Laryngorhinootologie 2011; 90(1): 15-16
DOI: 10.1055/s-0030-1269933
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kommentar der Schriftleitung

Editor's CommentG. Rettinger
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Publication Date:
10 January 2011 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

humane Papillomaviren (HPV) werden für die Entstehung von Gebärmutterhalskarzinomen verantwortlich gemacht und eine vorbeugende Impfung wird empfohlen. Auch für einen Teil der Kopf-Hals-Schleimhauttumoren sollen sie mitverantwortlich sein und nach einer umfangreichen retrospektiven Studie sogar eine eigene Gruppe von Oropharynxkarzinomen mit besserer Prognose bilden. „Referiert und Diskutiert” wird unter anderem die hohe Prävalenz HBV-positiver Oropharynxkarzinome und die verwendeten Nachweismethoden. Die Therapieentscheidung wird durch einen positiven HPV-Nachweis nicht beeinflusst, zumal sich das Virus in etwa 10–20 % auch in normaler Kopf-Hals-Schleimhaut findet [1]. Ein weiterer referierter Artikel beschreibt Komplikationen nach supracrikoidaler Kehlkopfteilresektion und die Bedeutung prä­existenter pulmonaler Erkrankungen für post­operative Komplikationen.In der Diskussion wird vor allem auf die ausgedehnte Resektion selbst bei kleinen Tumorsta­dien eingegangen, die in vielen Fällen auch transo­ral laserchirurgisch behandelbar wären. „Tipps und Tricks” rufen das Vorgehen zur Verkleinerung von Ohrradikalhöhlen in Erinnerung, um nässende Nieschen zu vermeiden. Wenn es gelingt, eine ausreichende Belüftung zu erreichen, hat die Rekonstruktion der hinteren Gehörgangswand ob mit Knorpel, Knochen oder Weichteilen [2] nicht nur den Vorteil der Pflegefreiheit, sondern vermeidet auch Schwindelsymptome bei Eindringen von Wasser.

In der „Übersicht” werden die kritischen Punkte im Erlernen der Nasennebenhöhlenchirurgie anhand einer Befragung von Kursteilnehmern dargestellt. Die Kenntnis der chirurgischen Anatomie ist entscheidend und kann auch nicht durch den routinemäßigen Einsatz von Navigations­sys­temen ersetzt werden [3]. Die beiden „Interes­santen Fälle” stellen seltene Krankheitsverläufe vor. Einmal handelt es sich um die Tonsillenmetastase eines Lungenkarzinoms, die auch bei anderen Tumorentitäten vorkommen kann [4]. Ein peritonsillärer Abszess bei einem 4 Wochen alten Säugling ist außergewöhnlich und sollte neben der operativen Entlastung, die im vorliegenden Falle enoral erfolgte, stets auch Anlass zur Suche nach Grunderkrankungen sein. Auch wenn die beschriebene Situation ungewöhnlich ist, so hat man doch den Eindruck, dass die Zahl peritonsillärer Abszesse zunimmt und auch vermehrt Kinder betroffen sind.

In „Gutachten und Recht” werden die Bedeutung des Operationsberichtes hervorgehoben, Hinweise zur Abfassung gegeben und mit anschaulichen Fallbeispielen veranschaulicht. Die „Fortbildung” bringt Sie auf den derzeitigen molekularbiologischen Kenntnisstand der Entstehung des Cholesteatoms mit vielfältigen Pathomechanismen, die weit über eine einfache Verlagerung von Plattenepithel hinausgehen. Diese Erkenntnisse machen auch deutlich, warum selbst mit ausgefeilten operativen Techniken [5] nicht immer zuverlässig ein Rezidiv – oder Residualcholesteatom vermieden werden kann. Neben diesen Beiträgen finden Sie folgende Originalartikel:

Literatur

  • 1 Riechelmann H. Humane Papillomaviren bei Kopf-Hals-Karzinomen.  Laryngo-Rhino-Otol. 2010;  89 (1) 43-51
  • 2 Hatano M, Ito M, Yoshizaki T. Retrograde mastoidectomy on demand with soft-wall reconstruction in pediatric cholesteatoma, Acta Oto­laryngol.  2010 Oct;  130 (10) 1113-1118
  • 3 Strauß G, Limpert E, Strauß M, Hofer M, Dittrich E, Nowatschin S, Lüth T. Untersuchungen zur Effizienz eines Navigationssystems für die HNO-Chirurgie: Auswertungen von 300 Patienten.  Laryngo-Rhino-Otol. 2009;  88 (12) 776-781
  • 4 Cecchi R, Pavesi M, Calamandrei P, Rapicano V, De Gaudio C. Tonsil metastasis from cutaneous melanoma: first clinical sign of recurrence after complete lymph node dissection. 
  • 5 Dommerich S, Pau H-W, Lindner T, Just T, Ostwald J. Devitalisierung von Cholesteatomanteilen humaner Ossikel durch hydrostatische Hochdrucktechnik.  Laryngo-Rhino-Otol. 2010;  89 (5) 284-288
  • 6 Klemm E, Deutscher A, Mösges R. Aktuelle Stichprobe zur Epidemiologie des idiopathischen Hörsturzes.  Laryngo-Rhino-Otol. 2009;  88 (8) 524-527
  • 7 Neumann A. Biomaterialien zur Widerherstellung des knöchernen Schädels.  Laryngo-Rhino-Otol. 2009;  88 S48-S63
  • 8 Zehlicke T, Behrend D, Schmidt W, Hoffmann F, Müller J, Pau HW. Tensometrie – Konzept und erste Ergebnisse einer neuen Technik der ­Tubenfunktionsmessung über hochflexible Dehnungsmessstreifen.  Laryngo-Rhino-Otol. 2008;  87 (8) 542-545

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. G. Rettinger

Universitätsklinik für

Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde

Frauensteige 12

89075 Ulm

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