Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2010; 17(4): 161
DOI: 10.1055/s-0030-1263042
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Venezuela – Mehr Mayaro-Fieber-Virus-Infektionen

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Publikationsdatum:
16. August 2010 (online)

 
Inhaltsübersicht

Seit Anfang des Jahres erkrankten im Bundesstaat Portuguesa (Gemeinde Ospino) im Norden Venezuelas mindestens 77 Menschen an einer Infektion mit dem Mayaro-Fieber-Virus. Vor 10 Jahren wurde dieses Virus erstmals als Auslöser humaner Erkrankungen nachgewiesen. Dies ist der bisher erste beschriebene größere Ausbruch in Venezuela.

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Selbstlimitierende sylvatische Zoonose

Eine Infektion mit dem Mayaro-Fieber-Virus ähnelt in ihrem Verlauf einer Dengue-Fieber-Erkrankung, es treten jedoch keine letalen Fälle auf und die Infektion ist selbstlimitierend. Allerdings kann die Infektion - ähnlich wie beim verwandten Chikungunya-Fieber - von starken Gelenkschmerzen und Entzündungen begleitet werden, die bis zu einem halben Jahr lang andauern können.

Das Mayaro-Fieber ist eine sylvatische Zoonose, deren Reservoir Affen (als virusamplifizierender Wirt am bedeutendsten wahrscheinlich Callithrix argentata, Abb. [1]) und andere in Waldregionen wild lebende Wirbeltiere sind. Die Übertragung auf den Menschen kann durch verschiedene Arthropoden erfolgen. In der Regel sind jedoch Mücken die Vektoren, wobei als wichtigster Überträger die Gattung Haemagogus fungiert (z. B. Haemagogus janthinomys), die auch potenziell das Gelbfieber übertragen kann. Der natürliche Übertragungsweg des Mayaro-Virus ähnelt dementsprechend auch sehr dem sylvatischen Zyklus des Gelbfiebers.

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Abb. 1 Im Regenwald wild lebende Affen der Art Callithrix argentata sind neben anderen Wirbeltieren das bedeutendste Reservoir des Mayaro-Fieber-Virus. Quelle: Wikipedia, Bild: Nick Woolley

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Im nördlichen Südamerika und Amazonasbecken relativ weit verbreitet

Das Virus gehört zu den Arboviren (Familie der Togaviren) und ist verwandt mit den Erregern der Venezolanischen, der Östlichen und der Westlichen Equinen Enzephalitis. Im Gegensatz zu diesen 3 Virusinfektionen kommt es beim Mayaro-Fieber zu keiner Enzephalitis. Das Mayaro-Fieber ist in Südamerika endemisch und konnte bisher in Kolumbien, Brasilien, Surinam, Guyana, Französisch Guyana, Peru und Bolivien nachgewiesen werden. Exportierte Infektionen hat es in der Vergangenheit auch gegeben, beispielsweise in Frankreich, wobei die Infektionen in Brasilien stattfanden, oder in den USA mit Ursprung in Peru.

Wie serologische Untersuchungen gezeigt haben, ist das Mayaro-Fieber bei Menschen in ländlichen Regionen im nördlichen Südamerika und im Amazonasbecken relativ häufig, wobei die Fälle in der Regel sporadisch auftreten. Größere Ausbrüche sind eher selten, jedoch tritt die Infektion - besonders im Amazonasbecken - in jüngster Vergangenheit etwas häufiger auf, was vermutlich mit der zunehmenden Waldzerstörung und dem damit einhergehenden häufigeren Kontakt von Menschen mit den Vektoren zusammenhängt.

Dr. Raymund Lösch und Dr. rer. nat. Mirko Dreßler, Bad Doberan

Quellen: promed; Tesh RB et al. Clin Infect Dis 1999; 28: 67-73; Hoch AL et al. Am J Trop Med Hyg 1981; 30: 689-698; de Thoisy B et al. Emerg Infect Dis 2003; 9: 1326-1329

 
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Abb. 1 Im Regenwald wild lebende Affen der Art Callithrix argentata sind neben anderen Wirbeltieren das bedeutendste Reservoir des Mayaro-Fieber-Virus. Quelle: Wikipedia, Bild: Nick Woolley