Der Klinikarzt 2011; 40(1): 8
DOI: 10.1055/s-0031-1271915
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Prävention nach Herzinfarkt oder Schlaganfall – Weder Omega-3-Fettsäuren noch B-Vitamine schützen

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Publication Date:
24 January 2011 (online)

 
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Die Ergänzung der Nahrung mit verschiedenen Formen von Vitamin B oder mit Omega-3-Fettsäuren hat offenbar keine Schutzwirkung für Patienten, die einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erlitten haben. In einer randomisierten Studie französischer Wissenschaftler ergab sich unter 2501 Teilnehmern in 4 Gruppen kein Unterschied in der Häufigkeit schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse.

Große Hoffnung erneut enttäuscht

An der Studie um Pilar Galan von der Université Paris hatten insgesamt 2 501 Patienten aus ganz Frankreich teilgenommen, die entweder einen Herzinfarkt (1 151) oder einen Schlaganfall (639) erlitten hatten, oder bei denen eine instabile Angina pectoris (711) diagnostiziert worden war. Im Mittel hatten sie 101 Tage nach dem Ereignis damit begonnen, entweder ein Gemisch aus 3 mg Vitamin B6, 20 µg Vitamin B12 und 560 µg der "natürlichen" Folsäure-Verbindung 5-Methyltetrahydrofolat einzunehmen, oder 600 mg der beiden Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA im Verhältnis 2:1, oder beide Nahrungszusätze, oder Placebo. Nach 4,7 Jahren konnte keine der Interventionen die Gesamtzahl schwerer kardiovaskulärer Ereignisse gegenüber Placebo verringern. Im Vergleich zwischen B-Vitaminen und Placebo hatten 75 gegenüber 82 Patienten ein schwerwiegendes vaskuläres Ereignis erlitten, und der Vergleich von Omega-3-Fettsäuren versus Placebo ergab 81 gegenüber 76 Ereignisse. "Diese Ergebnisse unterstützen nicht den routinemäßigen Gebrauch dieser Nahrungsergänzungsmittel zur Prävention von Herzkreislauferkrankungen", schreiben die Autoren der Untersuchung [1]. Dies gelte jedenfalls dann, wenn die Nahrungsergänzung wie im aktuellen Versuch erst nach der akuten Phase des initialen kardiovaskulären Ereignisses begonnen werde.

Schutzeffekt erschien plausibel

Zwar hatten sich in der aktuellen Untersuchung die Blutwerte jener Probanden verbessert, die Nahrungsergänzungsmittel eingenommen hatten: Mit dem Gemisch von B-Vitamitnen waren die Homocystein-Mengen im Blut um 19 % gegenüber Placebo gesunken. Ebenso waren die Plasmaspiegel an Omega-3-Fettsäuren bei den Empfängern dieser Wirkstoffe 37 % höher als unter Placebo. Der primäre Endpunkt der Studie war jedoch durch beide Interventionen unverändert gegenüber Placebo. Die Anzahl der Schlaganfälle war zwar unter B-Vitaminen deutlich geringer gewesen (21 gegenüber 36 Ereignissen), die Gesamtmortalität mit 72 gegenüber 45 Todesfällen jedoch signifikant höher. "Der Gebrauch von Nahrungsergänzungsmitteln zur Prävention kardiovaskulärer Ereignisse kann daher weiterhin nicht empfohlen werden - und darf erst recht keine bewährten Therapien ersetzen", kommentierte Prof. Hans-Christoph Diener von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)

Literatur

  • 01 Galan P, et al. Effects of B vitamins and omega 3 fatty acids on cardiovascular diseases: a randomised placebo controlled trial.  BMJ. 2010;  341 6273

Literatur

  • 01 Galan P, et al. Effects of B vitamins and omega 3 fatty acids on cardiovascular diseases: a randomised placebo controlled trial.  BMJ. 2010;  341 6273