Dialyse aktuell 2010; 14(5): 268
DOI: 10.1055/s-0030-1263077
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Psychologisch-soziale Folgen der chronischen Niereninsuffizienz

Friedrich Balck
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Publication Date:
22 July 2010 (online)

Die vorliegende Ausgabe von Dialyse aktuell spannt einen Bogen von der ökonomischen Lebenssituation der Dialysepatienten bis zur Lebensqualität unter der Transplantation.

Die Arbeit von Aßmann und Balck greift ein Thema auf, dass mitten in der globalen wirtschaftlichen Krise und bei zunehmend begrenzten ökonomischen Ressourcen fragt, inwieweit Dialysepatienten von Armut betroffen sind. Hierbei stellen die Autoren aber nicht auf die großen ökonomischen Rahmenbedingungen ab, sondern konzentrieren sich auf den Zusammenhang chronischer Erkrankung bzw. Ersatztherapie einerseits und ökonomischer Auswirkungen andererseits. Die Ergebnisse zeigen, dass viele Dialysepatienten unter der Armutsgrenze leben und vor allen Dingen jüngere Dialysepatienten davon betroffen sind.

Im Zeitalter der evidenzbasierten Medizin wird es immer wichtiger, nach den Vor- und Nachteilen einer Behandlungsmaßnahme zu fragen. Dabei wurde zunächst nach Überlebenszeiten, körperlichen Beschwerden oder Komplikationen gefragt. In den letzten Jahren sind jedoch daneben eher psychologische Maße in den Vordergrund gerückt, wie die Lebensqualität des Patienten oder Funktionsmaße. Häufig werden dazu eher grobe Maße („Endpunkte“) eingesetzt, die recht allgemein zum Beispiel die Lebensqualität eines Patienten messen und nicht für die spezifische Situation dieser Person ausgelegt sind. Dieser Ansatz gilt auch für die Behandlungsmaßnahme „Nierentransplantation“. Frau Franke hat ein spezifisches Erhebungsinstrument zur Lebensqualität für transplantierte Nierenpatienten entwickelt und beschreibt in ihrem Beitrag mit diesem Instrument die Auswirkungen der Nierentransplantation auf diese Patienten. Dabei kann sie ein recht differenziertes Bild der Situation nach einer Nierentransplantation liefern. Zudem beleuchtet sie den für eine akute oder chronische Abstoßung des Transplantates wichtigen Aspekt der Compliance.

In einer 3. Arbeit beleuchten Balck und Pelz die psychische Situation von Dialysepatienten kurz vor einer Lebendnierentransplantation. Hier wird ein Thema aufgegriffen, das besonders für eine angemessene und valide Vorhersage des psychischen Befindens von Spender und Empfänger nach der Lebendnierentransplantation durch einen Gutachter wichtig ist. Schon die Vorbereitung auf die Transplantation, verbunden mit der Hoffnung des Patienten, das Dialyseregime zu beenden, hellt das psychische Befinden der Dialysepatienten deutlich auf. Dieses Phänomen ist auch bei den Spendern anzutreffen.

Prof. Dr. Friedrich Balck

Dresden

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