Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2010; 17(5): 256
DOI: 10.1055/s-0030-1268083
Forum der Industrie

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Dihydroartemisinin plus Piperaquin zur Malariatherapie – Innovative Fixkombination nach internationalen Qualitätsstandards entwickelt

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18 October 2010 (online)

 
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Die WHO beschreibt artemisininbasierte Kombinationstherapien (ACT) als hoch effiziente und schnell wirksame Behandlungsoptionen bei Malaria. Die aktuellen Leitlinien der WHO empfehlen die Kombination aus Dihydroartemisinin/Piperaquin (DHA/PQP) für die First-Line-Therapie der unkomplizierten Malaria, ausgelöst durch Plasmodium falciparum [1]. Diese Wirkstoffkombination wurde jetzt erstmals nach internationalen Qualitätsstandards von dem italienischen Konzern sigma-tau in Kooperation mit der internationalen, gemeinnützigen Organisation "Medicines for Malaria Venture" (MMV) entwickelt. Die Zulassung durch die "European Medicines Agency" (EMA) wird für das Frühjahr 2011 erwartet. Die Wirksamkeit und Sicherheit von DHA/PQP wurde in 2 großen Studien, durchgeführt in Afrika und Asien, nachgewiesen. Dr. Quique Bassat, Barcelona (Spanien), stellte die Ergebnisse auf der "3rd Northern European Conference on Travel Medicine" (NECTM) vor.

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Vorteile der DHA/PQP-Kombination

  • bewährte Wirkstoffkombination, erstmals nach internationalen Qualitätsstandards (GMP/GCP) hergestellt

  • hoch wirksam und nebenwirkungsarm

  • Dihydroartemisinin sorgt für einen raschen Wirkeintritt durch eine schnelle Elimination der Parasiten

  • Piperaquin bietet Schutz vor Neuinfektionen durch seine lange Halbwertszeit

  • einfaches Dosierungsschema (orale Einnahme, einmal täglich)

  • keine Resorptionsabhängigkeit von Mahlzeiten

  • lange Haltbarkeit

  • künftiger Einsatz als Standby-Therapie

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Umfangreiche Datenlage belegt Sicherheit und Effektivität von DHA/PQP

Die fixe Kombination besteht aus dem schnell wirksamen Dihydroartemisinin und der lang wirksamen Komponente Piperaquin. Sie wird bereits seit vielen Jahren erfolgreich zur Behandlung der unkomplizierten Plasmodium-falciparum-Malaria eingesetzt. Jetzt wurde sie erstmals nach den internationalen GMP/GCP-Richtlinien (GMP: "Good Manufacturing Practice", GCP: "Good Clinical Practice") hergestellt. Basis für die Zulassung stellten die Ergebnisse der beiden auf dem NECTM vorgestellten großen Phase-III-Untersuchungen dar.

An der in 5 afrikanischen Ländern (Burkina Faso, Mosambik, Kenia, Sambia und Uganda) durchgeführten multizentrischen, offenen und randomisierten Studie nahmen insgesamt 1553 Kinder im Alter zwischen 6 und 59 Monaten mit einer unkomplizierten Falciparum-Malaria teil [2]. Sie wurden über 3 Tage hinweg entweder mit DHA/PQP oder dem dortigen Therapiestandard Artemether/Lumefantrin (A/L) behandelt. Primärer Endpunkt war die Heilungsrate nach 28 Tagen. Hier zeigte DHA/PQP eine der A/L-Kombination vergleichbare Wirksamkeit und Verträglichkeit. Hinsichtlich der Rate an Neuinfektionen im 42-Tage-Follow-up erwies sich DHA/PQP gegenüber A/L als überlegen. Dies weise, so Bassat, auf einen längeren prophylaktischen Effekt nach Beendigung der Therapie hin.

Die 2. Studie führten Valecha et al. mit einem ähnlichen Design in Indien, Laos und Thailand durch. Randomisiert verglichen wurde bei mehr als 1150 Malariapatienten jeden Alters DHA/PQP mit Artesunat/Mefloquin [3], dem "goldenen Standard" in Asien. Auch hier zeigte sich, dass die Rate der Neuinfektionen bei einer Behandlung mit der DHA/PQP-Kombination deutlich geringer war.

Das einfache Dosierungsschema (1-mal täglich an 3 aufeinanderfolgenden Tagen) und die nahrungsunabhängige Einnahme bieten weitere Vorteile für die Patienten.

Bassat fasste zusammen, dass DHA/PQP eine vielversprechende neue Option zur akuten Behandlung der unkomplizierten Falciparum-Malaria mit hohen Erfolgschancen in allen Altersgruppen - inklusive Kleinkindern unter 1 Jahr - bei guter Verträglichkeit und Sicherheit ist.

Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der sigma-tau Industrie Farmaceutiche Riunite S.p.A., Rom (Italien).

Quelle: Symposium "Advancing and Optimizing Treatment for Uncomplicated and Severe Malaria", veranstaltet von sigma-tau Industrie Farmaceutiche Riunite S.p.A., Rom (Italien) im Rahmen der "3. Northern European Conference on Travel Medicine" (NECTM) 2010 in Hamburg.

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Interview mit Dr. Quique Bassat

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Quique Bassat

? Wie unterscheidet sich DHA/PQP von anderen Malariapräparaten?

Dr. Quique Bassat: Das Dosierungsschema von DHA/PQP ist sehr einfach, was sich positiv auf die Compliance auswirkt: Es ist 1-mal täglich an 3 aufeinanderfolgenden Tagen einzunehmen (0, 24 und 48 Stunden). Zudem verfügt die Fixkombination über ein sehr gutes Sicherheitsprofil und verursacht nur wenige Nebenwirkungen. Im Gegensatz zu anderen Antimalarika ist außerdem die Resorption von DHA/PQP unabhängig von der Nahrungsaufnahme.

? Welche Bedeutung hat ein weiteres zugelassenes ACT für Afrika?

Bassat: Ein neu zugelassenes, qualitativ hochwertiges ACT erweitert das Therapiespektrum, das in Afrika angeboten wird, was sich möglicherweise positiv auf die Resistenzsituation auswirken wird.

? Welche Bedeutung hat DHA/PQP für die Reisemedizin?

Bassat: DHA/PQP ist eine Wirkstoffkombination für Therapie und Standby-Therapie. Eine Standby-Therapie wird für Endemiegebiete empfohlen, in denen das Malariarisiko gering ist. Man wägt dabei die Nebenwirkungen einer prophylaktischen Therapie gegen das Infektionsrisiko ab. DHA/PQP stellt in diesen Ländern daher eine weitere wichtige Option als Standby-Therapie dar. Ich würde es nur Reisenden empfehlen, die sich länger als 10 Tage in solchen Endemiegebieten aufhalten, da die Inkubationszeit circa 7 Tage beträgt.

Zudem würde ich es für Endemiegebiete empfehlen, in denen bereits Resistenzen gegen die Präparate zur Chemoprophylaxe bestehen. Aber auch Reisende, die sehr vorsichtig sind, sollten erwägen, DHA/PQP neben der Chemoprophylaxe als weiteres Antimalarikum zur Standby-Therapie mitzunehmen.

Das Interview führte Avan Sidiq, München

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Literatur

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