Die hier vorgestellte Biomarkeranalyse stellt einen vielversprechenden Ansatz zur
Detektion von Implantatinfektionen dar. Die Arbeitsgruppe konnte Biomarker in der
Synovialflüssigkeit nachweisen, die spezifisch im Falle einer bakteriellen Infektion
um mehr als das 100-Fache erhöht waren. In ihrer Studie wies das Verfahren sogar eine
höhere Genauigkeit als die Diagnostik per Blutserumanalyse auf. Dabei könnte sich
diese Analytik v. a. durch eine einfache, schnelle und kostengünstige Handhabung im
Klinikalltag bewähren.
Allerdings ist die Aussagekraft dieser Werte noch mit Limitierungen zu sehen. Es wurde
ein kleines und sehr heterogenes Patientenkollektiv in die Studie einbezogen. Problematisch
ist auch, dass sich die Klassifizierung der Patienten dabei rein auf den Bakteriennachweis
oder das klinische Bild einer Infektion stützt. Damit ist u. a. ein besonderes Problem
der Infektdiagnostik nicht adressiert: Es bleibt unklar, ob die sog. Low-Grade-Infektionen,
die häufig falsch negative Bakterienkulturergebnisse aufweisen, über diese Methodik
zu einem höheren Prozentsatz detektiert werden können. Auch wird nicht klar, ob und
wie die Testgenauigkeit von einer laufenden Antibiotikatherapie beeinflusst wird.
Für die weitere Validierung der genannten Ergebnisse ist eine weiterführende Studie
erforderlich, die wohlmöglich auch als prospektive Multicenterstudie geplant ist.
Dr. med. Tilman Calliess