In Wien wurde ein Projekt angedacht, in dessen Rahmen 20 Allgemeinmediziner und Medizinerinnen
eine Zusatzausbildung erhalten sollen, die sie „zur
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Durchführung und Beurteilung der Echokardiografie mit 2-dimensionaler Darstellung
inkl. TM-Registrierung (inkl. Befunderstellung) sowie
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Farbdopplersonografie des Herzens mit gepulstem und/oder CW-Doppler zur Diagnose,
Beurteilung und Kontrolle angeborener oder erworbener Vitien, Beurteilung des pulmonal-arteriellen
Druckes und Beurteilung der systolischen und diastolischen Linksventrikelfunktion“-
befähigen und berechtigen soll.
Aus diesem Anlass möchte ich heute einmal über die Ausbildung in Echokardiografie
informieren:
Die Ausbildungsrichtlinien für die Durchführung von Ultraschalluntersuchungen, so
auch der Echokardiografie wurden über Jahre von den entsprechenden Fachgesellschaften
gemeinsam mit der ÖGUM ausgearbeitet und sind in Österreich für die Berechtigung,
selbstständig Ultraschalluntersuchungen durchzuführen, verbindend. Darüber hinaus
gibt es international akkordierte Qualitätskriterien, wie zum Beispiel klare Richtlinien
der ESC, wie eine Zertifizierung zur selbstständigen Durchführung von Echokardiografien
zu erlangen ist. Hierzu gibt es auch ein Positionspapier (European Journal of Echocardiografy
2009; 10: 893–905).
Das in Österreich gültige Curriculum für die selbstständige Durchführung von Echokardiografien
beinhaltet den Besuch von Grund- und Fortgeschrittenenkursen, deren Inhalt von der
AG Echokardiografie der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft festgelegt wurde:
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Grundkurs (Anatomie, physikalische Grundlagen, Untersuchungstechniken, Normalbefunde,
Ventrikelfunktion, Klappenerkrankungen [Aorten- und Mitralvitien], Perikarderguss,
Kardiomyopathien.
Insgesamt 36 Stunden, entweder in 2 Wochenenden oder 1 Woche, sollte der Kurs geteilt
sein, dann nach Möglichkeit innerhalb eines Abstands von max. 3 Monaten. Ein Drittel
der Zeit sollte praktischen Übungen gewidmet sein, wobei 8 Teilnehmer pro Gerät und
Tutor die Obergrenze darstellen).
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Fortgeschrittenenkurs (diastolische Funktion, Endokarditis, kongenitale Vitien, Raumforderungen,
Rechtsherzerkrankung, Klappenprothesen, Aortendissektion, Kontrastechokardiografie,
Grundlagen der Stressechokardiografie, Indikation zur TEE.
Insgesamt 36 Stunden mit praktischen Übungen, entweder in 2 Wochenenden oder 1 Woche;
sollte der Kurs geteilt sein, dann nach Möglichkeit innerhalb eines Abstands von max.
3 Monaten).
Danach müssen Fachärzte für Innere Medizin ohne Additivfach Kardiologie und Fachärzte
für Kinderheilkunde eine Prüfung in transthorakaler Echokardiografie ablegen, die
aus einem theoretischen Teil
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bei FÄ für Innere Medizin in Form eines Multiple-Choice-Tests bzw.
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bei FÄ für Kinder- und Jugendheilkunde in Form einer mündlichen Prüfung bei einem
von der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde zu bestimmenden
Prüfer
und einem praktischem Teil mit Präsentation
selbst durchgeführten, auf Video oder einem elektronischen Speichermedium aufgezeichneten
echokardiografischen Untersuchungen und Befunden, von denen mindestens
relevante Pathologien aufweisen müssen, besteht. Ergänzt wird die praktische Prüfung
durch die selbstständige Untersuchung und Befunderstellung von mindestens 2 Patienten
mit relevanten Pathologien in Anwesenheit des Prüfers.
Die ÖGUM ist gerade dabei, gemeinsam mit der DEGUM und SGUM ein Curriculum für Notfallsonografie
(für Notfallambulanzen, Notärzte und ggf. auch Allgemeinmediziner) auszuarbeiten mit
einer fokussierten Echokardiografie als Bestandteil der Ausbildung.
Die Ausbildungsinhalte sind hier:
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relevante kardiale Anatomie
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Standard-Ultraschallfenster und Schnittbilder
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hämodynamische Zusammenhänge
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Herzfunktion, Klappenfunktion und Perikardergüsse mit und ohne Tamponade
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linksventrikuläre Funktion (qualitativ)
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pulmonale Hypertension / Rechtsherzbelastung
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Zentraqlvenendruck durch Untersuchung der Vena cava inferior
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dilatierte Aortenwurzel und/oder dilatierte Aorta thoracalis
Die Kursdauer beträgt 8 Stunden, für die Akkreditierung werden 80 Untersuchungen gefordert.
Die kompetente Beurteilung von kompletten Echokardiografien erfordert neben einer
gründlichen Ausbildung des Untersuchungsganges selbst ein fundiertes Wissen über die
hämodynamischen Gegebenheiten des gesunden wie des kranken Herzens sowie ein ebenso
fundiertes Wissen über die anatomischen Gegebenheiten angeborener und erworbener Herzfehler,
das man bei Allgemeinmedizinern in keinster Weise einfordern darf. Man kann nicht
erwarten, dass ein Allgemeinmediziner, der maximal 12 Monate seiner Ausbildung an
einer internen Abteilung verbringt, die nicht zwingend eine kardiologische Abteilung
sein muss, dieselben Voraussetzungen im Wissen über Struktur und Hämodynamik des Herzens
mitbringt wie ein Kardiologe, dessen spezifische Ausbildung zumindest 8 Jahre dauert.
Lediglich eine fokussierte / Basis -Echokardiografie sollte daher auch Inhalt der
Echokardiografie für Allgemeinmediziner sein. Darüber hinaus wäre es natürlich wünschenswert,
bereits im Medizinstudium echokardiografische und sonografische Grundkenntnisse aller
anderen Organe sowie des Bewegungsapparats im Sinne einer „Sonoanatomie“ zu etablieren.
D. Kerö
Dr. Doris Kerö