Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2010; 20(4): 233-237
DOI: 10.1055/s-0030-1265790
Berichte

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Die Vier-Länder-Treffen für Physikalische und Rehabilitative Medizin - Idee und Verwirklichung

The Four Countries Meetings for Physical and Rehabilitation Medicine - Idea and RealizationChristoph Gutenbrunner, Claudio Corradini, Alessandro Giustini[1]
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Publication Date:
02 September 2010 (online)

 

Einleitung

In der internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit Behinderung und Gesundheit (ICF) wird u. a. betont, dass die Funktionsfähigkeit eines Individuums nicht nur durch den Gesundheitszustand beeinflusst wird, sondern in hohem Maße auch von den Kontextfaktoren abhängt. Das ICF-Modell stellt heute die Basis aller Rehabilitationskonzepte dar und ist somit auch für die Physikalische und Rehabilitative Medizin von größter Relevanz. Das Fachgebiet der Physikalischen und Rehabilitativen Medizin hat in Europa sehr unterschiedliche Wurzeln, die aus verschiedenen Traditionen und verschiedenen Modellen der Berufspraxis in den einzelnen Ländern resultierrn. Die Gründe hierfür sind Unterschiede im Gesundheitssystem, v. a. aber der Konzepte der medizinischen Versorgung und Rehabilitation. So ist z. B. in vielen südeuropäischen Ländern die Physikalische Medizin die wesentliche Wurzel der Physikalischen und Rehabilitativen Medizin, und in vielen osteuropäischen Ländern hat die Tradition der Balneologie einen starken Einfluss. Im Gegensatz dazu wurde in Skandinavien und dem Vereinigten Königreich die Physikalische und Rehabilitative Medizin überwiegend aus der Tradition von Rehabilitationskonzepten entwickelt. Folglich ist z. B. in diesen Ländern die Physiotherapie kaum im Fokus der Physikalischen und Rehabilitativen Medizin.

Die Physikalische und Rehabilitative Medizin ist inzwischen in fast allen europäischen Ländern als medizinisches Fachgebiet anerkannt. Daher ist eine einheitliche Beschreibung und Definition des Fachgebiets und der Kompetenz der Fachärzte anzustreben. Trotz dieser einheitlichen Beschreibung werden Unterschiede in der praktischen Tätigkeit und der Rolle der Physikalischen und Rehabilitativen Medizin in den nationalen Gesundheitssystemen bleiben. Dies muss kein Nachteil sein, sondern kann als Herausforderung aufgefasst werden. So können Fachärzte für Physikalische und Rehabilitative Medizin aus unterschiedlichen europäischen Ländern voneinander lernen und so die Stellung im eigenen Land verbessern. Hierfür ist das Wissen über die Situation in den Nachbarländern und die grenzübergreifende Kommunikation von essenzieller Bedeutung. Darüber hinaus kann die grenzübergreifende Kommunikation in Europa wichtig sein, um Patienten in Grenzregionen optimal zu behandeln sowie die Rehabilitation seltener Erkrankungen zu fördern. Darüber hinaus kann hierdurch die Aus-, Fort- und Weiterbildung verbessert werden. Aus diesem Grund gibt es in Europa an verschiedenen Stellen neben gesamteuropäischen Projekten auch regionale Initativen.

Die Physikalische und Rehabilitative Medizin hat in Europa eine gute Arbeits- und Kommunikationsstruktur aufgebaut. Sie besteht aus verschiedenen europäischen Körperschaften für Wissenschaft (European Society for Physical and Rehabilitation Medicine, ESPRM), berufsständische Fragen (PRM-Section and Board in the European Union of Medical Specialists, UEMS) und ethische Fragen (European Academy for Rehabilitation Medicine). Eine sehr erfolgreiche regionale Initiative ist das Mediterreanean Forum for Physical and Rehabilitation Medicine, das die Arbeit der südeuropäischen Länder mit denen von Nordafrika und dem mittleren Osten koordiniert. Kürzlich wurde eine ähnliche Initiative in der Ost- und Nordseeregion gestartet. Das Baltic and North Sea Forum für Physical and Rehabilitation Medicine (BNF-PRM) wurde 2008 in Riga formell gegründet. Sowohl die European Society des Mediterranean Forums als auch des Baltic and North Sea Forums veranstalten wissenschaftliche Kongresse sowie zusätzliche regionale Meetings. Wie oben erwähnt ist allerdings die direkte bilaterale Kommunikation zwischen europäischen Ländern, insbesondere in Zentraleuropa, von großer Bedeutung.

References

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01 National representatives to the Four Countries Meetings for Physical and Rehabilitation Medicine are: - Austria: Tatjana Paternostro-Sluga, Günther Wiesinger - Germany: Michael Fischer, Gerold Stucki - Italy: Claudio Corradini, Alessandro Giustini - Switzerland: Otto Knüsel, Marcel Weber

02 In Innsbruck the following working groups were started: "Guidelines" (Karl-Ludwig Resch), "Publication and scientific Journals" (Franco Franchignoni) and "Definitions and Terminology" (Otto Knüsel)

02 In Innsbruck wurden folgende Arbeitsgruppen gegründet: "Guidelines" (Karl-Ludwig-Resch), "Publikation und Wissenschaftliche Journals" (Franco Frachignoni) und "Definitionen und Terminologie" (Otto Knüsel)

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