physiopraxis 2011; 9(1): 19
DOI: 10.1055/s-0030-1270688
physiowissenschaft

Kniegelenkorthesen – Je fester die Schiene, desto höher die Hirnaktivität

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Publication Date:
07 January 2011 (online)

 
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    Je höher der Druck auf das Kniegelenk ist, desto höher ist auch die Hirnaktivität während einer Kniegelenkbewegung. Das könnte der Grund dafür sein, dass Kniegelenkorthesen die Propriozeption im Kniegelenk verbessern.

    Zu diesem Schluss kamen Youri Thijs und seine Kollegen vom Rehabilitationszentrum in Ghent, Belgien. Für ihre Studie untersuchten sie 13 Frauen, die keine Erkrankungen an den unteren Extremitäten hatten und keine Medikamente einnahmen. Unter einer funktionellen Kernspintomografie (fMRT) beugten und streckten die Probandinnen ihr Kniegelenk, während sie eine Kniegelenkorthese, eine Bandage oder kein Hilfsmittel trugen. Die Wissenschaftler beobachteten, welche Gehirnareale während der Bewegung aktiv waren. Um Kopfbewegungen zu vermeiden, fixierten sie die Stirn und das Becken der Teilnehmerinnen mit Gurten.

    Sie fanden heraus, dass bei den Frauen vorwiegend die zur bewegten Seite kontralate rale Hirnhemisphäre aktiv war, und zwar im primären sensomotorischen Kortex, im Lobulus paracentralis und im superioren Parietallappen. Die Hirnaktivität hing mit der Festigkeit der Schiene zusammen: Bewegten die Frauen ihr Kniegelenk mit einer Orthese, war ihre Hirnaktivität deutlich höher, als wenn sie eine Bandage trugen. Am wenigsten Aktivität zeigte das Gehirn bei der Bewegung ohne externe Stütze.

    Thijs und sein Kollegen kamen zu mehreren Schlüssen:

    • Der primäre sensomotorische Kortex scheint an der Verarbeitung propriozeptiver Signale des Kniegelenks beteiligt zu sein.

    • Je höher der Druck von außen auf das Kniegelenk ist, desto höher ist die Hirnaktivität.

    • Dass Orthesen die Propriozeption im Kniegelenk verbessern, könnte daher an einer erhöhten Hirnaktivität liegen.

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    Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 2010; 18: 1145–1149