Nach einer aktuell veröffentlichten Metaanalyse [1] ist das am häufigsten verschriebene Diuretikum Hydrochlorothiazid (HCT) in den zumeist
eingesetzten Dosierungen allen anderen antihypertensiv wirksamen Substanzen durchgängig
unterlegen. Franz H. Messerli und seine Kollegen untersuchten systematisch Studien,
die HCT mit anderen Substanzen unter Einsatz ei-ner ambulanten 24-Stunden-Blutdruckmessung
verglichen. Sie fanden, dass die Absenkung des Blutdrucks unter HCT (im Durchschnitt
6,5 mmHg systolisch und 4,5 mmHg diastolisch) signifikant niedriger war als die unter
ACE-Hemmern (12,9/ 7,7 mmHg), Sartanen (13,3/7,8 mmHg), Betablockern (11,2/8,5 mmHg)
und Kalziumantagonisten (11,08/8,1 mmHg).
Wird der Blutdruck tagsüber in der Arztpraxis gemessen, scheint HCT gleich gut wirksam
zu sein wie die übrigen antihypertensiven Substanzen. Dies lässt nach Ansicht der
Autoren vermuten, dass das Diuretikum vor allem nachts und am frühen Morgen weniger
gut wirkt. Das HCT wird zwar generell als wirksam bei der Verbesserung von klinischen
Ereignissen eingestuft, hierzu sei aber nach Messerli et al. festzustellen, dass alle
diese sogenannten Outcome-Studien mit höheren Dosen an HCT durchgeführt wurden als
den meist eingesetzten 12,5 oder 25 mg, oder aber mit anderen Thiazid-Analoga wie
Chlorthalidon oder Indapamid. Dass das HCT in Monotherapie gegeben suboptimal wirkt,
sollte nicht negativ beeinflussen, dass es in Kombination mit anderen Substanzen gegeben
nützlich ist, weil viele Studien gezeigt haben, dass es in solchen Kombinationen eine
zusätzliche Druckabsenkung bewirkt, betonen die Autoren.
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Unglücklicherweise sei aber das Hydrochlorothiazid in den USA noch immer die am häufigsten
verordnete antihypertensiv wirksame Substanz und dies bei den meisten verordnenden
Ärzten in den Dosierungen 12,5 und 25 mg täglich. Die Metanalyse zeigen aber eben,
dass die Substanz in diesen Dosierungen weit weniger wirksam ist als alle anderen,
wie die Studien mit ambulanten Messungen in direkten Vergleichen zeigen. Bei so dürftigen
Wirkungen auf den Blutdruck und angesichts fehlender Daten, die einen Rückgang von
kardiovaskulären Ereignissen oder Schlaganfällen in den meist verwendeten Dosierungen
zeigen könnten, sollten die Ärzte künftig Hydrochlorothiazid nicht mehr als Erstlinienpräparat
einsetzen, so das harte Urteil der Autoren.
Günther Buck