Gesundheitswesen 2011; 73(12): 843-848
DOI: 10.1055/s-0030-1265194
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vergleich der Handchirurgie im deutschen und italienischen DRG-System

Comparison of Hand Surgery in the German and Italian DRG SystemsO. Lotter1 , J. Dolderer1 , S. Stahl1 , A. Atzei2 , M. Haerle3 , H.E. Schaller1
  • 1Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, BG-Unfallklinik/Eberhard-Karls-Universität Tübingen
  • 2Unità Operativa di Chirurgia della Mano, Policlinico „G.B. Rossi“, Azienda Ospedaliera di Verona/Italien
  • 3Klinik für Handchirurgie und Plastische Chirurgie, Orthopädische Klinik Markgröningen
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Publication Date:
30 September 2010 (online)

Zusammenfassung

Diagnosis Related Groups (DRGs) bezeichnen ein ökonomisch-medizinisches Klassifikationssystem, bei dem Patienten anhand ihrer Diagnosen und der durchgeführten Behandlungen in Fallgruppen klassifiziert werden, die nach dem ökonomischen Aufwand unterteilt und bewertet sind. In der vorliegenden Arbeit soll das italienische mit dem deutschen Fallpauschalensystem im Hinblick auf die Handchirurgie mit Hauptaugenmerk auf die Erlössituation verglichen werden. Nach Gruppierung der 15 häufigsten handchirurgischen Diagnosen und Therapien in unserer Klinik im Jahr 2009 im deutschen DRG-System konnten diese auf das italienische Fallpauschalensystem übertragen werden, um schließlich Verweildauer- und Erlösdaten beider Länder zu erhalten. Bei letzteren wurde die Kaufkraft in beiden Ländern berücksichtigt. Sowohl in Deutschland als auch in Italien liegt das arithmetische Mittel der oberen Grenzverweildauer bei etwa 10 Tagen, während der Median der oberen Grenzverweildauer in Deutschland bei 6 Tagen und in Italien doppelt so hoch liegt. In 15 von 19 Fällen wird im deutschen Fallpauschalensystem höher vergütet. Der Case Mix Index (CMI) als die durchschnittliche Fallschwere beträgt in Deutschland 0,917, was einem durchschnittlichen Fallerlös von 2676 € entspricht. In Italien liegt der hypothetische CMI bei 0,635, einem durchschnittlichen Fallerlös von 1 853 € entsprechend. Der größte Erlösunterschied pro Fall findet sich bei der Mehr-Finger-Replantation mit 12 320 € höherer Vergütung in Deutschland. Die Gesamterlöse der Top-15-Diagnosen unter Verwendung der Fallzahlen in unserer Klinik ergeben im deutschen DRG-System 1,7 Millionen € und in Italien 1,2 Millionen €. Unter Berücksichtigung der Kaufkraft in Form von Verbrauchergeldparitäten schrumpft die Differenz letztlich auf 300 000 €. In Italien wird keine mittlere Verweildauer pro DRG ermittelt, es existiert nur die obere Grenzverweildauer. Diese liegt in den meisten Fällen über der deutschen oberen Grenzverweildauer. Der Ressourcenverbrauch für Fingerreplantationen wird in Italien insbesondere im Vergleich zu den Stumpfbildungen nicht differenziert dargestellt. Die Gesamterlöse liegen für die häufigsten handchirurgischen Diagnosen in Deutschland um 25% höher als in Italien. Die Erlössituation wird multifaktoriell beeinflusst und unterliegt nicht den Prinzipien der freien Marktwirtschaft, weshalb ein mehr als deskriptiver Vergleich nur schwer anzustellen ist.

Abstract

Diagnosis-related groups (DRGs) are a patient classification system grouping related types of patients treated to the resources they consumed. In this analysis we compared the Italian and the German DRG systems regarding hand surgery with an emphasis on reimbursement of clinical cases. The 15 most common hand surgical diagnoses and their corresponding operative treatment in our clinic in 2009 were processed using a DRG grouper. The underlying data were transferred to the Italian system. Thus, the length of stay and the reimbursement of both countries could be obtained and compared. The latter was adjusted and corrected by the purchasing power of each country. The mean of the upper threshold of length of stay was 10 days in the German as well as the Italian system whereas the median was 2 times higher in Italy (6 vs. 12 days). Fifteen out of 19 cases showed higher reimbursement in Germany. The case mix index (CMI) of 0.917 in Germany represents a mean payment of 2 676 € per case. In Italy the hypothetical CMI of 0.635 resulted in a mean reimbursement of 1 853 € per case. The biggest difference in remuneration could be found for replantation of multiple fingers. For this service the German health-care system pays 12 320 € more than the Italian. Total proceeds of the top 15 diagnoses applying the number of cases treated in our clinic revealed 1.7 million € in the German and 1.2 million € in the Italian DRG system. Considering the purchasing power utilizing consumer prize parities, the difference of reimbursement between the countries decreased to 300 000 €. There is no mean length of stay per DRG in Italy, only the upper threshold of length of stay is determined. In most cases the latter is higher in Italy compared to Germany. The consumption of resources for finger replantation is not adequately represented in the Italian DRG system compared to finger amputation. Reimbursement of inpatient care is influenced by multiple factors not being subject to the free market economy. For this reason only descriptive comparison is feasible.

Literatur

Korrespondenzadresse

Dr. med. O. LotterMBA 

Klinik für Hand-, Plastische,

Rekonstruktive und

Verbrennungschirurgie

Berufsgenossenschaftliche

Unfallklinik / Eberhard-Karls-

Universität Tübingen

Schnarrenbergstraße 95

72076 Tübingen

Email: oliver.lotter@freenet.de

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