Der Zeitpunkt, wann Studenten von Therapieberufen kritisches Denken im Unterricht
erlernen, ist für das Entwickeln und Anwenden dieser Fähigkeit wichtig. Zu dem Ergebnis
kam die Ergotherapeutin Kimberly A. Vogel mit Kollegen an der University of Texas,
USA.
Die Forscher testeten in einer quantitativen Studie das kritische Denken von 13 Ergotherapiestudenten
und 37 Physiotherapiestudenten. Die Probanden befanden sich zu dem Zeitpunkt in den
ersten Semestern des jeweiligen Studienganges. Die Forscher testeten sie anhand der
Watson-Glaser Critical Thinking Appraisal Short Form, einem anerkannten, gültigen
und zuverlässigen Instrument. Eine erneute Datenerhebung fand zwanzig Monate später
statt – kurz vor dem letzten akademischen Semester und vor den Praktika. Die Ergebnisse
ergaben keinen signifikanten Unterschied zwischen den Pretest- und Posttest-Mittelwerten
bei den Physiotherapiestudenten, aber einen signifikant erhöhten Unterschied bei den
Ergotherapiestudenten. Das heißt: Die Ergotherapiestudenten verbesserten ihr kritisches
Denken in den 20 Monaten deutlich. In diesem Zeitraum nahmen alle Studenten am problemorientierten
Lernen teil. Der Unterschied zwischen den beiden Berufsgruppen war jedoch, dass die
Ergotherapiestudenten bereits zum Zeitpunkt der Zweiterhebung gezielten Unterricht
in kritischem Denken und Klinischem Reasoning erhielten. Bei den Physiotherapiestudenten
waren diese Inhalte erst später vorgesehen.
Die Forscher schlussfolgern, dass gezielter Unterricht die Studenten in klinischem
Denken unterstützt und dass man dieses Fach zu Beginn des Studiums unterrichten sollte.
akb
J Allied Health 2009; 38: 152–157