Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2011; 21(1): 1-2
DOI: 10.1055/s-0031-1274161
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Individuelle Verhaltenstherapie und Bewegungstherapie für Patienten mit Fibromyalgie

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Publication Date:
01 March 2011 (online)

 

Referat zur Arbeit von Van Koulil S,Van Lankveld W, Kraaimaat FW, Van Helmond T, Vedder A, Van Hoorn H, Donders R, De Jong AJL, Haverman JF, Korff K-J, Van Riel PLCM, Cats HA, Evers AWM. Tailored Cognitive-Behavioral Therapy and Exercise Training for High-Risk Patients with Fibromyalgia. Arthritis Care & Research 2010; 62(10): 1377-1385

In Holland wurde in einer randomisierten, kontrollierten Studie untersucht, ob Patienten mit Fibromyalgie und einem hohen Risiko für psychischen Stress von einer indviduellen Verhaltenstherapie in Kombination mit Bewegungstherapie profitieren. Patienten, bei denen entsprechend den ACR-Kritieren die Diagnose Fibromyalgie vor maximal 5 Jahren gestellt worden war , älter als 18 Jahre waren, keine schwere begleitende psychische oder körperliche Erkrankung boten, keine gleichzeitige Psychotherapie erhielten und keine andere rheumatische Erkrankung zeigten, wurden für die Untersuchung rekrutiert. Von 457 potentiellen Studienteilnehmern wurden 242 Patienten mit hohem Risikoprofil identifiziert, von denen schließlich 158 Personen den Gruppen Schmerzpersistenz oder Schmerzvermeidung zugeordnet wurden. 39 Patienten mit Schmerzpersistenz und 29 mit Schmerzvermeidung erhielten Therapie, jeweils 45 Patienten in jeder Gruppe wurden auf die Warteliste gesetzt.

Die behandelten Patienten nahmen an verhaltenstherapeutischen Gruppensitzungen teil, die 2-mal wöchentlich, insgesamt 16-mal stattfanden und jeweils 2 Stunden lang dauerten. In der Schmerzvermeidungsgruppe war das Behandlungsziel durch vermehrte Alttagsaktivitäten, Reduktion von Schmerzvermeidungsverhalten und Schmerzverhalten sowie verminderter Angst vor Schmerzen das Schmerzvermeidungsmuster zu ändern. In der Gruppe mit persistierenden Schmerzen war das Ziel durch Regulierung und Erhöhung von Alltagsaktivitäten, durch kontrollierte Erhöhung der Aktivität und Veränderung der Wahrnehmung der Schmerzpersistenz die Mechanismen der Schmerzperistenz zu verändern. In beiden Gruppen war die Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit Mittel zum Erreichen der definierten Verhaltensänderung.

Die Bewegungstherapie wurde im Anschluss an die Verhaltenstherapie, ebenfalls 2 Stunden lang durchgeführt. In jeder Sitzung wurden Entspannungsübungen, Ausdauertraining, Hydrotherapie oder Krafttraining bzw. Übungen zur Verbesserung der Beweglichkeit durchgeführt, um die körperliche Fitness und die Beweglichkeit zu erhöhen.

Vor, unmittelbar und 6 Monate nach Abschluss der Behandlung wurden Schmerz, Erschöpfung und Behinderung sowie negative Stimmung und Angst mittels des Fragebogens "Zur Bedeutung von rheumatischen Erkrankungen auf die allgemeine Gesundheit und Lebensführung" (Impact of Rheumatic Diseases on General Health and Lifestyle-IRGL) erhoben. Zu den gleichen Untersuchungszeitpunkten wurden auch der "Fibromyalgia Impact Questionnaire" sowie das "Pain Coping Inventory" ausgefüllt, um den Einfluss der Fibromyalgie auf das Alltagsleben bzw. das Ausmaß des Schmerzvermeidungsverhaltens zu bestimmen.

Es fanden sich signifikante Verbesserungen aller Hauptergebnisparameter bei den Patienten der Behandlungsgruppe im Vergleich zu den Patienten auf der Warteliste. Die Wirkgrößen der Schmerzreduktion, Verminderung von Erschöpfbarkeit und Behinderung sowie die Verringerung von Angst und negativer Stimmung waren groß und stellen relevante Effekte für die Patienten dar.

Die Autoren schließen aus den Ergebnissen, dass eine individuell ausgewählte Verhaltenstherapie in Kombination mit Bewegungstraining sowohl kurz- als auch langfristig imstande ist, köperliche und psychische Funktionen von Fibromyalgiepatienten zu verbessern und auf diese Weise die Belastung für Patienten und Gesellschaft zu veringern.

Literatur

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