Psychother Psychosom Med Psychol 2010; 60(12): 474-478
DOI: 10.1055/s-0030-1263149
Kurzmitteilung

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychophysiologie als Prädiktor für Behandlungserfolg: Eine Pilotstudie

Psychophysiology as a Predictor for Treatment Outcome: a Pilot-StudyJohannes C. Ehrenthal1 , Marco Fey2 , Christoph Herrmann-Lingen2 , Henning Schauenburg1
  • 1Universität Heidelberg, Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik, Heidelberg
  • 2Universität Göttingen, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Göttingen
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Publication History

eingereicht 17. Februar 2010

akzeptiert 29. Juli 2010

Publication Date:
15 September 2010 (online)

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Zusammenfassung

Vor dem Hintergrund eines zunehmenden Einsatzes biologischer Parameter in der psychosomatischen Medizin stellt sich die Frage nach geeigneten und ökonomischen Methoden für die Psychotherapieforschung. In einer Pilotstudie wurden bei 21 depressiven Patientinnen und Patienten zu Beginn einer 12-wöchigen stationären psychotherapeutischen Behandlung kardiovaskuläre Parameter während Stressinduktion (Rechenstresstest, Ärgertest) und nachfolgender Ruhephase gemessen und mit Psychotherapieerfolg in Verbindung gesetzt. Niedrige Veränderungswerte von Stress zu Ruhe im mittleren Blutdruck zu Beginn der Behandlung gingen signifikant und mit einer Varianzaufklärung von 41% mit einem besseren Therapieergebnis einher, auch nach der Kontrolle verschiedener Kovariaten. Ebenso fanden sich Hinweise auf die Bedeutsamkeit von negativem Affekt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die zusätzliche Erfassung kardiovaskulärer Parameter eine ökonomische Möglichkeit der Erhebung ergänzender biologischer Variablen in der Psychotherapieforschung darstellt.

Abstract

To test the possibility of predicting psychotherapy outcome by measures of cardiovascular adaptability to stress at the beginning of treatment we used a prospective, within-subject design with experimental induction of short-term stress. Cardiovascular data during induced stress (mental arithmetic, anger recall) and relaxation were assessed in 21 patients with a main diagnosis of depression at the beginning of their 12-week inpatient psychotherapy treatment. Lower change scores in blood pressure during induced stress at the beginning of therapy were significantly related to better treatment outcome, accounting for 41% of variance, even after controlling for several covariates. Furthermore, there was evidence for the impact of negative affect. Using cardiovascular stress testing as an additional area of information seems a feasible method of incorporating biological parameters in psychotherapy evaluation.

Literatur

1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden entweder eine geschlechtsneutrale oder die männliche Form benutzt, auch wenn Männer und Frauen gleichermaßen gemeint sind.

2 Durch die Invertierung kommt es zu einer Vorzeichenumkehr. Während in den ursprünglichen Werten ein negativer Wert für eine größere Verringerung der Depression steht, beschreibt, zur Erleichterung der Interpretation der Daten, nun ein positiver Wert eine größere Verbesserung.

3 Alle Korrelationen nach Pearson, 2-seitig.

4 Auf Wunsch eines Gutachters berechneten wir, ob sich die Korrelationen der beiden State-Skalen mit dem BDI-Wert zu Beginn der Therapie signifikant unterschieden. Mit dem (wenig sensiblen) Olkin-Test ergab sich kein signifikanter Unterschied, sodass offen bleiben muss, wie sehr eine Spezifität von NA vs. SI angenommen werden darf, auch, weil beide Subskalen zu 0,64 korrelieren.

Korrespondenzadresse

Dipl.-Psych. Johannes C. Ehrenthal

Universität Heidelberg

Klinik für Allgemeine Innere

Medizin und Psychosomatik

Thibautstraße 2

69115 Heidelberg

Email: johannes.ehrenthal@med.uni-heidelberg.de