Dialyse aktuell 2010; 14(8): 437
DOI: 10.1055/s-0030-1267887
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Peritonealer Äquilibrations-Test mit Natrium-Sieving – Aussagekraft ist mit 3,86-prozentiger Glukoselösung höher

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Publikationsdatum:
14. Oktober 2010 (online)

 
Inhaltsübersicht

Quelle: Gomes AM, Fontán MP, Rodriguez-Carmona A et al. Categorization of sodium sieving by 2.27 % and 3.86 % peritoneal equilibration tests - a comparative analysis in the clinical setting. Nephrol Dial Int 2009; 24: 3513-3520

Thema: Der sogenannte PET ("peritoneal equilibrium test") mit 2,27-prozentiger Glukoselösung ist der am häufigsten angewandte Funktionstest für die Peritonealmembran. Als Referenz für diesen Test gilt die US-Studie von Twardoski et al. [1] mit relativ kleiner Patientenzahl (n = 86; 103 PETs). Mithilfe dieses Tests kann lediglich eine Aussage zum Transporttyp, nicht jedoch zur Funktion der verschiedenen Poren getroffen werden. Man geht bei der Peritonealmembran heutzutage von einem 3-Poren-Modell aus, wobei die Aquaporine nur für Wasser durchlässig sind. Kombiniert man den klassischen PET mit dem Natrium-Sieving-Test, indem man neben Kreatinin und Glukose auch Natrium im Dialysat bestimmt, so kann damit die Funktion der Aquaporine beurteilt werden. Zu Beginn der Verweilzeit kommt es im Dialysat bei intakten Aquaporinen zu einem Abfall des Natriumwerts. Der Abfall des Natriumwerts im Dialysat ist abhängig von der Glukosekonzentration und der Anzahl der Aquaporine. In dieser Arbeit werden PET mit 2,27- (Standard nach Twardoswki) und 3,86-prozentiger Glukoselösung verglichen und gleichzeitig das Natrium-Sieving bestimmt.

Projekt: Bei 90 Patienten wurde im Abstand von höchstens 4 Monaten je ein PET mit 2,27- und 3,86-prozentiger Glukoselösung durchgeführt. Dabei wurden Dialysatproben zum Zeitpunkt 0, 60, 90, 120 und 240 Minuten auf Glukose, Kreatinin, Harnstoff und Natrium untersucht.

Ergebnis: Die mittlere Ultrafiltration lag beim 2,27-%-PET bei 131,4 + 256,7 ml und beim 3,86-%-PET bei 542,0 + 344,5 ml. 26 Patienten erfüllten das diagnostische Kriterium des Ultrafiltrationsversagens. Der Natriumabfall im Dialysat beim 3,86-%-PET war signifikant höher als beim 2,27-%-PET (9,1 + 3,7 mmol versus 5,9 + 3,1 mmol). Der Zeitpunkt des maximalen Natriumabfalls war beim 3,86-%-PET später als beim 2,27-%-PET (90 versus 60 Minuten). Subanalysen von langsamen und schnellen Transportern zeigten eine gute Korrelation zwischen Transporttyp und Natrium-Sieving. Die Glukosekonzentration hatte keinen Einfluss auf den D/P-Kreatinin-Quotienten (D/P: Dialysat/Plasma).

Fazit: Diese Studie bestätigte vorherige Ergebnisse (die Glukosekonzentration hat keinen Einfluss auf den D/P-Kreatinin-Quotienten [2], [3]) nochmals. Hinsichtlich des Natrium-Sievings ist die Aussagekraft mit dem 3,86-%-PET verbessert. Nachdem der maximale Abfall des Natriumwerts nach 90 Minuten auftritt, sollte die zusätzliche Dialysatprobe eher nach 90 statt nach 60 Minuten abgenommen werden. Man sollte im Dialysat mindestens einen Natriumabfall von mehr als 5 mmol erreichen. Der PET sollte in Zukunft grundsätzlich mit 3,86-prozentiger Glukoselösung und gleichzeitiger Natriumbestimmung durchgeführt werden. Gründe dafür sind die bessere Aussagekraft beim Natrium-Sieving, was eine zusätzliche Information zur Funktion der Aquaporine liefert. Ferner ist das Ultrafiltrationsversagen definiert als weniger als 400 ml Ultrafiltration nach 4 Stunden Verweilzeit mit 3,86-prozentiger Glukoselösung und kann mit dieser Form des PETs daher gleich "mitdiagnostiziert" werden.

Key Words: Natrium-Sieving - PET - Peritonealdialyse - Aquaporine

Prof. Marianne Haag-Weber, Straubing

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Literatur

  • 01 Twardoski Z J, et al . Perit Dial Bull. 1987;  7 138-147
  • 02 Cara M , et al . J Nephrol. 2005;  18 67-71
  • 03 Pride E T, et al . Perit Dial Int. 2002;  22 365-370
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Literatur

  • 01 Twardoski Z J, et al . Perit Dial Bull. 1987;  7 138-147
  • 02 Cara M , et al . J Nephrol. 2005;  18 67-71
  • 03 Pride E T, et al . Perit Dial Int. 2002;  22 365-370