Dialyse aktuell 2010; 14(9): 538
DOI: 10.1055/s-0030-1268393
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Leberdialyse nach Knollenblätterpilzvergiftung – Lebertransplantation verhindert

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Publikationsdatum:
15. November 2010 (online)

 
Inhaltsübersicht

Anfang Oktober sind eine 55-jährige Frau und ihre 24-jährige Tochter in das Mathias-Spital Rheine eingeliefert worden: Sie zeigten Vergiftungssymptome, nachdem Sie Knollenblätterpilze mit einem in Osteuropa vorkommenden Speisepilz verwechselt und verzehrt hatten. Dies passiert in der "herbstlichen Pilzsaison" des Öfteren Einwanderern aus Osteuropa, erklärte Prof. Hartmut Schmidt, Münster. Als die beiden Frauen ein typisches akutes Leberversagen entwickelten, transportierte man sie in das Universitätsklinikum Münster (UKM).

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MARS-Verfahren entfernt Giftstoffe aus dem Blut

Wegen massiv erhöhter Leberwerte standen beide Frauen zwischenzeitlich auf der Transplantationsliste von Eurotransplant. In Zusammenarbeit mit den Nephrologen der UKM-Klinik und Poliklinik für Innere Medizin D therapierte man die Frauen mit einer speziellen Leberdialyse auf der internistischen Intensivstation. "Mittels des sogenannten MARS-Verfahrens (MARS: "Molecular Adsorbents Recirculating System") ist es uns gelungen, die Giftstoffe aus dem Blutkreislauf der Patientinnen zu filtern. Das Blut wird dabei an 4 verschiedenen Membranen vorbeigeleitet und kann dort seine Moleküle und Giftstoffe abgeben", erläuterte Prof. Gert Gabriëls, Münster (Abb. [1]). Diese in Deutschland sehr selten genutzte Dialyseform wenden Ärzte am UKM mehr als 100-mal im Jahr an.

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Abb. 1 Erfolgreiche Zusammenarbeit: Prof. Gert Gabriëls (links, Klinik für Innere Medizin D) und Dr. Peter Baier (rechts, Klinik für Transplantationsmedizin), Münster. Bild: UKM, Münster

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Patientinnen waren bald außer Lebensgefahr

Die schnelle Zusammenarbeit der verschiedenen Fachdisziplinen hat den Frauen das Leben gerettet. "Die Leberwerte der Patientinnen waren etwa 220-fach erhöht und die Blutgerinnung, für die die Leber zuständig ist, auf circa 20 % abgefallen. Das bedeutet eine erhöhte Gefahr von Spontanblutungen in den inneren Organen", stellte Dr. Peter Baier, Münster, die Risiken eines Leberversagens dar. "Nur durch die Leberdialyse können wir bei akutem Leberversagen die Zeit bis zu einer Transplantation überbrücken und in diesem Fall letztendlich sogar vermeiden." Beide Frauen waren dadurch bald außer Lebensgefahr und wurden wieder in das Mathias-Spital Rheine verlegt.

Quelle: Pressemeldung des Universitätsklinikums Münster (UKM)

 
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Abb. 1 Erfolgreiche Zusammenarbeit: Prof. Gert Gabriëls (links, Klinik für Innere Medizin D) und Dr. Peter Baier (rechts, Klinik für Transplantationsmedizin), Münster. Bild: UKM, Münster