physiopraxis 2010; 8(9): 16
DOI: 10.1055/s-0030-1267263
physiowissenschaft

Schmerzverarbeitung – Wörter aktivieren Schmerzzentren

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Publication Date:
16 September 2010 (online)

 
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    Die Wahrnehmung von schmerzassoziierten Wörtern verändert Prozesse im zentralen Nervensystem, welche für die Verarbeitung von Schmerzen bedeutsam sein könnten.

    Das fanden Maria Richter und ein Forscherteam der Universität Jena, Deutschland, heraus. In ihrer Studie zeigten sie 16 gesunden Probanden Wörter aus den vier Kategorien „neutral”, „positiv”, „negativ” und „schmerzassoziierend”. Die Studienteilnehmer sollten sich zu jedem Wort eine dazu passende Situation vorstellen und im Anschluss den gesehenen Begriff einer der vier Kategorien zuordnen. Neben der Vorstellungsaufgabe beinhaltete die Studie auch eine Ablenkungsaufgabe. Während dieser bekamen die Probanden noch einmal die Wörter der Vorstellungsaufgabe zu sehen. Nun hatten sie aber den Auftrag, die Vokale der Wörter zu zählen.

    Während beiden Aufgaben untersuchten die Autoren die Aktivierung verschiedener Hirnareale mit einem funktionellen Kernspintomografen: Schmerzassoziierte Wörter aktivieren vermehrt Hirnareale, die für die kognitive Schmerzverarbeitung zuständig sind. Während der Ablenkungsaufgabe hingegen sank bei den schmerzassoziierten Wörtern die Aktivierung eines zum Schmerznetzwerk gehörenden Hirnareals. Stattdessen zeigte das Hirnareal für autonome Antworten und emotionalen Ausdruck eine gesteigerte Aktivität.

    Das Ergebnis zeigt, dass herausstechende schmerzrelevante Informationen bei einer Ablenkungsaufgabe gehemmt werden. Daher schlussfolgern die Autoren, dass die Verarbeitung von Worten und deren Bedeutung stark von der Aufmerksamkeit abhängt, mit der man ein Wort aufnimmt. Damit könnte Wörtern eine hohe Relevanz bei der Verarbeitung von Schmerzen zugesprochen werden.

    hoth

    Pain 2010; 148: 198–205