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DOI: 10.1055/s-0030-1268380
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Infektiologie – Tuberkulose bei HIV-Patienten besser diagnostizieren
Publication History
Publication Date:
10 November 2010 (online)
Bei Patienten mit HIV-Infektion ist ein Tuberkulose-Screening zu empfehlen, um die sichere Initiation einer antiretroviralen Therapie und präventiven Isoniazid-Therapie zu gewährleisten. International verbindliche Richtlinien gibt es dazu bislang nicht. K.P. Cain et al. haben nun einen Algorithmus entwickelt, der die Diagnose der Tuberkulose verbessern soll. N Engl J Med 2010; 362: 707–716
Um ein effektives Tuberkulose-Screening bei HIV-Infizierten sicherzustellen, sollten Ärzte demnach mindestens 3 Symptome abfragen, anstatt sich auf chronischen Husten allein zu verlassen. Die Studie berücksichtigte 1748 Personen mit HIV-Infektion aus Kambodscha, Thailand und Vietnam. Bei jedem Studienteilnehmer sammelten die Prüfärzte unter anderem Sputum-, Urin-, Stuhl- sowie Blutproben zur Herstellung von Mykobakterien-Kulturen und führten Röntgenaufnahmen des Thorax durch. Um einen Diagnose- und Screening-Algorithmus zu entwickeln, verglichen die Autoren die Charakteristika von Patienten mit und ohne Tuberkulose.
#Drei Prädiktoren für Diagnose optimal
Bei 267 (15 %) der 1748 Patienten war eine Tuberkulose nachweisbar. Das Auftreten von Husten über 2–3 Wochen oder länger während der vorangegangenen 4 Wochen hatte eine Empfindlichkeit von 22–33 % zur Diagnose von Tuberkulose. Eine 91 %-ige Empfindlichkeit und 37 %-ige Spezifität wurde erreicht durch die Kombination von 2 Prädiktoren (Husten oder Fieber während der letzten 4 Wochen). Die Kombination von 3 Prädiktoren, nämlich Husten jeder Dauer, Fieber jeder Dauer und Nachtschweiß über 3 oder mehr Wochen während der vorangegangenen 4 Wochen, ermöglichte hingegen eine Diagnose-Empfindlichkeit von 93 % sowie eine Spezifität von 36 %. Mehr als 3 Prädiktoren führten zu keiner weiteren Verbesserung der Diagnose. Bei Patienten mit irgendeinem der Symptome (n = 1199) half die Kombination aus 2 negativen Sputum-Ergebnissen, eine unauffällige Röntgenaufnahme des Thorax sowie eine CD4+-Zellzahl von ≥ 350/mm3, um Tuberkulose auszuschließen. Eine positive Diagnose gelang nur bei 113 (9 %) Patienten mit 1 oder mehr positiven Sputum-Ergebnissen.


Mycobacterium tuberculosis. Nach Meinung der Autoren sollte beim Tbc-Screening von HIV-Patienten nach Symptomkombinationen gefragt werden, nicht nur nach chronischem Husten (Bild: CDC/Dr. Roger Feldmann).
Fazit
Die sichere Durchführung von antiretroviraler Therapie und präventiver Isoniazid-Therapie ist bei solchen Patienten mit HIV-Infektion möglich, die keines von 3 Tuberkulose-Symptomen aufweisen, so die Autoren. Allerdings sei eine weitere Evaluierung des Algorithmus in anderen Teilen der Welt nötig, auch um dessen Einfluss auf die Mortalität zu bestimmen.
Dr. Frank Lichert, Weilburg


Mycobacterium tuberculosis. Nach Meinung der Autoren sollte beim Tbc-Screening von HIV-Patienten nach Symptomkombinationen gefragt werden, nicht nur nach chronischem Husten (Bild: CDC/Dr. Roger Feldmann).