Notfallmedizin up2date 2011; 6(1): 33-54
DOI: 10.1055/s-0030-1270907
Reanimation

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lebensrettende Maßnahmen bei Neugeborenen und Kindern – neue Leitlinien

Thomas Höhn, Michael Sasse
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Publication Date:
21 March 2011 (online)

Kernaussagen

Reanimation bei Neugeborenen

Die wesentlichen Änderungen der Reanimationsleitlinien für Neugeborene umfassen die folgenden Themen:

  • Verzögerte Abnabelung bei reifen Neugeborenen ohne Beeinträchtigung.

  • Die Verwendung von Raumluft bei der Reanimation reifer Neugeborener.

  • Da Frühgeborene unterhalb von 32 Schwangerschaftswochen häufig nicht ähnliche Sättigungen wie reife Neugeborene erreichen, sollte über einen Mischer ein Sauerstoff-Luft-Gemisch unter pulsoxymetrischer Kontrolle verabreicht werden.

  • Frühgeborene unterhalb von 28 Schwangerschaftswochen sollten unmittelbar nach der Geburt komplett in eine Plastikfolie oder ‐tüte in Lebensmittelqualität eingewickelt werden. Die Raumtemperatur hierbei sollte mindestens 26 °C betragen.

  • Versuche der Aspiration von Mekonium von Nase und Mund des Ungeborenen, während der Kopf entwickelt ist, werden nicht empfohlen. Falls ein schlaffes, apnoisches Baby aus mekoniumhaltigem Fruchtwasser geboren wird, erscheint es sinnvoll, den Oropharynx zu inspizieren und mögliche Obstruktionen zu entfernen. Wenn entsprechende Expertise vorhanden ist, können tracheale Intubation und Absaugung sinnvoll sein. Falls jedoch Intubationsversuche lange dauern oder nicht erfolgreich sind, sollte eine Maskenbeatmung begonnen werden, vor allem dann, wenn eine persistierende Bradykardie vorhanden ist.

  • Bei der Gabe von Adrenalin (Epinephrin) wird die intravenöse Gabe mit einer Dosis von 10 bis 30 µg/kg empfohlen. Falls die tracheale Applikation benutzt wird, ist es wahrscheinlich, dass mindestens eine Dosis von 50 bis 100 µg/kg erforderlich ist, um einen vergleichbaren Effekt zu einer i. v. Dosis von 10 µg/kg zu erreichen.

  • Das Monitoring von exhalativem Kohlendioxid wird zusätzlich zur klinischen Beurteilung als verlässlichste Methode zur Bestätigung der intratrachealen Position des Tubus bei Neugeborenen mit spontaner Zirkulation empfohlen.

  • Neugeborene am Termin mit sich entwickelnder moderater bis schwerer Enzephalopathie sollten, sofern möglich, eine therapeutische Hypothermie angeboten bekommen.

Kernaussagen

Reanimation bei Kindern

Die wesentlichen Neuerungen der neuen Leitlinien für die Reanimation bei Kindern beziehen sich vor allem auf folgende Themen:

  • Die „No-Flow-Zeit“ soll so kurz wie möglich gehalten werden.

  • Bei Problemen mit der Beatmung können Laien auch ausschließlich eine Herzdruckmassage durchführen. Dies gilt allerdings nur für die ersten Minuten einer Reanimation. Nach spätestens 5 Minuten sollte eine Beatmung durchgeführt werden.

  • Die Kompressionstiefe bei der Herzdruckmassage wird genauer definiert und ihre Wichtigkeit hervorgehoben.

Die bedeutsamste Botschaft der Leitlinien bleibt aber weiterhin, dass auch für in Kindernotfällen wenig erfahrenes Personal die Notfallversorgung durch die Anwendung klar definierter Algorithmen wesentlich erleichtert wird.

Literatur

Prof. Dr. Thomas Höhn

Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin
Klinik für Allgemeine Pädiatrie
Heinrich-Heine-Universität

Moorenstraße 5

40225 Düsseldorf

Phone: 02 11/81-1 80 91

Fax: 02 11/81-1 97 86

Email: thomas.hoehn@uni-duesseldorf.de

Dr. Michael Sasse

Kinderklinik der Medizinischen Hochschule Hannover
Abteilung Kinderkardiologie und pädiatrische Intensivmedizin

Carl-Neuberg-Str. 1

30625 Hannover

Phone: 05 11/53 28-6 51

Fax: 05 11/53 28-3 90

Email: sasse.michael@mh-hannover.de