Literatur
- 1 AG PÄD. Vortrag auf der Tagung „Psychosoziale Aspekte der Pädophilie“. Leipzig:
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- 2 Becker N. Psychoanalytische Theorie sexueller Perversionen. In: Sigusch V, Hrsg.
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- 4 Dannecker M. Sexueller Missbrauch und Pädosexualität. In: Sigusch V, Hrsg. Sexuelle
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- 5 de Lauretis T. Die andere Szene. Psychoanalyse und lesbische Sexualität. Berlin:
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- 6 Ferenczi S. Sprachverwirrung zwischen dem Erwachsenen und dem Kind. In: Ders. Bausteine
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- 7 Freud S. Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie. Gesammelte Werke, Bd. 5. London: Imago
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- 8 Freud S. Analyse der Phobie eines fünfjährigen Knaben. Gesammelte Werke, Bd. 7.
London: Imago 1941 [Orig.: 1909]; 241–377
- 9 Freud S. Eine Kindheitserinnerung des Leonardo da Vinci. Gesammelte Werke, Bd. 8.
London: Imago 1943 [Orig.: 1910]; 127–211
- 10 Freud S. Über die allgemeinste Erniedrigung des Liebeslebens. Beiträge zur Psychologie
des Liebeslebens II. Gesammelte Werke, Bd. 8. London: Imago 1943 [Orig.: 1912]; 78–91
- 11 Freud S. Zur Einführung des Narzißmus. Gesammelte Werke, Bd. 10. London: Imago
1946 [Orig.: 1914]; 137–170
- 12 Freud S. Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. XX. Vorlesung: Das menschliche
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- 13 Freud S. Das Ich und das Es. Gesammelte Werke, Bd. 13. London: Imago 1940 [Orig.:
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- 14 Freud S. Fetischismus. Gesammelte Werke, Bd. 14. London: Imago 1948 [Orig. 1927];
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- 15 Green A. Der Kastrationskomplex. Tübingen: Edition Diskord 1996
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- 18 Laplanche J. Von der eingeschränkten zur allgemeinen Verführungstheorie. In: Ders.
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- 20 Laufer M, Laufer M E. Adoleszenz und Entwicklungskrise. Stuttgart: Klett-Cotta
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- 21 Lautmann R. Die Lust am Kind. Portrait des Pädophilen. Hamburg: Klein 1994
- 22 Müller-Pozzi H. Eine Triebtheorie für unsere Zeit. Bern: Huber 2008
- 23 Nabokov V. Lolita. Roman. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch 2001
- 24 Penna S. Qual und Entzücken. 60 Gedichte italienisch und deutsch. Freiburg: Beck & Glückler
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- 25 Reiche R. Die Rekonstruktion der zentralen Onaniephantasie in der Analyse eines
jungen Homosexuellen. In: Dannecker M, Reiche R, Hrsg. Sexualität und Gesellschaft.
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- 26 Reiche R. Psychoanalytische Therapie sexueller Perversionen. In: Sigusch V, Hrsg.
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- 27 Sigusch V. „Das Kind begehrt, aber nicht den Erwachsenen“. Der Freitag Nr. 14,
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- 28 Stein R. Warum Perversion? „Verkehrte Liebe“ und der perverse Pakt. In: Junkers G,
Hrsg. Verkehrte Liebe. Ausgewählte Beiträge aus dem International Journal of Psychoanalysis,
Bd. 1. Tübingen: Edition Diskord 2006; 17–53
- 29 Welldon E V. Perversionen der Frau. Gießen: Psychosozial-Verlag 2003
- 30 Wurmser L. Flucht vor dem Gewissen. Analyse von Über-Ich und Abwehr bei schweren
Neurosen. Berlin et al.: Springer 1993
1 „Wir haben den Begriff der Sexualität nur soweit ausgedehnt, daß er auch das Sexualleben
der Perversen und das der Kinder umfassen kann. Das heißt, wir haben ihm seinen richtigen
Umfang wiedergegeben. Was man außerhalb der Psychoanalyse Sexualität heißt, bezieht
sich nur auf ein eingeschränktes, im Dienste der Fortpflanzung stehendes und normal
genanntes Sexualleben“ (Freud 1917: 330).
2 Ruth Stein nennt dies einen „perversen Pakt“. Damit beschreibt sie für die Perversionen
eine „Matrix von Übertragung und Gegenübertragung […] mit dem Patienten in der Rolle
des erregenden, korrumpierenden Elternteils, während die Rolle des verwirrten, genarrten,
erregten und beschämten Kindes dem Analytiker zufällt“ (Stein 2006: 29).
3 „Bis zu Dorothée hielt der Damm, der Damm, der die Scheiße auf der einen und die
guten Sachen auf der anderen Seite hält, gut“. Es handelt sich um ein Zitat aus dem
Roman „Rose Bonbon“ von Nicolas Jones-Gorlin (2002: 12–13), dessen Ich-Erzähler ein
pädosexueller Mann ist. Sein Erscheinen im Jahr 2002 erregte in Frankreich so viel
Aufsehen, dass der Innenminister überlegte, den Roman verbieten zu lassen. Er ist
so etwas wie die Confessions eines Pädosexuellen, die unter psychoanalytischen Gesichtspunkten
überaus aufschlussreich sind, auch wenn der „psychokakalyste“ nicht gut dabei wegkommen
kann.
4 Diese Gleichung entspricht exakt dem Typus des Homosexuellen, wie ihn Freud in „Eine
Kindheitserinnerung des Leonardo da Vinci“ herausarbeitet. So gesehen formuliert Freud
dort eigentlich eine Pädosexualitätstheorie für den pädosexuellen Mann mit einem gleichgeschlechtlichen
Kind als Objekt. Der pädosexuelle Mann ist indes kein homosexueller Mann, der bekanntlich
ein erwachsenes gleichgeschlechtliches Objekt begehrt, und ebenso wenig ist er ein
heterosexueller Mann, der bekanntlich ein erwachsenes gegengeschlechtliches Objekt
begehrt.
5 Zu erinnern ist, dass „Lolita“ schon zu Beginn keinen Vater hat – und dann wird vom
Autor durch einen Unfall auch noch die Mutter beseitigt (eine durchaus komische Szene).
Dann erst ist der Weg für Humbert-Vater zu Lolita frei.
6 Im Original lautet das Zitat: „Der Fetisch wird von anderen nicht in seiner Bedeutung
erkannt, darum auch nicht verweigert, er ist leicht zugänglich, die an ihn gebundene
sexuelle Befriedigung ist bequem zu haben.“ Es ist bemerkenswert, wie sich das Zitat
durch die Umkehrung von Bejahung bzw. Verneinung an eine Gegenwart anschließt, in
welcher der öffentlich gewordene pädosexuelle Missbrauch in genau der Schwebe sich
befindet, von Alles-offen-Legen bis zur vorgängigen Verleugnung. Zugleich aber ist
anzuerkennen, dass der Fetisch Kind, globalisiert betrachtet, tatsächlich „leicht
zugänglich“ ist, sei es als Kinderpornographie im Netz und auf Reisen in Länder, in
denen das verkaufte Kind, Junge wie Mädchen, den Unterhalt der Familie sichert. Das
Video vom Gebrauch des Kindes kann dann wieder ins Netz gestellt werden.
7 Es ist „nicht die Verwandtschaftsbeziehung das Entscheidendende für die ursprüngliche
Situation, in der sich der Infans befindet. Was vor allem zählt, ist der große Alters-
und Entwicklungsunterschied mit all seinen Folgen: da stehen sich gegenüber ein Neugeborenes,
das über keine angeborenen Sexualtriebe verfügt (nichts weist auf deren Existenz hin),
und ein Erwachsener, der nicht nur mit seiner Erwachsenensexualität ausgestattet ist,
sondern mit der aus seiner eigenen Kindheit stammenden infantilen Sexualität“ (Laplanche
2009: 530). Die Große ist zwar Mutter, aber für das Kind wird sie erst im Laufe seiner
Entwicklung, nachträglich, zu dem, was wir unter Mutter begrifflich und emotional
alles fassen.
8 „Ganz offensichtlich bedeutet Perversion mehr als einfach nur ‚unnatürliche‘ Kopulation.
Sie ist vielmehr das Reich des Künstlichen, des Virtuellen, das Gebiet genetischer
Manipulation, von Brandopfern und Genoziden, kapitalistischen Fetischen, alptraumartig
veränderten Körpern und Klonexperimenten. Die meisten dieser Phänomene durchzieht
eine verleugnete Grausamkeit und Destruktivität oder eine grässliche Entfremdung“
(Stein 2006: 22).
9 Es hat mich die Aufforderung, beispielsweise von Bewährungshelfern, immer wieder
verwundert, der pädosexuelle Mann solle mit einer Frau oder einem homosexuellen Mann
eine Beziehung suchen, um von seiner Neigung loszukommen oder wenigstens einen Beweis
zu liefern, dass er es versucht.
Dr. med. Herbert Gschwind
Adalbertstr. 12 A
60486 Frankfurt am Main