Die Behandlung unserer Patienten gestaltet sich individuell und ganzheitlich. Deshalb
sind die vorgestellten Therapiestrategien unserer Praktiker selbstverständlich keine
wahllos zu übernehmenden „Kochrezepte“, sondern vielmehr Anregungen aus dem großen
Spektrum heilpraktischer Möglichkeiten. Profi tieren Sie von den Erfahrungen Ihrer
Kollegen – lassen Sie sich inspirieren für Ihre Praxis und Ihre Patienten!
Alchemie in der Behandlung der Hypertonie
Alchemie in der Behandlung der Hypertonie
Bei der Entstehung einer Hypertonie (ca. 95 % aller Fälle sind essenzielle Hypertonien)
spielen aus Sicht der Psychosomatik unspezifi sche Konfl ikte eine Rolle: aggressive
Tendenzen und innere Abhängigkeit (Sulfur-Prinzip), einengende (Familien-)Strukturen
(Sal-/Merkur-Prinzip), situative Faktoren (Merkur-/Sal-Thematiken), ein gestörtes
Mutter-Kind-Verhältnis (Sal-Sulfur) sowie die Ausbildung eines rigiden „Über-Ich“
(Sulfur). Eine entsprechende alchemistische Rezeptur sollte daher folgende Mittel
beinhalten:
Rauwolfi a serpentin bei Bluthochdruck, Angstzuständen und Aggressionen. Der Wirkansatz der Schlangenwurz
im Bereich des Mandelkerns, des limbischen Systems und des Striatum frontale legt
einen engen Zusammenhang zwischen psycho-emotionalen Prozessen und der Entwicklung
einer essenziellen Hypertonie, einer deutlichen Merkur-Sulfur-Thematik, nahe.
Crataegus oxyacanth ist die Herzpfl anze der klassischen Heilkunde. Der Weißdorn kann bei Blutdruckanomalien
verwendet werden, die auf einem Mangel an Abgrenzung gegenüber fremden, äußeren Einfl
üssen beruhen (Merkur-Sulfur-Thematik). Er stärkt das Sulfur-Prinzip, was gleichsam
blutdruckregulierend wirkt.
Allium ursinum, der stark riechende Bärlauch, stellt das Sulfur-Prinzip dar und zeigt bei der Behandlung
der essenziellen Hypertonie eine auff allend starke Wirkung: Er stärkt das Sulfur-Prinzip,
signaturenhaft die Überwindung des Wässerigen (Merkur-Sal-Thematik) durch das Feuer.
Viscum album, die Mistel, hat eine auff allend starke Affi nität zum Luftigen und Wässrigen. Sie
vermeidet es, auf stark erdhaften Bäumen zu wurzeln, bekundet richtiggehend Mühe mit
dem Sal-Prinzip (die Manifestation stark fremdbestimmter, reglementierend-strukturierender
Prozesse) und wird so zu einem wichtigen alchemistischspagyrischen Heilmittel bei
Blutdruckstörungen mit entsprechendem „Krankheitsthema“ wie Ich-Bildung (Sulfur) in
der Spannung zu Ansprüchen und Regeln von außen (Merkur).
Rp:
Rauwolfia serpentina (9 ml), Crataegus oxyacantha (6 ml), Allium ursinum (9 ml), Viscum
album (6 ml)
D.S.: initial für 3–5 Tage 5–10 × 1 Hub tgl., danach für mind. 4 Wochen 3 × 2 Hübe tgl.
Anschließend 3 × 1 Hub tgl. für 4–6 Wochen
Entgiften, zur Ader lassen, antihomotoxisch behandeln
Entgiften, zur Ader lassen, antihomotoxisch behandeln
Die Pathogenese der primären arteriellen Hypertonie ist komplex, da viele unterschiedliche
Faktoren die Blutdruckregulation bestimmen. Hierzu zählen das zirkulierende Blutvolumen,
die Blutviskosität, das Herzzeitvolumen, die Gefäßelastizität, der Gefäßquerschnitt
und die hormonelle sowie neuronale Stimulation des Gefäßtonus. Insofern erfordert
die antihomotoxische Hypertonietherapie ein individuell auf den Patienten abgestimmtes
Prozedere. Bei milden Formen der Hypertonie kann diese Behandlungsform bereits ausreichen,
in jedem Fall sollte sie als adjuvante Therapie eingesetzt werden.
Generell hat sich initial eine Entgiftungstherapie bewährt. Sie erfolgt entweder oral mit Leber-Galletropfen Cosmochema®, 3 × 5 Tr.
tgl., Nierentropfen CM®, 3 × 5 Tr. tgl., und Lymphomyosot® N Tropfen, 3 × 20 Tr. tgl.,
über mindestens 4 Wochen oder parenteral 10 Behandlungen mit den Ampullenpräparaten Lymphomyosot® N, Hepar compositum Heel,
Nux vomica-Homaccord® und Solidago compositum Heel, je 1 Amp. in 250 ml NaCl 0,9 %,
2 × wöchentl. i.v. zur Entlastung des Gesamtsystems. Zur Lösung von Stoff wechselblockaden sollte den Infusionen außerdem je 1 Amp. Coenzyme compositum und Ubichinon compositum
beigegeben werden. Die Infusionstherapie kann gut mit Eigenbluttherapien wie Ultraviolettbestrahlung
des Blutes (UVB), hämatogener Oxidationstherapie (HOT) oder Ozontherapie kombiniert
werden. Zusätzlich empfi ehlt sich die Durchführung von Aderlässen, 1 × wöchentl. bei abnehmendem Mond. Nach der Venenpunktion mit einer Flügelkanüle
lässt man das Schlauchende in ein graduiertes Gefäß hängen. Die Aderlassmenge variiert,
sollte aber normalerweise 100–150 ml nicht überschreiten, da sonst das erythropoetische
System zu stark angeregt wird. Der Patient muss während und nach der Abnahme überwacht
werden. Therapieziel ist ein Hämatokritwert < 40 Vol. %.
Antihomotoxische Basispräparate zur Hypertoniebehandlung sind Rauwolfi a compositum Ampullen, Glonoin-Homaccord® N Tropfen, Melilotus Homaccord
N Tropfen oder Ampullen und zur Behandlung des vegetativen Stresses Neurexan® Tabletten oder Tropfen. Die Standarddosierung liegt jeweils bei: 3 × 10
Tr. tgl., 3 × 1 Tbl. tgl. oder 2 Amp. wöchentl.
Je nach Beschwerdebild können außerdem symptombezogen folgende Präparate eingesetzt
werden: bei arteriosklerotischen Veränderungen Barijodeel® Tabletten, bei Schwindel und Mikrozirkulationsstörungen Vertigoheel® Tabletten, Tropfen oder Ampullen, bei Durchblutungsstörungen An-io-Injeel und Circulo-Injeel N Ampullen, bei Herzinsuffi zienz/ pectanginösen Beschwerden Cralonin® Tropfen oder Ampullen. (alle im Text genannten Präparate Fa. Heel)
Fischöl, Mineralstoff e und Vitamin D zur Blutdrucksenkung
Fischöl, Mineralstoff e und Vitamin D zur Blutdrucksenkung
Schon kleine Eff ekte, die durch diätetische und orthomolekulare Therapiemaßnahmen
erzielt werden, können sich potenzieren und zur Einsparung konventioneller Antihypertonika
beitragen.
Kalium und Magnesium sind die wichtigsten Mineralstoff e zur Regulation der Gefäßspannung. Kaliumreich sind Vollkornprodukte, Gemüse, Obst (besonders Trockenobst) und Nüsse. Magnesiumreich sind Vollkornprodukte, alle grünen Gemüsesorten und Salate. Aber auch Kakao (Schokolade
mit einem mind. 70 %igem Kakaoanteil ist dabei der mit 30 %igem vorzuziehen) und Mineralwasser
mit mehr als 100 mg/dl sind zu empfehlen. Bei nachgewiesenem Mangel an Kalium und/oder
Magnesium sollte mit entsprechenden Präparaten substituiert werden: Kalinor®-Brausetabletten
oder Kalinor®-retard P Hartkapseln (Fa. Abbott), 1 ×1 tgl.; Magnesium Verla® 300 Beutel
(Fa. Verla) oder Cefamag® 300 Tabl. (Fa. Cefak), 1 ×1 tgl. Die Vollblutmineralanalyse
ist hierbei wesentlich sensibler als die übliche Serumuntersuchung.
Eine mild blutdrucksenkende Wirkung haben Omega-3-Fettsäuren. Hier sind die a-Linolensäure aus Leinöl (enthält 58 % Omega-3-Fettsäuren) oder Rapsöl
(enthält 10–15 % Omega-3-Fettsäuren) sowie die Fettsäuren DHA und EP aus den allseits bekannten Fischölen zu nennen. Diese bestehen allerdings nur zu
etwa 30 % aus den Omega-3-Fettsäuren. Im Grammbereich verzehrt sind moderate Blutdrucksenkungen
von 3–4 mm Hg berichtet. Dies erscheint zunächst nicht viel, würde aber deutschlandweit
mehrere 1000 Schlaganfälle jährlich verhindern. Sechs Fischölkapseln tgl. zu je 500
mg, z. B. Ameu® (Fa. Casella-med), oder tgl. 1–2 Kps. mit hoch konzentrierten Omega-3-Fettsäuren,
z. B. omega-3-loges® (Fa. Loges), sind zu empfehlen.
Wenig beachtet wird leider immer noch das Vitamin D. Es greift direkt in den Renin-Angiotensin-Stoff wechsel ein, was seine mild blutdrucksenkende
Wirkung, v. a. aber seine protektive Wirkung bei Herzinsuffi zienz erklärt. Vitamin
D sollte in einer Dosierung von mind. 1000–2000 I. E. erfolgen. Werden mehr als 2000
I. E. gegeben, sollte dies von einem Labormonitoring zur Dosisoptimierung begleitet
sein.
Diätetisch ist das beste und sicherste Verfahren zur raschen und oft auch nachhaltigen
Blutdrucksenkung das Heilfasten. Sportliche Betätigung, v. a. im Ausdauerbereich (mind. 3-mal wöchentl. für 1/2 Stunde bei einer Belastungsintensität
von 50–60 % des Maximums), wirkt langfristig ähnlich wie ein ß-Blocker – aber ohne
Nebenwirkungen.
Disharmoniemuster mit Akupunktur regulieren
Disharmoniemuster mit Akupunktur regulieren
Die essenzielle Hypertonie ist ein Disharmoniemuster der Leber, Spannungsregulationsstörungen treten insbesondere im Gefäßbereich auf. Die Therapie
mit Akupunktur zeigt Erfolge bei kurzer Krankheitsdauer, dem Gefühl innerer Anspannung und starker Reizbarkeit. Vor der Behandlung muss unbedingt eine diff erenzialdiagnostische Abklärung durch
einen Facharzt erfolgen.
Basistherapie ist die Akupunktur der Punkte Le 3 und LG 20.
Sie wird abhängig von zusätzlichen Symptomen ergänzt durch Akupunktur von:
-
Gb 20, Bl 10, Gb 8 und Taiyang: bei Kopfschmerzen und Schwindel (aufsteigendes Leber-Yang)
-
Le 2: bei akuten Kopfschmerzen
-
Gb 34: bei muskulären Verspannungen
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Ma 36, Mi 6, Bl 20/21: bei Appetitstörungen, Verdauungsstörungen
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Bl 20, Mi 3, Mi 6, Mi 9: bei Feuchtigkeitsansammlungen
-
Ma 40: bei Schleimpathologie
Die Nadelung erfolgt auff üllend/tonisierend oder neutral. Bei akuten Kopfschmerzen
ist Le 2 ableitend/sedierend zu nadeln (Auslösung eines starken Qi-Gefühls). Es erfolgen
15–20 Behandlungen. Spannungsregulationstherapien (autogenes Training, Yoga, Progressive
Muskelrelaxation nach Jacobson usw.) optimieren die Therapieerfolge. Nachhaltig niedrige
Butdruckwerte hängen von der weiteren Stressexposition sowie dem Umgang mit Stress
ab.
Leber- und Milzdisharmoniemuster
Leberdisharmoniemuster behindern den freien Qi-Fluss im Abdominalbereich und führen durch Milz- und Magenbelastung
zur Entwicklung von Milz-Qi- oder Milz-Yang-Leere. Neben Appetitstörungen treten Verdauungsprobleme
mit weichen voluminösen Stühlen sowie mit Feuchtigkeits- und Schleimeinlagerungen
auf. Kombination mit Milzdisharmonie führt zu wechselnden Stühlen (voluminös/weich – Schafskotstuhl).
Milzdisharmoniemuster verlangen zusätzliche diätetische Interventionen zur Regulierung der Mitte. Regelmäßiges
Essen in entspannter Atmosphäre optimiert die Milz- und Leberfunktion. Die Nahrung
sollte neutral/warm, etwas scharf, etwas süß und leicht sauer sein, das harmonisiert
den Leber-Qi-Fluss und unterstützt die Milzfunktion. Gemieden werden sollten kalte
oder fette Speisen. Auch exzessiver Genuss von süßen oder sauren Speisen führt zu
weiteren Stagnationen des Qi-Flusses und zu Feuchtigkeitsbildungen.
Dieser Artikel ist online zu fi nden unter:
http://dx.doi.org//10.1055/s-0030-1270392