Die onkologische Forschung ist heute überwiegend auf übergreifende Mechanismen wie
Angiogenese, Wachstum und Stoffwechsel von Tumorzellen ausgerichtet. Neue Medikamente
haben somit meist ein hohes Potenzial, bei ganz verschiedenen Tumorentitäten erfolgreich
zu sein.
Forschung an neuen und bekannten Mechanismen im Krebsstoffwechsel
Die Entwicklung und Prüfung neuer onkologischer Therapeutika und Diagnostika hat auch
bei Bayer-Schering einen hohen Stellenwert, wie Dr. Dominik Mumberg von dem Unternehmen
erläuterte.
Als Beispiel führte der Wissenschaftler den Multi-Kinase-Inhibitor Sorafenib (Nexavar®)
an, der bisher bei fortgeschrittenem Nieren- und Leberkrebs zugelassen ist. Da die
Kinasen bei vielen Tumorentitäten eine wichtige Rolle spielen, ist der Einsatz auch
bei anderen Tumorarten denkbar. Beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom und fortgeschrittenem
Schilddrüsenkarzinom wird Sorafenib zurzeit in Phase-III-Studien getestet - Phase-II-Studien
laufen bei Patientinnen mit Ovarialkarzinom. Aber auch nach ganz neuen Angriffspunkten
im Krebsstoffwechsel wird intensiv gesucht. Als Beispiele nannte Mumberg die Mitogen-aktivierte
ERK-Kinase (MEK) und die P-13-Kinase, die beide eine Schlüsselfunktion beim Wachstum
und Überleben von Krebszellen haben.
Gezielte Radiotherapie als weiterer Ansatzpunkt
Ein weiterer Ansatzpunkt ist der gezielte Angriff mit Strahlen. Vor allem bei Patienten
mit Brust-, Lungen oder Prostatakarzinom vermindern Knochenmetastasen die Überlebenschancen
und gehen mit einer hohen Morbidität in Form von Frakturen, Nervenkompressionen und
Schmerzen einher.
Hier setzt der Alphastrahler Alpharadin (Radium-223) an, der als Kalzium-Mimetikum
eine hohe Affinität zum Knochengewebe und insbesondere zu Knochenmetastasen hat. Nach
Einlagerung im Knochen wird die für die Zellen toxische Energie mit einer Reichweite
von etwa 0,1 mm abgegeben und die Metastase auf diese Weise zerstört. In einer Phase-II-Studie
wurde bei Patienten mit hormonrefraktärem Prostatakarzinom und schmerzhaften Knochenmetastasen
eine Verlängerung der Zeit bis zum Progress und des Gesamtüberlebens erreicht. Zurzeit
wird die Substanz in einer Phase-III-Studie beim hormonrefraktären Prostatakarzinom
und in einer Phase-II-Studie bei Brustkrebspatientinnen mit Knochenmetastasen untersucht.
Nach den Ergebnissen präklinischer Untersuchungen könnte in Zukunft auch die Kombination
mit dem Bisphosphonat Pamidronat vielversprechend sein, berichtete Mumberg.
Ein weiteres Radiotherapeutikum (131(J)-L19-SIP) aus der onkologischen Pipeline von Bayer-Schering richtete sich gegen
das extrazelluläre Matrix-Glukoprotein ED-B (Extra-domain B Fibrinonectin), das in
vielen soliden Tumoren und Lymphomen exprimiert wird. Diese Substanz wird derzeit
in Phase-II-Studien bei Patienten mit Hirnmetastasen getestet.
Auch auf dem Gebiet der onkologischen Diagnostik ist das Unternehmen aktiv. Hier liegt
der Schwerpunkt bei der Entwicklung neuer PET-Tracer für Detektion, Staging und Therapiekontrolle
von soliden Tumoren.
Maria Weiß, Berlin
Quelle: International Press Day "Innovation at Bayer Schering Pharma", 26. 8. 2010
in Berlin. Veranstalter: Bayer HealthCare/Bayer Schering Pharma AG
Die Autorin ist freie Journalistin
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