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DOI: 10.1055/s-0030-1267436
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Prävention invasiver Mykosen im klinischen Alltag – Leukämie-Patienten profitieren von einer Prophylaxe mit Posaconazol
Publication History
Publication Date:
04 October 2010 (online)
Patienten mit hämatologisch-onkologischen Erkrankungen, die eine Chemotherapie bzw. Stammzelltransplantation erhalten, haben vor allem bei längerfristiger Neutropenie ein sehr hohes Risiko für invasive Pilzinfektionen. Ob eine systemische antimykotische Prophylaxe bei dieser Patientengruppe gerechtfertigt und in der Praxis auch erfolgreich ist, untersuchte eine Arbeitsgruppe um Dr. Jörg J. Vehreschild in Köln anhand des Azol-Antimykotikums Posaconazol (Noxafil®), das sowohl zur Prophylaxe als auch zur Behandlung diverser Mykosen zugelassen ist.
#Signifikant weniger Pilzinfektionen unter Posaconazol-Prophylaxe
Dass eine Prophylaxe mit Posaconazol bei Hochrisiko-Patienten zu einer signifikanten Reduktion der Inzidenz gesicherter oder wahrscheinlicher invasiver Mykosen einschließlich invasiver Aspergillosen führt, zeigten bereits Ergebnisse einer 2007 veröffentlichten randomisierten, offenen Multizenterstudie: Hierbei wurde die Wirksamkeit von Posaconazol mit der von Fluconazol oder Itraconazol bei 602 Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) oder myelodysplastischem Syndrom verglichen [1].
Die von Vehreschild vorgestellten Daten einer erst kürzlich publizierten prospektiven Kohortenstudie bestätigten nun den Nutzen einer Posaconazol-Prophylaxe in der klinischen Praxis bei AML-Patienten, die einer remissionsinduzierenden Standard-Chemotherapie unterzogen wurden [2]. Die orale Gabe von Posaconazol (n = 77) wurde dabei mit einer topischen Soor-Prophylaxe mit einem Polyen-Antimykotikum (Ampotericin B oder Nystatin) (n = 82) verglichen, wie sie vor Einführung von Posaconazol üblich war. Unter Posaconazol kam es zu einer erheblichen Reduktion invasiver Pilzinfektionen einschließlich Aspergillosen. Diese Patientengruppe hatte ein signifikant niedrigeres Risiko, an einer Durchbruchinfektion - also einer Pilzinfektion trotz laufender antimykotischer Behandlung - zu erkranken, als Patienten der Vergleichsgruppe: So betrug die Inzidenz invasiver Pilzinfektionen bzw. Aspergillosen 19,5 % bzw. 13,4 % in der Gruppe mit topischer Polyen-Prophylaxe, jedoch nur 3,9 % bzw. 2,6 % in der Gruppe mit systemischer Posaconazol-Prophylaxe (p = 0,003 bzw. p = 0,018). Im Vergleich zu Patienten der Posaconazol-Gruppe litten die Patienten, die die topische Prophylaxe erhielten, durchschnittlich länger an Fieber (Anzahl der Fiebertage 7,3 ± 5,73 vs. 10,7 ± 9,66; p = 0,007), benötigten längere stationäre Behandlung (Anzahl der Kliniktage 46,0 ± 14,39 vs. 53,0 ± 24,16; p = 0,026) und hatten eine kürzere pilzinfektionsfreie Überlebenszeit (78,7 vs. 90,4 Tage; p = 0,024).
Dr. Dietlinde Burkhardt, München
Quelle: Lunch-Symposium "Antimykotische Behandlungsstrategien im klinischen Alltag" am 24.6.2010 in Köln im Rahmen des 10. Kongresses für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT). Veranstalter: Essex Pharma Die Autorin ist freie Journalistin |