Hintergrund und Prozessbericht
Hintergrund und Prozessbericht
Seit dem 27.9.2008 arbeitet der DEGUM-Arbeitskreis Notfallsonografie an einem Ausbildungskonzept
für Notfallsonografie. Das Konzept wurde aufgrund von zahlreichen Vernehmlassungen
und Diskussionen im Arbeitskreis, im erweiterten Vorstand DEGUM, in 2 Vorstandssitzungen
der 3 Länder sowie anlässlich einer Konsensus-Konferenz, zu der alle betroffenen Sektionen
und Arbeitskreise DEGUM eine Einladung erhielten, sich zu äußern, mehrere Male umgeschrieben.
Schließlich wurde es auf ein akzeptables Minimum reduziert, das auch realistisch umgesetzt
werden kann. Dieser Vorschlag für eine Ausbildung soll möglichst vielen jungen Kolleginnen
und Kollegen einen qualitativ hoch stehenden Einstieg in die Sonografie ermöglichen
und es soll daraus mit vertretbarem Aufwand ein größtmöglicher Nutzen für die Versorgung
von Notfallpatienten resultieren.
Definition
Definition
Unter Notfallsonografie verstehen wir eine gut durchgeführte Sonografie am Notfallpatienten.
Sie ist unabhängig vom Ort sowie problem- oder patientenorientiert, d.h. organ-, regionen-
und fach- oder funktionsübergreifend.
Aktuelle Situation
Aktuelle Situation
Die gegenwärtigen Ausbildungstrukturen sind organbezogen und fachzentriert. In den
letzten 25 Jahren haben es unsere Ultraschallgesellschaften versäumt, den Prototyp
der Notfallsonografie, die FAST-Untersuchung (Standard in der Traumatologie), in ihr
Ausbildungsprogramm aufzunehmen. Das Gleiche gilt für weitere, etablierte notfallmedizinische
Aspekte der fokussierten Sonografie. In letzter Zeit sind Kurse für FAST und Notfallsonografie
wie Pilze aus dem Waldboden geschossen. Jeder Anbieter, ob qualifiziert oder nicht,
kreiert sein eigenes Programm und verfolgt seine eigenen Ziele. Vielen dieser Kurse
fehlt jedoch der spezifisch notfallmedizinische Ansatz. Darauf basiert jedoch letztlich
die Notfallsonografie. Ohne dieses Fundament macht sie auch keinen Sinn. Sinn und
Zweck der Basisnotfallsonografie ist nämlich die Hilfestellung bei grundsätzlichen
ersten klinischen Entscheidungen. Diese Entscheidungen fallen mit oder ohne Sonografie
an, sind allerdings mit der Sonografie bedeutend schneller und sicherer, weil sie
nicht auf unzuverlässigen klinischen Befunden beruhen.
Angesichts der großen Anzahl junger Ärzte in Ausbildung, welche in Notfallstationen
für die Erstbehandlung zuständig sind, können wir uns nicht mehr erlauben, auf letztere
zu verzichten. Die Dramatik dieser Situation verdeutlichen wichtige Kennzahlen aus
einer Umfrage in schweizerischen Notfallstationen: 75% der Ärzte, welche für den Erstkontakt
von Notfallpatienten zuständig sind, stehen in Ausbildung und ein großer Teil davon
in den ersten 6 Monaten.
Das hier vorgestellte Notfallsonografie-Konzept lässt sich leicht in die bestehenden
Strukturen integrieren. Einerseits sind die etablierten Kurse anerkannt und müssten
allenfalls nur mit einzelnen Komponenten der Notfallsonografie ergänzt werden. Anderseits
könnten bereits angebotene neue Kurse wie e-FAST, FEEL aufgenommen werden, wenn sie
die hier definierten Inhalte vermitteln. Der Vorteil dieses Systems liegt darin, dass
die bisherigen Spezialisten und Seminarleiter weiterhin in der Ausbildung der einzelnen
Module federführend sind.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Ausbildung für FAST und Notfallsonografie
dringend zu strukturieren ist, um das große Bedürfnis der jungen Ärzte nach einer
einfachen, zuverlässigen und allgemein verfügbaren Hilfe bei wichtigen klinischen
Entscheidungen zu erfüllen. Wir müssen endlich lösungs- und nicht problemorientiert
handeln. Dabei versteht sich von selbst, dass die Notfallsonografie nicht die formale
Sonografie ersetzen kann und will.
Basisausbildung Notfallsonografie
Basisausbildung Notfallsonografie
Die Basisausbildung hat sechs Ziele:
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Korrekte Anlotung/Bildgebung und allgemeine Bild- sowie Befundinter-pretation
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Integration der Sonografie in den Untersuchungs- und Behandlungsablauf
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E-FAST: Hämoperitoneum, Hämoperikard, Hämothorax und Pneumothorax
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Fokussierte Sonografie mit folgenden weiteren Fragen:
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Abdominales Aortenaneurysma (AAA)?
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Gallensteine?
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Blasenstatus und Nierenaufstau?
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Tiefe Venenthrombose in der Inguina und Poplitea?
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Struktur und Funktion Herz, d.h. globale systolische Funktion, Rechtsherzbelastung,
Herzdimensionen und dynamischer Volumenstatus?
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Sonografiegesteuerte Punktionen (Gefässe, Aszites und Pleuraerguss)
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Dokumentation
4.2. Curriculum der Basisnotfallsonografie-Ausbildung
Kurse
Das Curriculum soll 2 Ausbildungswege ermöglichen, einen konventionellen Weg und einen
Kurzeinstieg.
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Im bestehenden Grundkurs Abdominalsonografie sollen der E- FAST sowie die Fokussierung
auf das AAA, Gallensteine, Blasenstatus und Nierenaufstau sowie die tiefe Venenthrombose
in der Inguina und Poplitea integriert werden, weiteres die US-geführten Punktionen.
Der 2. Kurs, die fokussierte Echokardiografie entspricht der Ausbildung im Kurzeinstieg.
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Praxis: Es wird folgende Anzahl supervidierte Untersuchungen für das Zertifikat gefordert:
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25 E-FAST Untersuchungen (mind. 5 pathologisch)
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20 AAA-Untersuchungen (mind. 5 pathologisch)
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20 Gallenstein-Untersuchungen (mind. 5 pathologisch)
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20 Blasenstatus- und Nierenaufstau-Untersuchungen (mind. 5 pathologisch)
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25 Venenuntersuchungen (mind. 5 pathologisch)
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80 fokussierte Echokardiografien (mind. 20 pathologisch)
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Die Kurse sollen gegenseitig anerkannt werden. Abschließend soll eine Weiterbildungsbestätigung,
die in allen drei Ländern gültig ist, ausgestellt werden.
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II Kurzeinstieg
Damit sollen die jungen ÄrztInnen offiziell befähigt werden, unter Aufsicht im Notfall
zu sonografieren.
In einem 1- bis 2-tägigen Notfallsonografie-Kurs sollen der E-FAST sowie die fokussierte
Sonografie im Hinblick auf AAA, Gallensteine, Blasenstatus und Nierenaufstau, tiefe
Venenthrombose in der Inguina und Poplitea sowie die Punktionen behandelt werden.
In einem weiteren 1-tägigen Kurs geht es um die fokussierte Echokardiografie, welche
die globale systolische Funktion, die Rechtsherzbelastung, die Herzdimensionen und
den dynamischen Volumenstatus beinhaltet.
Inwieweit der Kurzeinstieg in der Weiterbildung anerkannt wird, kann jede Ultraschallgesellschaft
für ihr eigenes Land selbst gestalten, da in diesen Fragen doch beträchtliche Unterschiede
(Ärztekammern, Krankenkassen) bestehen.
Pilotphase
Nach 3 Jahren soll das Konzept Notfallsonografie neu überprüft und das beiliegende
Gesamtkonzept neu überarbeitet werden.
Stufe 2 für ausgebildete Notärzte, Ärzte für Notfallmedizin etc.
Ein umfangreicheres Ausbildungskonzept (vom 23.2.2010, siehe Grafik bzw. DEGUM-Website)
ist für hauptberuflich tätige Notärzte, Fachärzte in Notfallaufnahmen, Ärzte für Notfallmedizin
dringend anzustreben, denn diese Berufsbilder sind ja noch in Entwicklung. Dabei sollen
Synergien und inhaltliche Abstimmungen mit bestehenden Kurssystemen konsequent angestrebt
werden.
Joseph J. Osterwalder, Sprecher DEGUM Arbeitskreis Notfallsonografie
Gebhard Mathis, Pastpräsident ÖGUM,
Dieter Nürnberg, Pastpräsident DGUM,
Hans-Ruedi Schwarzenbach, Präsident SGUM