Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2010; 7(3): 191
DOI: 10.1055/s-0030-1267869
Fortbildung

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Kommentar der Arbeitsgruppe Nachsorge der DGS

Further Information

Publication History

Publication Date:
04 October 2010 (online)

 

Nachsorge, ein Wort für einen ganzen Fächer von Aufgaben: Eingehen auf die Sorge um das "Danach", für die Genesung sorgen, die Patientin umsorgen - und alles sorgsam! U. R. Kleeberg, Hamburg

Nachsorge schützt nicht vor einem Rückfall!

Aber ein "danach umsorgen" kann das Rückfallrisiko mindern, geistiges und körperliches Wohlsein, also Heilung fördern und oftmals Schlimmeres verhüten.

Nachsorge nach Schema F dagegen, vierteljährlich dies, halbjährlich das und von allem möglichst viel, Blutteste, Ultraschall, Röntgen, Szintigrafie, dazu vielleicht ein PET-CT ... all dies Schematische bringt nicht die erwünschte Sicherheit. Entgegen den Vorstellungen mancher Laien und Betroffener, und von Besonderheiten abgesehen, gilt für den Brustkrebs unverändert und immer noch:

"Das frühzeitige Aufdecken einer systemischen Metastasierung verlängert die Leidenszeit, nicht aber die Lebenszeit".

Was ich mit diesem Satz 1976 provozieren wollte, war nicht Resignation sondern Aufforderung zum Umdenken wie es inzwischen zunehmend und auch international praktiziert wird.

Was ist wirklich wichtig?

Die Grundpfeiler einer kompetenten Nachsorge umfassen die folgenden 5 Gebote: Vordringlich ist eine individuell gestaltete, Prognose und Risikofaktoren berücksichtigende und auf die Bedürfnisse der Patientin abgestimmte Bereitschaft zur Begleitung. Das kann nicht ein Arzt, etwa Haus- oder Facharzt. Hier ist das ganze onkologische Team gefordert: Onkologie, Gynäkologie, Psychologie, Sozialarbeit und Krankengymnastik. Es gilt Geborgenheit zu vermitteln, wo es Sicherheit nicht geben kann. Dazu gehört auch der wichtige Kontakt zu Selbsthilfegruppen. Die Früherkennung von Lokalrezidiven, Zweitmalignomen (nicht nur in der Brust) und Therapiefolgestörungen und deren effektive Behandlung. Nur hierzu sind die aufgezeigten Schemata sinnvoll. Die Verträglichkeit adjuvanter zytostatischer und endokriner Therapien, posttherapeutische kognitive Einbußen, Schlafstörungen, depressive Verstimmung, Fatigue-Syndrom, also die belastenden somatischen und psychischen Therapiefolgen, der ganze Inhalt aus Pandoras onkologischer Büchse, lassen sich durch regelmäßige Bewegung, geleitete körperliche Aktivitäten rasch und effektiv bessern. Einem Lymphödem des Armes z. B. kann gerade durch frühe Krankengymnastik mit intensiver Muskelarbeit wirksam begegnet werden. Eine womöglich lebenslange, somatische Rehabilitation und psychosoziale Begleitung mit Anleitung, Förderung und Überwachung einer gesunden Lebensführung, vordringlich Sport und Ernährung, die den Ehepartner und die ganze Familie mit einbezieht. Es ist erwiesen, dass der Einfluss der Bewegung durch eine Hemmung von (insulinartigen) Wachstumsfaktoren die Prognose signifikant verbessert und so die Wirkung adjuvanter Therapien nachhaltig unterstützt. Weiter gehört zu den Aufgaben auch der Schutz vor Pseudotherapien, der sog. Komplementär- und Alternativmedizin. Motivation zur Mitverantwortung des Patienten für seine eigene Behandlung, die Therapietreue ebenso wie für Vorbeugung und Früherkennung bei Angehörigen und Freunden. Warum nicht so Dank für die selbst erfahrene Hilfe anderen weitergeben? Die Sicherung der Ergebnisqualität durch Teilnahme an einem klinischen Krebsregister. Entscheidend ist die belegte onkologische Kompetenz der Therapeuten.