Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2010; 17(4): 162
DOI: 10.1055/s-0030-1263044
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Missouri (USA) – Lungen-Paragonimiasis tritt gehäuft auf

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Publikationsdatum:
16. August 2010 (online)

 
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Ärzte der Washington University School of Medicine in St. Louis (Missouri, USA) haben bei 6 Menschen die sehr seltene Infektion mit dem Lungenwurm Paragonimus kellicotti nachgewiesen (Abb. [1]). Zu den Infektionen bei den 6 Betroffenen ist es durch den Verzehr von Krebsen aus verschiedenen Flüssen in Missouri gekommen. Die Infektionen traten in den letzten 3 Jahren auf, wobei 3 davon seit September 2009 (der letzte im April 2010) registriert wurden.

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Abb. 1 Adultes Tier von Paragonimus kellicotti aus einer Lungenbiopsieprobe. Quelle: CDC DPDx Parasite Image Library

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Ungewöhnlich viele Fälle einer sehr seltenen Erkrankung

Vor diesen 6 Infektionen hat es im gesamten nordamerikanischen Raum insgesamt nur 7 dieser auch als Paragonimiasis bezeichneten Erkrankungen gegeben. Es handelt sich also bei den 6 Erkrankungen in den letzten 3 Jahren um eine extrem ungewöhnliche Häufung in einer relativ kurzen Zeit. Regionale Mediziner gehen davon aus, dass es in Missouri eventuell weitere, nicht erkannte humane Infektionen mit Paragonimus kellicotti gegeben haben könnte.

Typische Symptome nach einer Infektion mit dem Lungenwurm sind Fieber, Husten, Brustschmerzen, Kurzatmigkeit und extreme Müdigkeit. Die Infektion verläuft gewöhnlich nicht tödlich. Sie ist sehr gut zu behandeln, soweit die richtige Diagnose gestellt wurde. Da jedoch die Infektion so selten ist, wird sie wahrscheinlich des Öfteren nicht erkannt.

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Lungenwürmer wandern vom Darm meist in die Lungen

Die zu den Trematoden gehörenden Lungenwürmer wandern nach der Infektion vom Darm aus in die Lungen, sie können aber auch in seltenen Fällen ins Gehirn eindringen und schwere Kopfschmerzen und Wahrnehmungsprobleme hervorrufen. In einigen Fällen wurde auch beobachtet, dass sich die Würmer unter der Haut aufhalten und dort als kleine wandernde Knoten in Erscheinung treten. Die Infektion kann man durch ausreichendes Kochen der Krebse verhindern.

Weltweit existieren mehr als 30 Arten der Gattung Paragonimus, von denen mindestens 10 den Menschen befallen können. Der Orient-Lungenwurm Paragonimus westermani ist der häufigste und hat sein Hauptverbreitungsgebiet in Ostasien, kommt aber auch in Zentralafrika und Südamerika vor. In Asien erkranken jährlich mehrere 1000 Menschen an Infektionen mit P. westermani.

Dr. Raymund Lösch und Dr. rer. nat. Mirko Dreßler, Bad Doberan

Quellen: promed; Fried B, Abruzzi A. Parasitol Res 2010; 106: 1263-1280; Lane MA et al. Clin Infect Dis 2009; 49: e55-61

 
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Abb. 1 Adultes Tier von Paragonimus kellicotti aus einer Lungenbiopsieprobe. Quelle: CDC DPDx Parasite Image Library