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DOI: 10.1055/s-0031-1271930
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Neue Erkenntnis zum immunologischen Gedächtnis – Eosinophile sichern Überleben der Gedächtnis-Plasmazellen
Publication History
Publication Date:
24 January 2011 (online)
- Im Knochenmark können Gedächtniszellen viele Jahre überleben
- Einfluss auf Autoimmunerkrankungen derzeit noch an Mäusen erforscht
- Literatur
Das immunologische Gedächtnis ist nicht nur für die erfolgreiche Abwehr von Krankheitserregern und die Möglichkeit, gegen Krankheiten zu impfen, essentiell. Es ist auch für unerwünschte Konsequenzen wie den anhaltenden Kampf gegen fälschlich als fremd eingestufte Körperstrukturen bei Autoimmunerkrankungen, z. B. bei entzündlichem Rheuma, verantwortlich. Einen wichtigen Puzzlestein zum Verständnis der Rolle der eosinophilen Granulozyten konnte nun die Arbeitsgruppe von PD Claudia Berek vom Deutschen Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ) beitragen. Demnach bilden die Stromazellen des Knochenmarks Überlebensnischen für Gedächtnis-Plasmazellen, die kontinuierlich Antikörper gegen als feindlich eingestufte Strukturen bilden. Das Knochenmark bildet das schützende und nährende Umfeld, in dem Gedächtniszellen für viele Jahre überleben können.
Im Knochenmark können Gedächtniszellen viele Jahre überleben
Bisher wurde Eosinophilen fast ausschließlich eine Rolle in der Abwehr von Parasiten oder im Rahmen allergischer Reaktionen zugeschrieben. Völlig unerwartet war daher die Entdeckung der Arbeitsgruppe, dass eosinophile Granulozyten essentiell für das Überleben der Gedächtnis-Plasmazellen sind. In den aktuell in Nature Immunology publizierten Untersuchungen [1] konnten die Berliner Forscher zeigen, dass Eosinophile mindestens 2 überlebenswichtige Faktoren für die Plasmazellen bereitstellen - den Proliferationsfaktor APRIL und Interleukin 6. "Entfernt man die Eosinophilen aus der Überlebensnische der Gedächtniszellen im Knochenmark, werden sie in die Apoptose getrieben," erklärt Berek. "Gibt man dagegen wieder Eosinophile hinzu, nimmt die Zahl der Gedächtnis-Plasmazellen im Knochenmark sofort wieder zu."
Einfluss auf Autoimmunerkrankungen derzeit noch an Mäusen erforscht
Momentan ist noch nicht klar, ob diese an Mäusen entschlüsselten Mechanismen auch im Menschen eine Rolle spielen. Dann würde sich beispielsweise für Autoimmunerkrankungen, allergische Entzündungsprozesse oder die Vermeidung von Transplantat-Abstoßungsreaktionen ein neuer Therapieansatz ergeben. Zunächst soll im Mausmodell überprüft werden, ob sich bei Mäusen mit spontan auftretenden Autoimmunerkrankungen durch Entfernen der Eosinophilen das Auftreten der Erkrankung hinauszögern bzw. der Krankheitsverlauf abmildern lässt.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft (idw)