seines therapeutischen Teams übereinstimmten. So wollte Herr Schmidt
unbedingt nach der Rehabilitation wieder nach Hause ziehen und dort weiterhin ohne
fremde Hilfe leben. Das Fachpersonal schätzte die Rückkehr ins häusliche Umfeld jedoch
als zu riskant ein und favorisierte eine betreute Wohnform. Der Klient schloss diese
Option aus und betonte, dass ein Leben in einem fremden Umfeld für ihn jede Bedeutung
verliere. Das Team klärte den Klienten daraufhin über mögliche Risiken auf und entwickelte
mit ihm gemeinsam Lösungsoptionen für das häusliche Umfeld. So konnte Herr Schmidt
schließlich in sein Zuhause zurückkehren.
Die Forscher sehen den ethischen Auftrag eines therapeutischen Teams darin, mit dem
Klienten und seiner Familie zusammenzuarbeiten. Indem die Beteiligten die Risiken
und Chancen einer Situation abwägen, unterstützen sie den Klienten und seine Familie
bei einer selbstbestimmten Entscheidungsfindung.
dawo
AOTJ 2010; 57: 2–7