Die „Handlungsorientierte Diagnostik und Therapie” (HoDT) unterstützt Ergotherapeuten
im neurologischen Fachbereich, den Therapieprozess handlungsorientiert zu gestalten
und die Partizipation des Klienten zu fördern. Zu diesem Ergebnis kamen die Ergotherapeuten
Jens Schneider und Stefanie Susanne Nokiel in einer qualitativen Studie an der niederländischen
Hogeschool Zuyd in Heerlen.
Sie führten Experteninterviews mit sieben Ergotherapeuten durch. Alle Teilnehmer hatten
bereits eine Weiterbildung zu diesem Behandlungskonzept absolviert und setzten es
regelmäßig in ihrem Praxisalltag ein. In Anlehnung an Gläser und Laudel werteten die
Forscher die Antworten aus.
Den Ergebnissen zufolge sehen die befragten Ergotherapeuten im HoDT ein geeignetes
Konzept, um die Partizipation des Klienten zu unterstützen. Dabei ermöglichen die
enthaltenen Methoden und Prinzipien eine handlungsorientierte Vorgehensweise, welche
den gesamten ergotherapeutischen Prozess beeinflusst. Als Grenze der Studie führen
die Bachelor-Absolventen an, dass die Ergebnisse sich aufgrund der geringen Teilnehmerzahl
nicht verallgemeinern lassen. Sie regen zu weiteren Forschungen an, um das HoDT-Konzept
in der ergotherapeutischen Ausbildung und Praxis zu etablieren. Weiterführende Projekte
sollten dabei nicht nur die Einschätzung der Therapeuten, sondern auch die Perspektive
der Klienten einbeziehen.
suma
Kommentar
Die Studenten haben die Schwäche ihrer Studie am Ende selbst erkannt: die Auswertung
von lediglich sieben Interviews. Sie beleuchteten in ihrer qualitativen Studie aus
Expertenperspektive, inwieweit das HoDT-Konzept eine handlungsorientierte Herangehensweise
unterstützt. Doch die Aussagekraft ist aufgrund des gewählten Designs und der geringen
Teilnehmerzahl sehr begrenzt.
Im Übrigen scheinen generell Zweifel am Forschungsgegenstand angebracht. Denn das
HoDT kann kaum für sich beanspruchen, ein eigenständiges, innovatives Konzept darzustellen.
Es handelt sich eher um ein Konglomerat bewährter Therapieelemente, die allgemein
geläufig sind und bereits in der ICF praktische Bedeutung erlangt haben.
Zukünftige Forschungen sollten das HoDT mit anderen Konzepten vergleichen, um zu aussagekräftigen
Ergebnissen zu gelangen. Eine Interventionsstudie mit entsprechender Kontrollgruppe
könnte zudem ermitteln, welche Wirkung das HoDT erzielt.
Susanne Marzahn, Dipl.-Ergotherapeutin (FH)
ergoscience 2010; 5: 108–118