Notfallmedizin up2date 2011; 6(1): 53-64
DOI: 10.1055/s-0030-1270839
Reanimation

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Post-Reanimations-Phase – neue Leitlinien

Stefan Braunecker, Matthias Fischer, Bernd W. Böttiger
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Publication Date:
21 March 2011 (online)

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Kernaussagen

Post-Reanimations-Syndrom

Das Post-Reanimations-Syndrom (PRS) beinhaltet die zerebralen und kardialen Dysfunktionen sowie die Veränderungen in der inflammatorischen Kaskade und des Gerinnungssystems nach Reanimation und Wiederherstellung eines Spontankreislaufs (ROSC). Vor allem die zerebrale Dysfunktion mit Koma, Krampfanfällen, Myoklonien und neurokognitiven Einschränkungen bis hin zum Hirntod ist für ca. 68 % der Todesfälle nach prähospitalem und ca. 23 % der Todesfälle nach innerklinischem Kreislaufstillstand verantwortlich.

Kreislauftherapie

Aufgrund der eingeschränkten Beurteilbarkeit von Thoraxschmerzen und ST‐Veränderungen nach ROSC sollte bei allen Patienten, bei denen eine KHK angenommen werden kann, eine PCI erwogen werden. Die gleichzeitige Durchführung von PCI und therapeutischer Hypothermie ist sehr gut möglich und sollte immer in Betracht gezogen werden.

Eine rasche Kreislaufstabilisierung führt zu einer verbesserten neurologischen Erholung und einer größeren Chance auf Krankenhausentlassung. Die Behandlung der myokardialen Dysfunktion orientiert sich an der Sepsistherapie und hat als Ziel die Optimierung der Organperfusion innerhalb der ersten Stunde nach ROSC.

Beatmung

Sowohl Hypoxie als auch Hyperoxie können zu einer Verschlechterung der Überlebens führen. In der Post-Reanimations-Phase sollte die inspiratorische Sauerstoffkonzentration so angepasst werden, dass eine arterielle Sauerstoffsättigung (SaO2) von 94 bis 98 %

resultiert. Eine Hyperventilation ist aufgrund des entstehenden hohen mittleren intrathorakalen Druckes und der daraus folgenden Verminderung der kardialen Auswurfleistung zu vermeiden. Um den Sauerstoffverbrauch zu reduzieren, sollten Sedativa in ausreichender Dosis verabreicht werden.

Blutzucker

Bislang konnte kein Vorteil einer strikten Blutzuckereinstellung mit 4 bis 5 mmol/l (70 bis 90 mg/dl) im Vergleich zu einer moderaten Einstellung mit 6 bis 8 mmol/l (100 bis 140 mg/dl) gezeigt werden. Wegen des erhöhten Risikos für das Auftreten von Hypoglykämien während einer strikten Blutzuckereinstellung solle ein Blutzuckerzielwert von maximal 10 mmol/l (180 mg/dl) angestrebt werden.

Therapeutische Hypothermie

Die Anwendung der milden Hypothermie nach ROSC führt zu einem verbesserten Behandlungsergebnis. Eine Senkung der Körpertemperatur um 1 °C reduziert die zerebrale Stoffwechselrate um ca. 6 %, unterdrückt viele Abläufe, die zu verzögertem Zelltod führen, und hemmt die mit dem Post-Reanimations-Syndrom verbundene entzündliche Reaktion. Ziel ist die schnellstmögliche Kühlung von komatösen Patienten mit wiederhergestelltem Spontankreislauf auf 32 bis 34 °C und die Aufrechterhaltung für (12 bis) 24 Stunden.

Literatur

Stefan Braunecker

Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin
Universitätsklinikum Köln

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