Diabetes aktuell 2010; 8(8): 384-385
DOI: 10.1055/s-0030-1270580
Forum der Industrie

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Wirksamkeit und Verträglichkeit der inkretinbasierten Therapie – Neue Wege gehen in der Behandlung des Typ-2-Diabetes

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03 January 2011 (online)

 
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Der DPP-4-Inhibitor Linagliptin hat das Potenzial, ein wichtiger Baustein bei der optimalen Therapie von Patienten mit Typ-2-Diabetes zu werden. Beim Kongress der European Association for the Study of Diabetes (EASD) 2010 in Stockholm wurden neue Ergebnisse aus Phase-III-Studien präsentiert. Linagliptin zeigte eine gute Wirksamkeit sowie ein ausgezeichnetes Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil.

Behandeln wir unsere Patienten oder senken wir nur den HbA1c? Diese provozierende Frage stellte Professor Stephen Kahn aus Seattle/Washington auf einer Pressekonferenz beim Kongress 2010 der European Association for the Study of Diabetes (EASD) [1]. Beim unzureichend behandelten Patienten mit Typ-2-Diabetes treten mehr Schlaganfälle auf und das Risiko für eine kardiovaskulären Erkrankung steigt [2], [3]. Es kann zur Nephropathie, zur Retinopathie und zur Neuropathie kommen [4], [5], [6]. Deshalb ist eine möglichst "normnahe" Blutzuckereinstellung so wichtig. Die älteren oralen Antidiabetika zeigen jedoch alle in einem oder mehreren Bereichen Schwächen: Bei der überwiegenden Anzahl der Patienten steigern sie das Gewicht, haben gastrointestinale Nebenwirkungen, werden über die Nieren ausgeschieden und sind bei Nierenfunktionseinschränkung teilweise kontraindiziert, wirken nachteilig auf das kardiovaskuläre System und bringen die Gefahr von Hypoglykämien mit sich. Der Nutzen der strikten glykämischen Kontrolle muss also stets gegen die Nachteile der eingesetzten Therapien abgewogen werden. Der behandelnde Arzt muss nicht nur die Wirkung der Therapie bewerten, sondern auch deren Sicherheit und Verträglichkeit im Auge haben, erklärt Professor Michael Nauck (Bad Lauterberg). Die eingesetzten Medikamente sollten unter anderem auch helfen, Folgekrankheiten und Komplikationen zu vermeiden.

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Abb. 1 Anteil von Typ-2-Diabetikern mit renalen Komplikationen.

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Prof. Dr. med. Michael Nauck, Bad Lauterberg:

"Außer der Wirksamkeit sind auch Sicherheit und Verträglichkeit der Therapie wichtig."

Der Nutzen einer inkretinbasierten Therapie

Die Dipeptidylpeptidase-Inhibitoren hemmen den Abbau der Inkretine GLP-1 und GIP (Glukagon-like Peptide-1 und glukoseabhängiges insulinotropes Peptid) [7], natürliche Hormone, die vom Darm nach den Mahlzeiten ausgeschüttet werden und die im Pankreas glukoseabhängig die Insulinsekretion fördern und die Glukagonsekretion unterdrücken. Wegen ihrer rasch einsetzenden Wirkung und ihres günstigen Sicherheits- und Verträglichkeitsprofils sind die DPP-4-Inhibitoren sowohl in Monotherapie, als auch als Zusatztherapie bei bestehenden Therapieregimen geeignet [8]. Linagliptin hat sich in zahlreichen Phase-III-Studien als wirksam und gut verträglich erwiesen [9], [10], [11]. Zwei weitere Studien wurden beim EASD präsentiert. Hier erwies sich bei Patienten mit unzureichend behandeltem Typ-2-Diabetes, die keine Metformintherapie erhalten konnten, Linagliptin in Monotherapie als wirksame und gut verträgliche Alternative mit sehr niedriger Inzidenz überwiegend leichterer Hypoglykämien (nur 1,3 % in der Linagliptingruppe). Linagliptin (5 mg) war dem Plazebo bereits in Woche 6 statistisch signifikant überlegen, in der Woche 18 betrug die Differenz beim HbA1c -0,6 % (p < 0,00021). Die Überlegenheit zeigte sich auch beim Nüchternplasmaglukosespiegel mit einer Reduktion von -20,5 mg/dl; p = 0,0002) [12].

In einer 18-wöchigen, multizentrischen, randomisierten und doppelblinden Studie nahmen 245 mit einem Sulfonylharnstoff unzureichend behandelte Patienten teil. Die Ergebnisse bestätigten die Wirksamkeit von Linagliptin als Zusatztherapie mit einer statistisch signifikanten und klinisch relevanten Reduktion des HbA1c gegenüber den Ausgangswerten um -0,5 % (p < 0,0001). Die unerwünschten Wirkungen lagen auf Placeboniveau, insbesondere wurde kein signifikant erhöhtes Hypoglykämierisiko festgestellt, keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen gab es auch beim Körpergewicht [13].

Keine Dosisanpassung und keine verstärkte Überwachung bei Nierenproblemen

Linagliptin ist das bisher einzige orale Antidiabetikum mit einem primär nicht-renalen Eliminationsweg. Nur ca. 5 % der oral verabreichten Dosis werden über die Nieren ausgeschieden [14]. Die Daten untermauern die Annahme, dass keine Dosisanpassung bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und Nierenfunktionsstörung und keine zusätzliche Überwachung der Nierenfunktion erforderlich sein könnte [15], [16]. Das ist wichtig, weil Diabetes zur Nierenschädigung führen kann und diese oft lange Zeit, u. U. bis zum Endstadium, unbemerkt verläuft, betont Professor Anthony Barnett, Birmingham/UK [17]. Die Niereninsuffizienz erhöht aber bei den diabetischen Patienten nicht nur das kardiovaskuläre Risiko um das 3-fache [18], sie erhöht auch die Mortalitätsrate, führt zu mehr Schlaganfällen und Amputationen [18] und zu einem Anstieg der Kosten für die Behandlung um bis zu 65 % [19].

Günther Buck, Weilheim

"Charting new course in Type 2 Diabetes": Pressekonferenz von Boehringer Ingelheim GmbH & Co. KG beim 46. Kongress der European Association for the Study of Diabetes (EASD) in Stockholm am 22. September 2010.
Mit freundlicher Unterstützung durch Boehringer Ingelheim GmbH & Co. KG

Quellen

  • 01 "Charting a new course in Type 2 Diabetes": Press conference Boehringer Ingelheim GmbH at the 46th meeting of the European Association for the Study of Diabetes (EASD), Stockholm, 22. September 2010. 
  • 02 Jeerakathil T, et al. Stroke. 2007;  38 1739-1742
  • 03 World Health Foundation .Cardiovascular Risk Factors - Diabetes. http://www.worldheart.org (Sept. 2010)
  • 04 Hovind P, et al. Kidney Int. 2001;  59 702-709
  • 05 Fong D S, et al. Diabetes Care. 2004;  27 2540-2533
  • 06 Dang C N, et al. Int J Low Extrem Wounds. 2003;  2 4-12
  • 07 Scheen A J. Dipeptidylpeptidase-inhibtors (Glip-tins).  Clin Pharmacokinet. 2010;  49 (9) 573-588
  • 08 Pratley R . Curr Med Res Opin. 2007;  23 (4) 919-931
  • 09 Del Prato S, et al. ADA 70th Scientific Sessions. Poster 695.2010. 
  • 10 Taskinen M R, et al. ADA 70th Scientific Sessions. Poster 579.2010. 
  • 11 Owens D R, et al. ADA 70th Scientific Sessions. Poster 548.2010. 
  • 12 Barnett A H, Harper R, Toorawa R, et al. Poster 823-P, European Association for the Study of Diabetes Annual Meeting, 20-24 September 2010, Stockholm, Sweden. 
  • 13 Lewin A J, Arvay L, Liu D, et al. Poster 821-P, European Association for the Study of Diabetes Annual Meeting, 20-24 September 2010, Stockholm, Sweden. 
  • 14 Blech S, Ludwig-Schwellinger E, Graefe-Mody E U, et al. Drug Metab Dispos. 2010;  38 (4) 667-678
  • 15 Graefe-Mody U, Friedrich C, Port A . Poster No. 822-P. European Association for the Study of Diabetes Annual Meeting, 20-24 September 2010, Stockholm, Sweden. 
  • 16 Hüttner S, Graefe-Mody E U, Withopf B, et al. J Clin Pharmacol. 2008;  48 1171-1178
  • 17 International Diabetes Federation and International Society of Nephrology, Diabetes and Kidney Disease. Time to act (2003). 
  • 18 Miettinen H, et al. Stroke. 1996;  27 2033-2039
  • 19 Brown J B, et al. Arch Intern Med. 1999;  159 1873-1880

Quellen

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  • 12 Barnett A H, Harper R, Toorawa R, et al. Poster 823-P, European Association for the Study of Diabetes Annual Meeting, 20-24 September 2010, Stockholm, Sweden. 
  • 13 Lewin A J, Arvay L, Liu D, et al. Poster 821-P, European Association for the Study of Diabetes Annual Meeting, 20-24 September 2010, Stockholm, Sweden. 
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  • 16 Hüttner S, Graefe-Mody E U, Withopf B, et al. J Clin Pharmacol. 2008;  48 1171-1178
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Abb. 1 Anteil von Typ-2-Diabetikern mit renalen Komplikationen.

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