Dialyse aktuell 2010; 14(7): 368
DOI: 10.1055/s-0030-1267320
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Gesundheitsprobleme des Pflegepersonals – Bereits in der Ausbildung mehr beachten

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Publikationsdatum:
20. September 2010 (online)

 
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Nicht nur der Pflegeberuf, sondern auch die Schulen müssen attraktiver werden - das zeigt eine Studie am "Institut für Public Health und Pflegeforschung" (IPP) im Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften der Universität Bremen. Bereits in der Pflegeausbildung muss die Gesundheitsförderung der Pflegenden mehr Aufmerksamkeit erhalten. Gestiegene Arbeitsbelastungen, Überforderung und "Burn-out" bei Pflegekräften sind schon lange bekannt. Bedenklich sind die damit verbundenen krankheitsbedingten Fehlzeiten, die hohe Fluktuationsrate und das schlechte Image des Pflegeberufs, wie jüngst eine Studie des IPP zeigen konnte.

Angesichts dieser Tendenzen und aufgrund der demografischen Entwicklung ist in naher Zukunft ein Mangel an professionellen Pflegekräften zu befürchten. Verschärfend kommt hinzu, dass auch das Durchschnittsalter der Pflegenden steigt. Abhilfe können unter anderem gesundheitsfördernde Maßnahmen schaffen, deren Einsatz idealerweise bereits in der Ausbildung beginnen sollte.

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Studie schließt Wissenslücke zur Gesundheit in der Pflegeausbildung

Bislang ist allerdings wenig darüber bekannt gewesen, inwieweit die Gesunderhaltung der Pflegekräfte schon in der Pflegeausbildung thematisiert wird. Diese Lücke hat das Institut für Public Health und Pflegeforschung unter der Leitung von Prof. Stefan Görres, Bremen, jetzt geschlossen. Die Studie von Görres et al. [1] liefert erstmals Ergebnisse zu den bisherigen Strategien der Ausbildungsstätten, um zukünftig Pflegende gesund zu erhalten. Darüber hinaus geben die Daten Auskunft über den aktuellen Gesundheitszustand von Auszubildenden in Pflegeberufen.

Der Auftraggeber ist die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), Hamburg. Die BGW ist die gesetzliche Unfallversicherung für nicht staatliche Einrichtungen im Gesundheitsdienst und der Wohlfahrtspflege. Sie ist für über 5 Millionen Menschen in rund 495 000 Unternehmen zuständig. Schwerpunkte liegen in der Prävention und Rehabilitation. Im Rahmen der Studie, die von Oktober 2009 bis Juli 2010 erfolgte, erfassten die Autoren alle 1 314 Pflegeschulen in Deutschland. Zusätzlich wurden 1 119 Pflegeauszubildende zu ihrem Gesundheitsverhalten befragt.

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Großer Teil der Schüler hat Gesundheitsprobleme

Über die Hälfte der Schüler (52,6 %) leidet täglich bis wenigstens einmal wöchentlich an Kreuz- bzw. Rückenschmerzen. 49 % geben Nacken- oder Schulterschmerzen an. Unter Kopfschmerzen leiden 45,9 % der angehenden Pflegekräfte mindestens einmal wöchentlich. Gut 1 Drittel (36 %) geben an, täglich bis mehrmals wöchentlich Schlafstörungen zu haben. Bei 26 % kommt es zu Bauch- und Magenschmerzen. Insgesamt beurteilen 1 Drittel der Auszubildenden ihren körperlichen Gesundheitszustand und ihr allgemeines Wohlbefinden als nur befriedigend bis mangelhaft.

"Klar ist, dass aus den Ergebnissen deutliche Konsequenzen gezogen werden müssen. Für die Mitarbeiter in der Pflege besteht ein deutlicher Bedarf an gesundheitsförderlichen Konzepten, gerade angesichts alternder Belegschaften", sagte Görres. Politik und Akteure des Gesundheitswesens seien zukünftig stärker als bisher gefragt, vermehrt gezielte Bemühungen zur Gesunderhaltung von Pflegenden vorzunehmen, damit auf hohe Krankenstände und eine vergleichsweise hohe Fluktuation schnell reagiert werden kann. Wie die Ergebnisse der IPP-Studie zeigen, muss man damit schon in der Ausbildung beginnen. "Nicht nur der Beruf, sondern auch die Schulen müssen deutlich attraktiver werden", forderte Görres. "Durch entsprechende Angebote zur Förderung der Gesundheit könnten sie die Anziehungskraft auf jugendliche Berufsanfänger deutlich erhöhen".

Quelle: Pressemeldung der Universität Bremen

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Literatur

  • 01 Görres S , et al . Bundesweite Vollerhebung zu Gesundheitsförderung und Prävention an Pflegeschulen. IPP 2010
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Literatur

  • 01 Görres S , et al . Bundesweite Vollerhebung zu Gesundheitsförderung und Prävention an Pflegeschulen. IPP 2010