Diabetes aktuell 2010; 8(6): 286
DOI: 10.1055/s-0030-1268096
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Sichere Therapie für Typ-2-Diabetiker – Effektive HBA1c-Senkung ohne Unterzuckerung und Gewichtszunahme

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Publication Date:
25 October 2010 (online)

 
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Mit Liraglutid (Victoza®) erreichten in einer aktuellen Langzeitstudie signifikant mehr Patienten den kombinierten Endpunkt - einen HBA1c unter 7 % ohne Hypoglykämien und ohne Gewichtszunahme - als mit Sitagliptin.

Die Studie umfasste 665 Typ-2-Patienten mit HBA1c-Werten von 7,5-10 % und dauerte 26 Wochen. 497 Patienten verlängerten ihre Teilnahme auf 52 Wochen. Die Medikation bestand aus täglich 1,2 mg oder 1,8 mg Liraglutid oder 100 mg Sitagliptin als Add-on zu einer bestehenden Metformintherapie. Beide Liraglutidgruppen waren nach 1 Jahr signifikant im Vorteil (p < 0,0001), wie Dr. Jörg Lüdemann, Falkensee, berichtete: Mit 1,8 mg erreichten 50 % den kombinierten Endpunkt, mit 1,2 mg 39 % und mit Sitagliptin 19 % (Abb. [1]) [1]. Der mittlere HBA1c von 8,4 % sank mit 1,8 mg Liraglutid auf 7 % und mit 1,2 mg auf 7,2 % - signifikant besser als mit dem Gliptin (Abnahme von 8,5 auf 7,7 %). Dem entspricht, dass in der 1,8 mg-Gruppe doppelt so oft ein HBA1c unter 7 % erreicht wurde als mit dem Gliptin (63 vs. 27 %). Außerdem nahmen die Patienten mehr ab: mit der höheren Dosis im Mittel 3,7 kg, mit der niedrigeren 2,8 kg und mit dem Gliptin 1,2 kg [1].

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Abb. 1 Den kombinierten Endpunkt (HBA1c < 7 % ohne Hypoglykämien und Gewichtsanstieg) erreichten in beiden Liraglutid-Armen signifikant mehr Patienten als mit Sitagliptin.

Akzeptanz von Injektionen

Idealer Liraglutid-Patient sei der frühe Typ-2-Diabetiker, der nach dem Start mit Metformin im nächsten Schritt Liraglutid erhält, so Dr. Andreas Liebl, Bad Heilbrunn. Dies gilt insbesondere für Patienten mit Übergewicht. Beispiel ist eine 69-jährige Rentnerin mit 2-jähriger Diabetesdauer. Blutzuckerwerte, HBA1c und Gewicht der Patientin waren trotz 2 × 1000 mg Metformin pro Tag verbesserungsbedürftig.

Mit zusätzlich 1,2 mg Liraglutid erreichte sie in wenigen Tagen gute Glukosewerte zwischen 78 und 167 mg/dl im Blutzucker-Tagesprofil. Der HBA1c ging von 8,2 auf 6,9 % zurück und ihr Gewicht sank von 116 auf 111 kg. Auch die Appetitkontrolle fiel jetzt leichter: Liraglutid bewirkt neben der glukoseabhängigen Steigerung der Insulinabgabe und Hemmung der Glukagonsekretion auch ein stärkeres Sättigungsgefühl [1]. Die erfolgreiche Blutzucker- und Gewichtssenkung motivieren nach Liebls Erfahrung die Patienten dann auch oft zu mehr Bewegung. Dass der Wirkstoff einmal am Tag injiziert wird, sei kein Problem, wenn man den Patienten erkläre, dass sie dadurch Glukose und Gewicht mindern könnten. Zögerlichen Kandidaten demonstriert Liebl die Schmerzlosigkeit am eigenen Leib und bietet ihnen an, die Therapie einige Wochen zu testen - mit Rückgabegarantie. Das klappt meistens.

Niedriges Hypoglykämierisiko

Zu Beginn der Therapie mit Liraglutid kann Übelkeit auftreten, sie geht aber meist innerhalb einiger Wochen zurück. Und eine Metaanalyse der 6 LEAD-Studien (Liraglutide Effect and Action in Diabetes) mit über 4000 Probanden zeigt, dass die Gewichtsabnahme im Vergleich zu Placebo auch ohne gastrointestinale Nebeneffekte signifikant ist [2]. Generell nahm mit Liraglutid zudem der mittlere Bauchumfang - als Hinweis auf das viszerale Fettdepot - ab und im Vergleich zu Placebo, Rosiglitazon und einem Sulfonylharnstoff verringerte sich der Body-Mass-Index (BMI) eindeutig [3], [4]. Auch die Proinsulin/Insulin-Ratio ging zurück. Das gilt als Hinweis auf eine verbesserte Betazellfunktion [5]. Darüber hinaus unterstreichen die Daten das niedrige substanzeigene Unterzuckerungsrisiko von Liraglutid. Selbst bei niedrigen HBA1c-Werten traten Hypoglykämien nicht wesentlich häufiger auf, so Lüdemann [6].

Fazit

Liraglutid sei gut verträglich und in der HBA1c-Senkung effektiver als Sitagliptin, so Lüdemanns Fazit. "Es senkt Gewicht, BMI und Bauchumfang unabhängig von Nebenwirkungen und ohne neutralisierende Antikörper und verbessert die Betazellfunktion. In der (empfohlenen) Kombination mit Metformin führt es sicher zu Zielwerten ohne Hypoglykämien." Die Gewichtsvorteile und das geringe Hypoglykämierisiko lassen zudem auf mehr hoffen: "Liraglutid", so der Diabetologe, "hat das Potenzial, beim Typ-2-Diabetes die Behandlungsparadigmen zu verändern und das kardiovaskuläre Risiko zu vermindern."

Helga Brettschneider

Quelle: Post-ADA-Roundtable "Von Fall zu Fall: Victoza® in der Therapie des Typ-2-Diabetes", Mainz, 18.8.2010. Dieser Text entstand mit freundlicher Unterstützung von Novo Nordisk. Die Autorin ist freie Journalistin.

Diabetesaktion in Apotheken

Im September 2010 starteten die Diabetesstiftung DDS und Novo Nordisk bundesweit in Apotheken eine Diabetes-Fragebogenaktion. Das Motto: "Diabetes im Blick: Wir packen es an!" Ziel ist es, Patienten über Diabetes zu informieren und so zu mehr Eigeninitiative zu motivieren. Dafür erfasst ein neuer Risiko- und Lebensqualitätscheck bei Diabetespatienten die körperliche und seelische Verfassung. Mit dem Fragebogen FINDRISK wird das Diabetesrisiko nicht Erkrankter ermittelt. Um die Apotheken für die erwarteten Fragen zu rüsten, bietet Novo Nordisk ergänzend Schulungen für Apotheker an und unterstützt die Aktionstage. Infos: http://www.diabetes-im-blick.de

Quellen

  • 01 Pratley R , et al . ADA 2010, Poster 16-LB. 
  • 02 Russel-Jones D , et al . ADA 2010, Poster 1886. 
  • 03 Zinman B , et al . ADA 2010, Poster 1894. 
  • 04 Armstrong M J, et al . ADA 2010, Poster 1552. 
  • 05 Matthews D , et al . ADA 2010, Poster 1513. 
  • 06 Gough S , et al . ADA 2010, Poster 764. 

Quellen

  • 01 Pratley R , et al . ADA 2010, Poster 16-LB. 
  • 02 Russel-Jones D , et al . ADA 2010, Poster 1886. 
  • 03 Zinman B , et al . ADA 2010, Poster 1894. 
  • 04 Armstrong M J, et al . ADA 2010, Poster 1552. 
  • 05 Matthews D , et al . ADA 2010, Poster 1513. 
  • 06 Gough S , et al . ADA 2010, Poster 764. 
 
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Abb. 1 Den kombinierten Endpunkt (HBA1c < 7 % ohne Hypoglykämien und Gewichtsanstieg) erreichten in beiden Liraglutid-Armen signifikant mehr Patienten als mit Sitagliptin.